Vierschanzentournee Karl Geiger soll den deutschen Tournee-Fluch brechen

Oberstdorf · Seit 17 Jahren warten die deutschen Skispringer auf einen Sieg bei der Vierschanzentournee. Vor der am Samstag beginnenden 67. Auflage ruhen die Hoffnungen vor allem auf Karl Geiger, den in Oberstdorf ein emotionales Heimspiel erwartet.

 Karl Geiger

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Die Allgäuer Heimat empfing Karl Geiger mit offenen Armen und strahlendem Sonnenschein. Bei besten Bedingungen durften sich die deutschen Skispringer und ihr Senkrechtstarter auf den Auftakt der 67. Vierschanzentournee im Hexenkessel von Oberstdorf einstimmen. Dort beginnt mit der Qualifikation am Samstag die Jagd auf den ersten Tournee-Heimsieg seit 17 Jahren - und vor allem auf dem vor Selbstbewusstsein strotzenden Geiger ruhen auf "seiner" Schanze große Hoffnungen.

"Das letzte Weltcup-Wochenende in Engelberg war wirklich der Hammer. Mein erster Weltcupsieg hat mir noch einmal richtig Selbstvertrauen gegeben", sagt der 25-Jährige, dem zuzutrauen ist, den deutschen Tournee-Fluch endlich zu brechen: "Es hat sich gezeigt, dass ich ganz vorne landen kann, wenn alles zusammenpasst."

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Die Form ist da, der Kopf ist klar - jetzt sollen die Schattenbergschanze, die Geiger in- und auswendig kennt, und viele bekannte Gesichter unter den 25.000 Fans im Wettkampf am Sonntag (Start wie die Qualifikation um 16.30 Uhr) die restlichen Prozent herauskitzeln. "Familie, Freunde und Bekannte unter den Zuschauern zu wissen, ist einfach ein tolles Gefühl", sagt Geiger, der sich nicht den ganz großen Druck machen will: "Tournee hin, Tournee her, ich werde mich weiterhin auf jeden einzelnen Wettkampf fokussieren. Was am Ende rauskommt, hängt von vielen Kleinigkeiten ab, die man nicht beeinflussen kann."

Auch Bundestrainer Werner Schuster sieht die nötige Vorarbeit nach kurzer Weihnachtspause als erledigt an: "Wir haben alles für eine erfolgreiche Tournee getan, wollen mutig und frech agieren, unsere Chancen nutzen. Von der Unterstützung unserer Fans können sich die Aktiven tragen lassen."

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Angesichts der mächtigen Konkurrenz mit Weltcup-Überflieger Ryoyu Kobayashi aus Japan und dem polnischen Titelverteidiger Kamil Stoch, der die vergangenen fünf (!) Tourneespringen gewonnen hat, weiß Schuster, dass der Weg zum ersten deutschen Gesamtsieg seit Sven Hannawald 2001/02 brutal schwer wird: "Der Erfolgshunger ist groß, aber wir haben gelernt, nichts zu erzwingen. Wir haben ein paar Springer in guter Position, stellen aber nicht den Topfavoriten." Die Bedeutung des Auftakts in Oberstdorf ist dem Österreicher bewusst: "Traditionell müssen schon nach dem ersten Springen viele Favoriten ihre Hoffnungen begraben. Andere nutzen ein gutes Abschneiden, um in den Tournee-Flow zu kommen, der vieles möglich machen kann."

Auf der einstigen Schanze der Deutschen - von 1992 bis 2002 sah Oberstdorf acht Siege der DSV-Adler, danach nur noch einen Sieg durch Severin Freund 2015 - ist rein statistisch ein Auftakterfolg keine Pflicht, um letztlich am 6. Januar in Bischofshofen vorne zu liegen. Seit 1993 holten nur zehn von 25 Auftaktsiegern den Gesamterfolg. Ernüchternd die deutsche Bilanz: Von den neun letzten Oberstdorf-Siegern setzte sich nur Hannawald 2001/02 durch.

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Jetzt lässt nicht nur Geiger darauf hoffen, dass der Traum vom Tourneesieg nicht schon am Schattenberg zerschellt. Olympiasieger Andreas Wellinger, 2017/18 Zweiter, gehört trotz mäßiger Vorleistung zu den Favoriten. Überraschungsmann Stephan Leyhe, dem "das Skispringen selten so viel Spaß gemacht hat wie in den letzten Monaten", könnte zum Joker werden, der WM-Dritte Markus Eisenbichler müsste nur endlich mal sein riesiges Potenzial abrufen.

Sorgen-Adler bleiben Richard Freitag und Freund. Freitag, im Vorjahr als Tournee-Topfavorit in Innsbruck schwer gestürzt, musste nach Rückschlägen eine Trainingspause einlegen, sagt aber: "Jetzt fühle ich mich gut und bereit." Ex-Weltmeister Freund gibt zu, dass die "Four Hills" nach langer Verletzungspause "für mich in diesem Jahr einen Ticken zu früh kommen" könnten.

(lt/sid)
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