Vierschanzentournee Tande gewinnt Windlotterie — Eisenbichler zieht Niete

Innsbruck · Skispringer Markus Eisenbichler hat im Windchaos von Innsbruck alle Chancen auf einen Podestplatz bei der 65. Vierschanzentournee verspielt. Der 25-Jährige kam bei dem nach einem Durchgang abgebrochenen Bergisel-Springen nur auf den 29. Rang und rutschte in der Gesamtwertung auf den sechsten Platz ab.

Markus Eisenbichler wurde weit zurückgeworfen.

Markus Eisenbichler wurde weit zurückgeworfen.

Foto: rtr, DE/MDA

Markus Eisenbichler nahm seinen bösen Absturz in der Wind-Lotterie von Innsbruck mit einem bitteren Lachen hin, dann stapfte der 25-Jährige enttäuscht aus dem Auslauf: An einem chaotischen Tag am Bergisel hat die deutsche Skisprung-Hoffnung mit einem desolaten 29. Rang alle Chancen auf das Podest bei der Vierschanzentournee verspielt. Der Sieg ging nach nur einem Durchgang an den Norweger Daniel Andre Tande, der auch in der Gesamtwertung die Führung übernahm.

"Wehe, die brechen ab", hatte Eisenbichler nach seinem schwachen Hüpfer auf 112,0 m noch gesagt, doch wenig später setzte die Jury dem widrigen Treiben ein Ende. "Es ist einfach blöd gelaufen. Ich ärgere mich aber vielmehr, dass ich zu früh am Tisch war. Mal hat man es gut, mal hat man es schlecht", sagte Eisenbichler.

Für Freund ist die Tour beendet

Starker Wind hatte immer wieder zu Verzögerungen geführt, der erste Durchgang war erst nach 98 Minuten beendet. Vom Krankenlager aus beobachtete Severin Freund das Geschehen. Der Weltmeister trat nach einer ohnehin verkorksten ersten Tournee-Hälfte wegen eines grippalen Infekts schon vor dem Wettkampf die Heimreise an.

Der schon in Garmisch siegreiche Tande zog in der Wind-Lotterie das große Los, segelte auf starke 128,5 m und gewann vor seinem Landsmann Robert Johansson, dessen bestes Ergebnis bis dahin ein 13. Platz gewesen war. Dritter wurde nicht weniger überraschend der Russe Jewgeni Klimow. In der Gesamtwertung zog Tande mit 710,3 Punkten sowohl am zuvor führenden Kamil Stoch (Polen/708,6) als auch am Österreicher Stefan Kraft (693,7) vorbei.

Stoch war in der Probe gestürzt, trat mit schmerzverzerrtem Gesicht an und rettete zumindest Rang vier. "Ich kann meinen Arm kaum bewegen, dennoch bin ich glücklich", sagte der Doppel-Olympiasieger. Kraft war geschwächt von einer Virusinfektion vom Bakken gegangen und musste sich mit dem 18. Rang begnügen. "Das war ein Scheißtag", sagte der Austria-Adler kurz und knapp. Tande wünschte beiden für das Tournee-Finale am Freitag in Bischofshofen gute Besserung.

Eisenbichler (669,0 Punkte) rutschte derweil in der Tournee-Wertung vom vierten auf den sechsten Rang ab. "Die Leistung war okay, das Resultat leider nicht", sagte Bundestrainer Werner Schuster, der in Stephan Leyhe (Willingen) auf Rang elf seinen besten Athleten hatte: "Auch Markus hat eigentlich einen ganz guten Sprung erwischt. Es ist etwas sonderbar, dass er und auch Stefan Kraft bei solchem Rückenwind losgeschickt wurden."

Kritik an der Jury gab es von mehreren Seiten. "Die Ampel ging von Rot auf Grün auf Rot. Ich habe schon einiges erlebt, aber so etwas noch nicht", sagte der viermalige Olympiasieger Simon Ammann aus der Schweiz: "Eigentlich ist es ein Witz, tut mir leid. Schade, wirklich schade."

Huber verweigert Start

Der Österreicher Stefan Huber verweigerte sogar einen Start, obwohl die Ampel grünes Licht zeigte. "Ich verstehe die Jury nicht", sagte sein Nationaltrainer Heinz Kuttin im ORF: "Wenn so starke Böen kommen, und der Trainer die Verantwortung hat, kann man nur schwer eine Entscheidung treffen." Auch Schuster sagte, dass es "weder den Sportlern noch den Betreuern noch den Zuschauern" Spaß gemacht habe.

Andreas Wellinger (Ruhpolding), Karl Geiger (Oberstdorf) und Richard Freitag (Aue), der 2015 in Innsbruck gesiegt hatte, belegten am Ende die Ränge 13, 15 und 28. Im offiziellen Bergisel-Ergebnis rückte das Trio noch Plätze nach vorne, da alle Verlierer der K.o.-Duelle trotz besserer Punktzahl nicht in die Wertung eingingen.

Freund hatte bereits nach der Qualifikation die Heimreise angetreten. "Jetzt heißt es warm einpacken, Füße hochlegen und auskurieren", sagte der Niederbayer, der sich nun ganz auf die WM in Lahti (22. Februar bis 5. März) konzentrieren kann. Auch der Österreicher Michael Hayböck, bis dahin Sechster der Gesamtwertung, fehlte erkrankt.

Zeit zum Durchschnaufen bleibt Eisenbichler und Co. kaum. Schon am Donnerstag (16.45/ZDF und Eurosport) steht in Bischofshofen die Qualifikation für das Finale auf dem Programm. Eisenbichler rechnet sich dort viel aus: "Die Schanze liegt mir, das ist eine für Flieger."

(sid)
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