Tournee-Triumphator Stoch steht in Polen auf einer Stufe mit Lewandowski

Bischofshofen · Nicht einmal ein Sturz konnte ihn aufhalten: Kamil Stoch ist mit seinem ersten Triumph bei der Vierschanzentournee in einen elitären Kreis geflogen.

Vierschanzentournee 16/17: Kamil Stoch springt in Bischofshofen zum Gesamtsieg
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Stoch springt in Bischofshofen zum Gesamtsieg

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Foto: rtr, DE/MDA

Ein Kamil Stoch kennt keinen Schmerz. Zumindest, wenn es um den lang ersehnten Triumph bei der Vierschanzentournee geht: Nur zwei Tage nach seinem Sturz in Innsbruck biss der Pole die Zähne zusammen, flog trotz Schmerzen im linken Arm zu seinem ersten Tournee-Titel und damit in einen elitären Skisprung-Kreis.

"Ich muss nicht der Beste sein. Mir reicht es, wenn ich nach einem Sprung happy bin", hatte Stoch noch vor der Tournee gesagt. Zehn Tage später ist er der Beste, beinahe sogar der Beste der Geschichte. Vier der fünf großen Trophäen der Skisprung-Welt hat der 29-Jährige nun gesammelt, alle fünf hat bislang nur der Finne Matti Nykänen in seiner Vitrine stehen.

Weltmeister? Wurde Stoch 2013. Olympiagold im Einzel? Folgte 2014, sogar doppelt. Der Gesamweltcup? Ging ebenfalls 2014 an Stoch. Nun also die Tournee. Fehlt nur noch Gold bei der Skiflug-WM, die nächste steht 2018 in Obertstdorf auf dem Programm. "Kamil weiß, wie man die ganz großen Dinger gewinnt", sagt Bundestrainer Werner Schuster.

Dabei war dem Perfektionisten zuletzt das Fluggefühl abhanden gekommen. Der Spät(durch)starter hatte erst 2011 - nach sieben Jahren im Weltcup - sein erstes Springen gewonnen. Zwei Monate vor dem Rücktritt seines großen Landsmannes Adam Malysz war das, die Thronübergabe von König Adam zu Kaiser Kamil klappte fließend. Doch nach all den Titeln verschwand Stoch 2014 wieder im Mittelmaß.

Horngacher macht Stoch zum Siegspringer

Dort holte ihn im Sommer Stefan Horngacher ab. Der Österreicher, bis dahin Assistent des deutschen Bundestrainers Schuster, machte Stoch als Nationaltrainer in Rekordzeit flott. "Stefan hat einiges in unserem System geändert", sagt Stoch. Bei ihm reichte es, dass Horngacher die Anlaufposition korrigierte - "das war der entscheidende Punkt".

Horngachers diagnostische Fähigkeiten fehlen nun den Deutschen. "Er kann alles: Technik, Material, Menschenführung", sagt DSV-Chefcoach Schuster über seinen Landsmann: "Er kennt die Polen, hat sie im Junioren-Bereich schon einmal betreut. Die himmeln ihn an, für sie ist er der Skisprung-Gott."

Eine Liebesbeziehung, die der Tournee-Sieg noch intensivieren dürfte. Als zweiter Pole nach Adam Malysz (2000/01) triumphierte der Mann aus Zakopane beim Ritt über die vier Schanzen, in der Heimat steht er längst auf einer Stufe mit Fußball-Star Robert Lewandowski. Der Torjäger von Bayern München war 2015 zum Sportler des Jahres in seiner Heimat gewählt worden, Stoch ein Jahr zuvor.

In diesem Jahr dürfte Stoch wieder die Nase vorne haben. Dabei sind Titel dem auch bei seinen Kollegen beliebten Polen gar nicht mal so wichtig. "Ich muss nicht immer gewinnen", sagt Stoch. Manchmal reicht es schließlich, einfach zu siegen.

(sid)
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