Vierschanzentournee in Oberstdorf Schlierenzauer freut sich über Konkurrenz

Oberstdorf · Der Österreicher ist Titelverteidiger bei der Vierschanzentournee der Skispringer. Diesmal wird dem 22-Jährigen das Siegen vermutlich schwerer gemacht. Das erste Springen findet am Sonntag in Oberstdorf statt.

Vierschanzentournee 11/12: Schlierenzauer jubelt über Gesamtsieg
8 Bilder

Vierschanzentournee 11/12: Schlierenzauer jubelt über Gesamtsieg

8 Bilder

Der Bus der österreichischen Skispringer steht auf dem Parkplatz vor dem "Oberstdorf", einem Vier-Sterne-Hotel mit 800 Quadratmeter großer "Alpen-Wellnesswelt" und herrlicher Aussicht über das Oberallgäu. Mit seinen verdunkelten Scheiben, seinen Aufschriften ("Die Adler kommen") und den Bildern der Stars sieht der Bus aus wie das Gefährt einer Rockband. Seit vier Jahren rocken die Österreicher die Vierschanzentournee, wie es ihnen beliebt. Und Gregor Schlierenzauer ist ihr Frontmann.

Ein guter Musiker wäre aus ihm wohl nicht geworden, denn auf dem linken Ohr ist er von Geburt an taub. In seinem Sport hingegen gibt es keinen Besseren, als den schmalen Kerl aus Fulpmes im Stubaital. Er ist der erste Anwärter auf den Sieg bei der 61. Tournee von Oberstdorf über Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck hinüber nach Bischofshofen im österreichischen Bundesland Salzburg. Der Wettanbieter "bwin" listet ihn mit einer Quote von 3:1 vor seinem Landsmann Andreas Kofler (4,5:1).

Pointner treibt Team zu Höchstleistungen

Austrias Teambus war nicht immer ein Hort der Eintracht. Zu unterschiedlich, zu sehr auf sich fixiert waren oftmals die Akteure. Es war eine große Leistung von Trainer Alexander Pointner, die Gruppe so zu moderieren, dass Jahr für Jahr herausragende Leistungen heraussprangen. Vor allem Schlierenzauer galt als schwierig. "Heute denkt er nicht mehr nur an sich, sondern lässt auch die Leute um sich herum leben", sagte Pointner unlängst.

Mit dem Alter hat das etwas zu tun, mit den Erfolgen und mit der Tatsache, dass er im vergangenen Jahr unter einer Knieverletzung litt und ihm erstmals klar wurde, wie schnell es vorbei sein kann mit dem ständig wachsenden Ruhm und der Ehre. Erwachsener und routinierter sei er geworden, sagt Schlierenzauer. Gelassenheit und Geduld habe er sich angeeignet.

Den Österreichern — und der ganzen Tournee — tut es gut, dass sie sich in diesem Winter nicht mehr nur mit der Konkurrenz im eigenen Lager befassen müssen. Im deutschen Team ist ihnen ein Rivale erwachsen, der zwar noch nicht auf Augenhöhe ist, aber zumindest Risse in die scheinbar betonierte Hierarchie bringt. "Hoffentlich sind sie bei der Tournee gut", sagte Schlierenzauer über die Deutschen, "das wäre gut für den Sport."

Schlierenzauer ist bereits neunmaliger Weltmeister

Schlierenzauer hat im zarten Alter von 22 Jahren fast alles erreicht, was es in diesem von vielen für den Laien kaum zu erkennenden Details geprägten Sport zu erreichen gibt. Olympiasieger mit dem Team war er vor knapp drei Jahren in Vancouver, neun goldene WM-Medaillen sammelte er seit 2007. Und im vergangenen Jahr gelang ihm endlich der Sieg bei der Vierschanzentournee, mit dem er sich einen Kindheitstraum erfüllte.

In der aktuellen Saisonwertung führt Schlierenzauer knapp vor Severin Freund (Rastbüchl). Sein Landsmann Andreas Kofler und der 17-jährige Ruhpoldinger Andreas Wellinger folgen. Drei der sieben Wettbewerbe des Winters konnte der Tiroler für sich entscheiden, darunter das letzte Springen vor der Tournee in Engelberg (Schweiz).

43 Weltcup-Wettbewerbe hat Schlierenzauer gewonnen, seit er im Alter von 16 Jahren in Lillehammer zum ersten Mal ganz oben auf dem Podest stand. Nur Matti Nykänen (46 Siege) thront in der "ewigen Rangliste" noch über dem Österreicher. Es ist denkbar, dass er den Finnen am 4. Januar am Innsbrucker Bergisel, in seinem Wohnzimmer also, einholt.

Persönlich kennen sich die beiden nicht. Auf einem Flughafen seien sie sich mal über den Weg gelaufen, erinnert sich Schlierenzauer. Nykänen, der lange unter Alkoholproblemen litt, sei "ziemlich rauschig" gewesen.

(RP/spol)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort