Horrorsturz Hilde: "Ich habe zu viel riskiert"

Oberstdorf · Bruchpilot Tom Hilde kann wieder lachen - trotz eines gebrochenen Rückenwirbels und unzähliger Schürfwunden im Gesicht und am ganzen Körper. Zwei Tage nach seinem Horrorsturz beim Auftaktspringen der 60. Vierschanzentournee in Oberstdorf nahm der Norweger die Schuld für den Unfall auf seine Kappe und erklärte seine Saison für beendet.

Vierschanzentournee 11/12: Tom Hilde ist ganz verbeult
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"Ich habe zuviel riskiert, um noch die Extrameter herauszuholen. Ich kann mich an fast alles erinnern, aber ein paar Sekunden fehlen mir", sagte Hilde am Neujahrstag in Garmisch-Partenkirchen: "Der momentane Stand ist, dass ich diese Saison nicht mehr springe."

Hilde präsentierte sich zwar mit blauem Auge und großen Wunden im Gesicht, seinen Humor hatte er aber nicht verloren. "Ein Wirbelbruch ist gar nicht so schlimm und schmerzhaft, wie das vielleicht klingt", sagte der 24-Jährige und setzte sein schönstes Lächeln auf.

Viel mehr ärgert sich der Bruchpilot über den Anfängerfehler, der zum Sturz geführt hat. "Das war ein mieses Gefühl. Das war, als ob ein Fußballer einen Elfmeter verschießt und sich dabei den Rücken bricht", sagte der Tournee-Dritte des Vorjahres.

Hilde war am Freitag unmittelbar nach der Landung ins Straucheln geraten und mit dem Kopf vorneweg den Hang hinuntergerutscht. "Ich habe viel Schnee in den Mund bekommen und konnte nur schwer atmen", sagte der Norweger, der erst nach einer 30 Metern langen Rutschpartie und einem Überschlag benommen liegen blieb. Sanitäter waren unmittelbar zur Stelle und fixierten den Unglücksraben auf einem Schlitten. Noch im Stadion winkte Hilde den verstummten Zuschauern zu.

Am Tag nach der Entlassung aus dem Krankenhaus fühlte sich Hilde "sehr gut", spürte aber die Schmerzen im Rücken noch deutlich. Als er unmittelbar nach dem Unfall in die Klinik kam, konnte er sich zwar bewegen, durfte das aber nicht. "Das ist für einen Top-Athleten natürlich eine harte Nachricht und alles wird ganz düster. Aber in den 24 Stunden danach gab es nur noch gute Neuigkeiten. Eine Operation war nicht nötig", sagte der viermalige Vizeweltmeister.

Selbst die Teilnahme am Silvester-Essen der norwegischen Mannschaft stellte kein Problem dar. "Das zeigt, was für ein Teamplayer er ist. Es hat alle sehr gefreut, dass er dabei war", sagte der norwegische Sportdirektor Clas Brede Braathen. Und Hilde ergänzte: "Es haben sich alle viele Sorgen gemacht. Ich habe viele Nachrichten bekommen, das hat mir sehr geholfen, mich mit der Situation abzufinden."

Das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen sah sich Hilde vom Hotelbett aus an. Bereits am Montag geht es zurück nach Norwegen, wo weitere Untersuchungen anstehen. "Vor allem Rücken und Knie werden durchgecheckt", sagte Hilde, der in der nächsten Saison in den Weltcup zurückkehren möchte und keine Folgen fürchtet: "Ich werde mich sicher immer daran erinnern, aber deswegen nicht schlechter springen. Mental wird das keinen Einfluss haben."

(sid)
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