Comeback in Kuusamo Severin Freund steht vor dem Ende seiner Leidenszeit

Kuusamo · Endlich Schnee: Severin Freund kehrt am Freitag nach 689 Tagen und zwei Kreuzbandrissen in den Skisprung-Weltcup zurück. Der Ort seines Comebacks ist weise gewählt.

Severin Freund – Skispringer, Olympiasieger, Weltmeister
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Das ist Severin Freund

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Foto: dpa/Daniel Karmann

Severin Freund hat drei große Lieben in seinem Leben: Caren, seine Ehefrau. Johanna, seine sieben Wochen alte Tochter. Und Kuusamo, seine Lieblingsschanze. Wenn Freund am Freitag nach 689 Tagen am Polarkreis in den Skisprung-Weltcup zurückkehrt, könnte der Schauplatz also kaum besser gewählt sein. "Ich kenne mich auf der Schanze richtig gut aus. Das ist der richtige Ort für das Comeback", sagt der Weltmeister von 2015 vor seinem mit Spannung erwarteten Einstieg in den WM-Winter.

Schon im November 2016 hatte Freund in Kuusamo ein Comeback gegeben, damals holt er nach seiner Hüft-Operation völlig überraschend seinen 22. Weltcup-Sieg. Auch vier Jahre zuvor hatte er auf der Rukatunturi-Schanze gewonnen, wurde 2016 zudem Zweiter, 2014 Dritter. "Es gibt dort für Severin einen starken emotionalen Joker", sagt Bundestrainer Werner Schuster, der am Mittwoch sein offizielles Aufgebot bekannt gab - mit Freund.

Einen Sieg schließt Freund diesmal aus. Zu lange war er zum Zuschauen verdammt, zu groß sind die Nachwirkungen der zwei Kreuzbandrisse. Schuster sprach beim Weltcup-Auftakt in Wisla zwar von "einer stark steigenden Formkurve" des Team-Olympiasiegers. Doch der 30 Jahre alte Freund stapelt betont tief. "Ein Platz unter den ersten 25 wäre schon ein Erfolg für mich", sagte er der „Sport Bild“.

Freund freut sich wie ein kleines Kind auf die Qualifikation am Freitag (18.00 Uhr/Eurosport). Zwar liegt auch am Polarkreis bislang nur Kunstschnee, doch das reicht, um den Puls in die Höhe zu treiben. "Ich freue mich wahnsinnig auf die erste Schneelandung. Bei mir weiß man ja, dass es doch ein bisserl länger her ist", sagte Freund vor dem Abflug.

"Länger her" ist beinahe untertrieben. Am 3. Januar 2017 belegte Freund in der Qualifikation von Innsbruck nur den 47. Platz, am nächsten Morgen stieg er wegen eines grippalen Infekts aus der Vierschanzentournee aus. Drei Wochen später zog er sich seinen ersten Kreuzbandriss zu. Es begann eine Leidenszeit mit vielen Stunden in der Reha. Ans Aufgeben dachte er dabei aber nie.

Was also ist möglich für den Rückkehrer? "Die Tournee wird für mich zu früh kommen, da bin ich Realist genug. Bis zur WM kann sich schon noch was entwickeln", sagt Freund. Bei den Titelkämpfen in Seefeld Ende Februar will der ehemalige Gesamtweltcup-Gewinner wieder in der Weltspitze mitmischen. Die Voraussetzungen dafür sind geschaffen. "Es läuft ganz gut bei Severin, er ist körperlich wieder fit. Unser Plan war gut", sagt Schuster.

Und vielleicht gibt ja auch der Gedanke an die kleine Johanna dem Papa den Extra-Kick. Der ehemalige Tournee-Sieger Dieter Thoma erklärte am Wochenende in der ARD, er sei nach der Geburt seines ersten Sohnes "geflogen wie eine Feder". Severin Freund dürfte es gehört haben, schließlich saß er als Zuschauer vor dem Fernseher. Zum hoffentlich letzten Mal.

Das deutsche Aufgebot für den Skisprung-Weltcup in Kuusamo: Markus Eisenbichler (Siegsdorf), Richard Freitag (Aue), Severin Freund (Rastbüchl), Karl Geiger (Oberstdorf), Stephan Leyhe (Willingen), David Siegel (Baiersbronn), Andreas Wellinger (Ruhpolding)

(sid/old)
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