„Haben Lunte gerochen“ Geiger in Garmisch auf Granerud-Jagd

Oberstdorf · Nach dem starken Auftakt bei der Vierschanzentournee reisen die DSV-Adler um Karl Geiger mit großen Zielen nach Garmisch. Die Jagd auf Spitzenreiter Granerud hat begonnen.

Vierschanzentournee 2022/23: Das Skisprung-ABC - Kuriose Fakten
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Das Skisprung-ABC zur Vierschanzentournee 2022/23

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Foto: dpa/Daniel Karmann

Karl Geiger verließ seine Heimatstadt mit einem breiten Grinsen, Bundestrainer Stefan Horngacher hatte reichlich Kampfeslust im Gepäck: Als die deutschen Skispringer am Freitagmittag nach ihrem starken Auftritt beim Oberstdorfer Auftakt der Vierschanzentournee in Richtung Garmisch-Partenkirchen aufbrachen, war die Stimmung bestens. „Die große Anspannung ist weg, ich bin auf Schlagdistanz“, stellte Geiger gut gelaunt fest: „Und da will ich jetzt in Garmisch weitermachen.“

Als Jäger des verlorenen Goldadlers treten die DSV-Athleten zum Neujahrsspringen am Sonntag (Qualifikation am Samstag, jeweils 14.00 Uhr/ARD und Eurosport) an. Geiger als Vierter des Gesamtklassements, Andreas Wellinger als Sechster. „Wir sind dran und haben Lunte gerochen“, sagte Horngacher nach dem packenden Auftakt vor 25.000 Zuschauern im Hexenkessel von Oberstdorf mit tiefer Genugtuung: „So habe ich mir das vorgestellt - voll dabei sein und dann während der Tournee steigern.“

Vierschanzentournee 2023/24: Kader der deutschen Skispringer- Geiger und Co
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Die deutschen Skispringer bei der Vierschanzentournee

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Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Zwischen Geiger, Wellinger und dem ersten deutschen Tourneesieg seit Sven Hannawald vor 21 Jahren könnte allerdings ein unüberwindbares Hindernis stehen: Der Norweger Halvor Egner Granerud sprang in Oberstdorf in einer anderen Liga, hat umgerechnet siebeneinhalb Meter Vorsprung auf den zweitplatzierten Polen Piotr Zyla, mehr als zehn auf Geiger. Doch, um den heutigen Bundesfinanzminister zu bemühen: Auch im Skispringen sind derartige Probleme nur dornige Chancen - den Gesamtsieg haben die DSV-Adler keinesfalls abgeschrieben.

„Der Granerud hat sich den großen Rucksack abgeholt, den muss er jetzt mitschleppen. Wir werden im Hintergrund Gas geben“, sagte Horngacher. Und auch Geiger verspricht dem Spitzenreiter einen harten Kampf in Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck (4. Januar) und Bischofshofen (6. Januar): „Das muss er erstmal durchbringen. Die Tournee hat ihre eigenen Regeln“, sagte er: „Wenn er sich Fehler erlaubt, werden andere in den Startlöchern stehen.“

Dass der „Karle“ nach großen Problemen wieder der Alte ist, war für Horngacher am Tag zwischen Oberstdorf und Garmisch die wichtigste Erkenntnis. „Das ist erstmals der Wettkampf-Geiger in dieser Saison gewesen, er ist in seinem Schema, das stimmt mich sehr glücklich“, sagte Horngacher. Geiger, den in seiner Oberstdorfer Heimat die Rückkehr der Zuschauermassen nach dürren Corona-Jahren sichtlich beflügelte, atmete auf: „Ich habe gesagt, wenn ich in Oberstdorf gut springe, kann ich auch für die anderen Schanzen optimistisch sein - so ist es gekommen.“

Weil auch Wellinger („Ich habe einen Riesenschritt gemacht“) und Senkrechtstarter Philipp Raimund nach seinem starken 14. Platz obenauf sind, ist Geiger ab Garmisch keineswegs ein Alleinunterhalter. Doch abgesehen von diesem Trio zeigte sich mehr als die Hälfte des DSV-Teams nicht in Tourneeform.

Der frühere Gesamtdritte Stephan Leyhe (20.), der hoch veranlagte Constantin Schmid (29.), vor aber allem Markus Eisenbichler (33.) und Pius Paschke (41.) waren auf der Riesenbühne des Skispringens nicht wirklich konkurrenzfähig. „Es war Druck da. Und ein paar sind zerschellt“, lautete Horngachers bitteres Fazit.

Der völlig ratlose Eisenbichler stellte gar für sich in Frage, überhaupt in Garmisch anzutreten - was Horngacher aber abbügelte. „Es geht darum, Wettkämpfe zu bestreiten und sich zu verbessern. Außerdem ist er wichtig für die anderen Jungs.“

(sid/old)
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