Vierschanzentournee beginnt am Wochenende DSV-Adler sind bereit zum Angriff auf Schlierenzauer

Oberstdorf · Severin Freund an der Spitze, Andreas Wellinger in der Hinterhand: Die deutschen Skispringer gehen mit breiter Brust in die 62. Vierschanzentournee, reichen die Favoritenrolle aber weiter. Abschied nehmen wird Martin Schmitt.

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Foto: dpa, Daniel Karmann

Beim letzten Hurra für Martin Schmitt soll die neue deutsche Skisprung-Generation die Kohlen aus dem Feuer holen. Während der frühere Seriensieger bei der am Wochenende beginnenden 62. Vierschanzentournee seinen wohl letzten Auftritt auf ganz großer Bühne hat, wollen seine Nachfolger um Severin Freund und Andreas Wellinger den Topfavoriten Gregor Schlierenzauer und Kamil Stoch kräftig einheizen.

"Mindestens zehn Leute können die Tournee gewinnen. Ich denke, dass auch zwei von uns dazu gehören", sagte Bundestrainer Werner Schuster, der den WM-Vierten Freund als "heißeste Aktie" in seiner Mannschaft sieht. Letzter deutscher Gesamtsieger war Sven Hannawald bei seinem legendären Vierfach-Triumph 2001/2002, anschließend übernahmen die Rivalen aus Österreich mit zuletzt fünf Erfolgen in Serie das Kommando.

Die Chancen auf einen deutschen Coup stehen aber nicht schlecht. Fünf Podestplätze gab es in diesem Winter bereits, darunter Freunds Sieg in Lillehammer und zwei zweite Ränge durch den 18 Jahre alten Wellinger. "Wenn ich stark springe, bin ich ganz vorne dabei", sagte Freund, der gleich am Sonntag in Oberstdorf (16.30 Uhr/ARD und Eurosport) Taten folgen lassen will. Vergangenes Jahr war der 25-Jährige dort Dritter geworden, am Ende reichte es dennoch nur zu Rang 13 der Gesamtwertung.

"Wir brauchen einen guten Start. Das ist die halbe Miete. Zuletzt hatten wir das, haben es aber nicht durchgezogen", meinte Schuster. Dem WM-Vierten Freund traut der Bundestrainer gerade beim Auftakt auf der Schattenberg-Schanze viel zu. Ein Tagessieg wäre das Ende einer langen Durststrecke: Seit Hannawalds Erfolg am 29. Dezember 2002 in Oberstdorf stand kein DSV-Adler bei einem Tournee-Springen ganz oben auf dem Treppchen. Ebenfalls noch auf dem Zettel hat Schuster den zuletzt angeschlagenen Richard Freitag.

Ein anderer Großer seiner Zunft geht dagegen auf Abschiedstour. Für den 35 Jahre alten Martin Schmitt wird die 18. Tournee seiner Karriere auch die letzte. "Ich will mich in einer guten Verfassung präsentieren. Letzten Winter ist das ja ganz gut gelungen", sagte der Gesamt-Zehnte des Vorjahres. Dennoch droht dem viermaligen Ex-Weltmeister eine "Zwei-Schanzen-Tournee". Nach dem Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen muss Schuster sein Aufgebot von 13 auf sieben Athleten reduzieren.

Als Topfavorit gilt aber Schlierenzauer, der als zweiter Skispringer der Geschichte den "Tournee-Hattrick" schaffen kann. Drei Gesamtsiege in Folge waren bislang nur dem Norweger Björn Wirkola zwischen 1967 und 1969 gelungen. "Ich kann sicherlich auch gewinnen, mache mir da aber weniger Gedanken als die Experten", sagt der 23-Jährige bescheiden. Der Konkurrenz bleibt die Hoffnung, dass der Österreicher sein Hauptaugenmerk auf die Olympischen Spiele im Februar richtet.

Genug Verfolger gibt es jedenfalls. Etwa der polnische Weltmeister Stoch, der immerhin als Führender im Gesamtweltcup zur Tournee reist. Oder der Japaner Taku Takeuchi, zu Saisonbeginn in überragender Form. Und natürlich Simon Ammann, der viermal Olympia-Gold gewann, aber noch nie die Tournee. "Ich glaube, dass ich eine kleine Chance habe", sagte der Schweizer: "Sobald ich rieche, dass es möglich ist, werde ich kämpfen."

Vor dem Fernseher Nägel kauen wird derweil wie in jedem Jahr Sven Hannawald. "Ich habe nach wie vor die Hoffnung, dass ich der einzige Springer mit vier Siegen bleibe", sagte der 39-Jährige. Zumindest dieses Kunststück dürfte auch für die neue deutsche Skisprung-Generation noch eine Nummer zu groß sein.

(sid)
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