Noch einmal Puls in Planica Karl Geiger fliegt in Slowenien um die Kristallkugel
Planica/Köln · Der Wintersport verabschiedet sich im Frühling mit einem letzten Höhepunkt: Karl Geiger greift beim Skifliegen in Planica nach dem Gesamtweltcup. 66 Punkte muss er dafür auf den Führenden Ryoyu Kobayashi aufholen.
Bei Bratwurstduft, Frühlingsgefühlen und fast 20 Grad muss Karl Geiger an seinem Sehnsuchtsort ein letztes Wintermärchen in dieser schier endlosen Saison heraufbeschwören. „Wir sind alle nicht mehr fit, aber beim Skifliegen geht der Puls noch einmal hoch", sagte der Oberstdorfer, der auf der Riesenchance im slowenischen Planica ab Freitag nach dem Gesamtweltcup greift: „Darauf freue ich mich noch einmal richtig – das macht großen Spaß."
Planica, da war doch mal was mit Geiger? Da war sogar einiges: Im Dezember 2020 wurde der Allgäuer auf der legendären Letalnica im Tal der Schanzen sensationell Skiflug-Weltmeister, gewann im folgenden März beim Weltcup an gleicher Stelle beide Einzelfliegen sowie mit dem Team. „Ich mag die Schanze sehr gerne", sagt Geiger vor dem traditionellen Volksfest der slowenischen Skisprung-Fans.
Der Schauplatz der kommenden Nordisch-WM im Frühjahr 2023 könnte also der ideale Ort für Geiger sein, im Kampf um die erste große Kristallkugel für einen DSV-Adler seit Severin Freund 2015/16 noch einmal die Wende zu schaffen. 66 Punkte liegt er vor dem ersten von noch zwei Einzelwettkämpfen am Freitag (14.00 Uhr/ARD und Eurosport) hinter dem Japaner Ryoyu Kobayashi zurück, 200 Punkte sind noch zu vergeben.
„Ich muss ganz vorne reinspringen, wenn ich das noch holen will, das wird nicht einfach", sagte Geiger, dem das am vergangenen Wochenende in Oberstdorf mit Platz acht und neun nicht gelungen war: „Ich versuche, einfach meine Wettkämpfe zu machen, das Beste rauszuholen. Und irgendetwas wird dann am Sonntag auf der Liste stehen."
Seit mehr als vier Monaten läuft die Saison, kräftezehrende Highlights wie Vierschanzentournee, Olympia und zuletzt Flug-WM liegen hinter den Springern. Dass das Saisonfinale mit drei Stationen im Skifliegen immens fordernd ist, sieht zumindest Markus Eisenbichler aber nicht als Problem an.
„Natürlich ist das eine Belastung. Aber sie haben das Schönste hintendrauf gepackt, das ist eigentlich ganz clever", sagt Eisenbichler: „Wer da sagt, er hat keinen Bock mehr, der soll sich ein anderes Hobby suchen." Auch der Siegsdorfer hat beste Erinnerungen an Planica: 2017 flog er auf der Letalnica mit 248,0 m zum deutschen Rekord und egalisierte diese Marke 2019, als er seinen ersten Weltcupsieg feierte.

Das ist Karl Geiger
Bundestrainer Stefan Horngacher hat ebenfalls noch nicht mit der Saison abgeschlossen, traut Geiger durchaus einen Coup zu: „Da ist sicherlich noch etwas drin. Planica liegt Karl deutlich besser als Oberstdorf."
Für den Österreicher, der 2019 Nachfolger seines Landsmanns Werner Schuster geworden war, sind es die letzten Wettkämpfe, bevor sein Vertrag ausläuft. Die Verantwortlichen im DSV gehen fest davon aus, dass der Wahl-Schwarzwälder Horngacher verlängert.