Desaster für die deutsche Mannschaft Österreich Weltmeister im Teamspringen

Sapporo (RPO). Österreichs Skispringer haben bei der nordischen Ski-WM in Sapporo ihren Weltmeistertitel im Teamwettbewerb verteidigt. Die Mannschaft um Doppel-Olympiasieger Thomas Morgenstern siegte mit deutlichem Vorsprung vor Norwegen und Japan. Deutschlands Springer landeten auf Rang acht.

 Thomas Morgenstern führte seine Mannschaft zum Weltmeisterschaftstitel.

Thomas Morgenstern führte seine Mannschaft zum Weltmeisterschaftstitel.

Foto: AFP, AFP

Als Achter im Quartett schwach wie 14 Jahre nicht und solo auf der Großschanze so schlecht wie nie zuvor: Ohne ihren schwer verletzten Vorflieger Michael Uhrmann waren die deutschen Skispringer bei der Nordischen WM in Sapporo nicht konkurrenzfähig. Einen Tag nach dem Einzel-Triumph des Schweizers Simon Ammann sicherte sich Olympiasieger Österreich auf der Okurayama-Schanze überlegen Team-Gold.

"Uhrmann war nicht zu ersetzen, ohne ihn sind wir dort gelandet, wo wir das ganze Jahr standen", kommentierte Thomas Pfüller die schwächste deutsche Teamleistung seit 1993 (11. bei der WM in Falun) mit düsterer Miene. Der Sportdirektor beeilte sich aber, Trainer Peter Rohwein mit den Worten: "Wir wollen bis 2010 mit ihm weiter arbeiten", erneut den Rücken zu stärken.

Und Rohwein versuchte, die Teampleite und auch das Debakel im Einzel, wo Jörg Ritzerfeld und Martin Schmitt als 15. sowie 30. sprichwörtliche Meilen hinter den Besten herflogen, mit einem Blick in die Zukunft zu entschärfen: "Uhrmann und Neumayer sind verletzt, Späth ist nicht in Form gekommen. Wenn die drei im nächsten Jahr wieder dabei sind, haben wir wieder eine starke Truppe."

Seine aktuelle Truppe aber präsentierte sich als regelrechte "Wundertüte". Schmitt im Einzel indiskutabel, im Team der mit Abstand Stärkste ("Das gibt mir Mut für die kleine Schanze. Da komme ich besser zurecht und rechne mir schon etwas aus."). Ritzerfeld versagte im ersten Teamsprung, war aber im Einzel der stabilste. Dem erst 16 Jahre jungen Tobias Bogner versagten bei den ersten großen Starts seiner Karriere total die Nerven, aber im Training war er mehrfach der Beste. "Aus dieser Erfahrung werde ich lernen, aber ich hätte es gerne besser gemacht", meinte der Youngster.

Und schaute brav über den Zaun, als die Österreicher ihren überragenden Doppel-Olympiasieger Thomas Morgenstern am Ende einer turbulenten Team-Entscheidung auf den Schultern durch das Stadion trugen. Österreich siegte wie erwartet vor Norwegen. Platz drei der einheimischen Japaner war eine kleine Sensation. "Die Japaner haben uns gezeigt, was auch für uns möglich gewesen wäre. Ist schon bitter", konstatierte Zaungast Ritzerfeld.

"Die Medaille schaffe ich auf die Bank. Jetzt sind meine zwei olympischen Goldmedaillen nicht mehr so alleine" bejubelte Simon Ammann nach seinem Großschanzen-Einzelsieg den größten Triumph nach den Olympia-Heldentaten von Salt Lake City 2002. Der erste Schweizer WM-Sieg seit 74 Jahren (Marcel Reymond in Innsbruck 1933) war hauchdünn. Harry Olli lag nur zwei Zehntelpunkte oder umgerechnet 0,11 Meter zurück. Der Finne sprang zwar einen Meter weiter, aber "der Flugstil hat entschieden. Ich muss wohl den Telemark-Aufsprung üben", meinte der trotzdem zufriedene Finne. Skiflug-Weltmeister Roar Ljökelsoy (Norwegen) wurde Dritter.

Der am Mittwoch in Sapporo böse gestürzte Team-Olympiasieger Michael Uhrmann wurde am Samstag in einer Spezialklinik in Murnau am Staffelsee am kaputten Mittelfuß operiert. Die Prognose für die sportliche Zukunft des Familienvaters aus dem Bayerischen Wald ist nicht rosig. "Die Verletzung war doch schwerer als zunächst vermutet. Alle fünf Mittelfußknochen des rechten Fußes mussten operativ wieder in Position gebracht werden", erklärte Teamarzt Christof Rühl. Das bedeutet, dass im Fuß fast alles kaputt war.

"Der Fuß ist nun mal das wichtigste Verbindungsstück zwischen Ski und Kopf. Das ist sicher schlimmer als ein Kreuzbandriss im Knie und eine Garantie kann dir da kein Arzt geben", sagte Uhrmanns Manager Gerd Siegmund dem sid: "Aber daran denkt Uhri nicht, er will im nächsten Winter wieder angreifen" Rohwein schloss einen Rücktritt seines Vorfliegers aus. Uhrmann selbst gab sich in einer ersten Reaktion tapfer: "Mein Fernziel ist die nächste Saison. Ich will erreichen, dass ich im Sommer den Fuß wieder voll belasten und eine gute Vorbereitung auf die nächste Saison machen kann."

(sid)
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