Entscheidung im Zielspurt Graabak schnappt deutschen Kombinierer Rydzek und Rießle ersten Saisonsieg weg

Ramsau am Dachstein/Köln · Nach der letzten Abfahrt vor dem Ziel hatten sich die deutschen Kombinierer Johannes Rydzek und Fabian Rießle abgesetzt. Der Norweger Graabak konnte aber folgen. Am Ende reichte es für das deutsche Duo nicht zum Sieg.

 Johannes Rydzek (vorne) und Fabian Riessle beim Anstieg kurz vor dem Ziel in Ramsau.

Johannes Rydzek (vorne) und Fabian Riessle beim Anstieg kurz vor dem Ziel in Ramsau.

Foto: dpa/Helmut Fohringer

Johannes Rydzek fluchte kurz, Fabian Rießle schaute etwas ratlos drein: Ausgerechnet der alte Erzrivale Jörgen Graabak hat den deutschen Kombinieren der ersten Einzelsieg im Weltcup-Winter vor der Nase weggeschnappt und damit das perfekte Weihnachts-Präsent für Bundestrainer Hermann Weinbuch verdorben. Im letzten Weltcup-Rennen des Jahres spielte der Norweger Graabak seine ganze Cleverness aus und setzte sich im Zielsprint vor den beiden Pyeongchang-Olympiasiegern durch (Hier geht’s zu unserem Wintersport-Telegramm).

"Ach, natürlich ärgert man sich da im ersten Moment", sagte Rekordweltmeister Rydzek im ZDF, konnte sich aber schnell mit seiner besten Saisonplatzierung anfreunden: "Ich bin super happy. Jetzt freue ich mich auf das Fest. Weihnachten zu genießen heißt, mal nicht an den Sport zu denken."

Um 0,3 Sekunden musste sich Rydzek in einem knüppelharten Finale Sotschi-Doppelolympiasieger Graabak geschlagen geben, Rießle lag eine Sekunde hinter dem Norweger. Dabei hatten die beiden Deutschen die bessere Ausgangsposition, waren in Führung liegend in die letzte Kurve eingebogen.

"Nach ganz vorne hat kaum mehr als eine Vierzelsekunde gefehlt, da muss man jetzt nicht groß diskutieren, was man besser machen kann", sagte Rydzek. Rießle, bereits am Samstag Dritter vor Rydzek, meinte: "Es wäre falsch zu sagen, ich wäre mit Platz drei unzufrieden. Ich hätte aber gerne noch ein wenig weiter oben gestanden, am Schluss hat aber das Gas gefehlt."

Vinzenz Geiger als Fünfter und Terence Weber als Siebter sorgten für ein starkes deutsches Mannschaftsergebnis. Der fünfmalige Gesamtweltcupsieger Eric Frenzel kam nach einem schwachen Springen nicht über Platz 18 hinaus.

"Insgesamt bin ich sehr zufrieden, wir waren mannschaftlich geschlossen", sagte Weinbuch: "Ich hätte mir aber heute schon einen Sieg gewünscht." Zuletzt waren die deutschen Kombinierer in der Saison 2012/13 bis zum Jahreswechsel ohne Einzelsieg geblieben, gewannen dann aber von den 13 Rennen bis Saisonende neun.

Für große Aufregung hatte am Sonntag ein völlig verunglückter Sprung des Weltcup-Führenden Jarl Magnus Riiber (Norwegen) gesorgt, der am Samstag seinen vierten Sieg in Folge gefeiert hatte. Unmittelbar vor Riiber, der als letzter Starter springen sollte, waren große Teile der Anlaufspur weggebrochen. Nach notdürftigen Ausbesserungsarbeiten wurde der beste Springer der Kombinierer die Schanze herabgelassen, vermied nur knapp einen Sturz und kam nur auf Platz 43.

Es folgten heftige Proteste der Norweger, die aber letztlich wirkungslos blieben. Zum Laufen trat Riiber nicht mehr an. "Die Norweger haben alles versucht, ihn noch einmal springen zu lassen. Aber im Endeffekt hat die Jury alles richtig gemacht", sagte Weinbuch.

Am Samstag war Rießle nach seinem kurzen Ausflug zu den Loipen-Spezialisten mit seiner zweiten Podestplatzierung im WM-Winter zu seiner Stammdisziplin zurückgekehrt. Während er und Mit-Ausflügler Rydzek beim Sprint von Davos gegen die Langlauf-Asse noch chancenlos gewesen war, bewiesen die beiden in Ramsau, dass sie zu den laufstärksten Kombinierern gehören.

Rießle stürmte noch von Platz zehn nach vorne, hatte im Zielspurt knapp die Nase vor Rydzek. Dieser durfte froh sein, überhaupt in Podestnähe gekommen zu sein - seine vorübergehende Disqualifikation im Springen wegen eines nicht regelkonformen Anzugs blieb folgenlos - der Sprungdurchgang wurde wegen heftiger Winde abgebrochen und nicht gewertet.

(rent/sid)
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