Nordische Ski-WM Deutsche Langlauf-Staffel enttäuscht

Sapporo (RPO). Die deutschen Langlauf-Goldfavoriten hat in der 4x10-km-Staffel der Nordischen Ski-WM in Sapporo nur den enttäuschenden vierten Platz belegt. Der Frankenhainer Jens Filbrich, Franz Göring aus Zella-Mehlis, Tobias Angerer aus Vachendorf und der Lobensteiner Axel Teichmann kam im Ziel mit 50,5 Sekunden Verspätung hinter den siegreichen Norwegern.

 Tobias Angerer am Boden.

Tobias Angerer am Boden.

Foto: AFP, AFP

Die Skandinavier feierten nach 1:30:49,2 Stunden den vierten WM-Staffeltitel in Reihenfolge, weil Schlussmann Petter Northug mit furiosem Endspurt die letzten Läufer aus Russland und Schweden im Zielspurt mit 3,2 sowie 3,5 Sekunden Vorsprung auf die weiteren Medaillenplätze verwies.

Dagegen blieb das deutsche Quartett zum ersten Mal seit acht Jahren wieder ohne WM-Medaille und verpasste das Vorhaben, zum ersten Mal seit 1974 wieder WM-Staffelgold zu erobern, klar.

Der erstmals in einer WM-Staffel eingesetzte Junioren-Weltmeister Franz Göring verlor auf dem zweiten Teilstück 24 Sekunden auf das Führungstrio, und diese Lücke konnten überraschend die danach eingesetzten Tobias Angerer und Axel Teichmann nicht schließen. Das deutsche Topduo verlor stattdessen weiter Sekunde um Sekunde.

"Die Leistung der Langläufer war zweifellos eine Enttäuschung, denn wir hatten schon mit einer Medaille gerechnet. Wir müssen einfach akzeptieren, dass andere besser waren und unsere Fehler analysieren", sagte WM-Teamchef Thomas Pfüller: "Aber wir haben unser WM-Ziel von sieben Medaillen schon erreicht und werden am Wochenende in der Kombination und dem Langlauf noch einmal angreifen."

Der Sportdirektor spekuliert auf Edelmetall des zweimaligen Kombinierer-Medaillengewinners Björn Kircheisen. Dazu sollen die ebenfalls schon zweimal auf dem Podest gelandeten Langläufer Evi Sachenbacher-Stehle und Tobias Angerer in den Marathonrennen Edelmetall gewinnen.

Die Vorlage für das WM-Finale war aber denkbar schlecht, denn statt des anvisierten ersten Langlauf-Staffelgoldes seit 33 Jahren kam Schlussläufer Axel Teichmann mit 50,5 Sekunden Rückstand auf die zum vierten WM-Titel in Folge gelaufenen Norweger ins Ziel. "Wir hatten null Chance", meinte Teichmann nach dem ersten medaillenlosen Staffelrennen seit 1999 frustriert. Die Vorentscheidung gegen die favorisierten Deutschen fiel bereits auf dem zweiten Abschnitt, als Franz Göring den Kontakt zu den späteren Medaillengewinnern Norwegen, Russland und Schweden verlor.

"Die Drei da vorn haben danach perfekt zusammengearbeitet", meinte Chefcoach Jochen Behle. Gesamtweltcup-Spitzenreiter Angerer verlor überraschend noch mehr Zeit - das lag wohl auch an den stumpfen Ski. "Ich hatte einfach nicht den nötigen Speed. Ich will gar keine Ausreden suchen, aber das ist schon extrem bitter", meinte der beim Angriff auf seine erste große Goldmedaille erneut gescheiterte Angerer.

Zu den Verlierern des Tages gehörte auch Bundestrainer Behle, der von Pfüller angegriffen wurde: "Jochen kann natürlich sagen, dass er kein Splittung des Langlauf-Nationalteams in Frauen und Männer will. Aber die Entscheidungen werden woanders getroffen."

Der WM-Teamchef kündigte ein Gespräch mit Behles Erzrivalen Wolfgang Pichler an, der zurzeit beim Biathlon-Weltcup in Lahti weilt. Der Trainer von Evi Sachenbacher-Stehle gilt als Topkandidat für die mögliche neue Position als Frauen-Coach, die Behles Kompetenzen beschneiden würde.

Nordische Ski-Weltmeisterschaft in Sapporo/Japan, Langlauf:

4x10-km-Staffel der Herren:

GOLD: Norwegen (Eldar Rönning/Odd-Björn Hjelmeset/Lars Berger/Petter Northug) 1:30:49,2 Stunden,

SILBER: Russland (Nikolai Pankratow/Wassili Rotschew/Alexander Legkow/Jewgeni Dementjew) 0:03,2 Minuten zurück

BRONZE: Schweden (Martin Larsson/Matthias Fredriksson/Marcus Hellner/Anders Södergren) 0:03,5

4. Deutschland (Jens Filbrich, Frankenhain/Franz Göring, Zella-Mehlis/Tobias Angerer, Vachendorf/Axel Teichmann, Lobenstein) 0:50,5, 5. Frankreich 1:25,8, 6. Finnland 2:06,3, 7. Kasachstan 2: 07,2, 8. Tschechien 2:07,6, 9. Italien 3:20,1, 10. Schweiz 3:20,4

(sid)
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