Nordische Ski-WM in Sapporo Teichmann siegt vor Angerer

Sapporo (RPO). Bei der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft im japanischen Sapporo hat Langläufer Axel Teichmann Gold im Jagdrennen vor Tobias Angerer geholt. Der Lobensteiner lag nach 30 Kilometern in 1:11:35,8 Stunden fünf Zehntelsekunden vor seinem Teamgefährten aus Vachendorf.

 Axel Teichmann jubelt über die Goldmedaille.

Axel Teichmann jubelt über die Goldmedaille.

Foto: AFP, AFP

Bronze in einem spannenden Zielspurt eroberte der Italiener Pietro Piller Cottrer 2,3 Sekunden vor Jens Filbrich aus Frankenhain. Die überragende Vorstellung der deutschen Läufer komplettierte der Oberwiesenthaler Rene Sommerfeldt auf dem 13. Platz.

"Das zeigt die Stärke dieses deutschen Teams und natürlich ist das auch ein großer Tag für mich", meinte der mit einer Goldprämie von 15.000 Euro belohnte Champion Teichmann.

Vier lange Jahre nach seinem ersten WM-Titel in Val di Fiemme dachte Teichmann im Moment des Triumphs an einen der größten Sportler aller Zeiten: "Ich musste viele Rückschläge wegstecken, aber ich sehe es so wie Muhammad Ali. Ali hat nach seiner Parkinson-Erkrankung gesagt: Gott prüft mich. Und ich versuche genauso, aus meiner Situation das Beste zu machen."

Das gelang ihm einen Tag nach seinem enttäuschenden vierten Platz im Teamsprint mit Angerer ("Das haben wir am Abend abgehakt und die richtige Antwort gegeben") überzeugend. Auf der langen Zielgerade überspurtete der 27-Jährige den bis dahin führenden Gesamtweltcup-Spitzenreiter und riss schon auf der Ziellinie jubelnd die Arme nach oben.

"Das war eine Demonstration der Stärke, ich bin überglücklich. Endlich haben wir auch mal bei der WM gezeigt, zu was wir in der Lage sind", jubelte Bundestrainer Jochen Behle. Auch Angerer, der weiter auf seine erste große Goldmedaille warten muss, war einfach nur happy: "Ich freue mich über Axels Goldmedaille fast mehr als über meine silberne. Jeder im Feld gönnt ihm diesen Triumph." Vor Doppel-Weltmeister Teichmann hatte in Gerhard Grimmer nur 1974 in Falun ein deutscher Langläufer ganz oben gestanden.

Zu verdanken war der historische Triumph einer überragenden deutschen Teamleistung, die der durch einen Sturz kurz vor dem Ziel noch auf Platz 13 zurückgeworfene Rene Sommerfeldt abrundete. "Wir haben das Rennen als Mannschaft kontrolliert, und uns immer wieder über die Taktik ausgetauscht", berichtete Teichmann. Das deutsche Quartett lag sowohl in den ersten 15 Klassik-Kilometern als auch nach Skiwechsel im freien Stil ständig unter den Top Ten und ging so den Problemen bei der langen Abfahrt zum Ziel aus dem Weg. Es gab viele spektakuläre Stürze, der Liechtensteiner Markus Hasler musste mit ausgekugelter Schulter ins Krankenhaus.

Angerer drehte nach gut 21 km eine kurze Pirouette und fuhr plötzlich rückwärts eine Abfahrt runter: "Das war wie Eiskunstlauf. " Ansonsten hatte das deutsche Quartett keine weiteren Probleme - außer die Vergabe des Sieges. "Bis zur Zielgerade war es ein Miteinander. Ich war dann halt ein bisschen schneller als der Tobi", meinte Teichmann fast entschuldigend.

Er hat sich das Glück nach seiner fast legendären Pechserie redlich verdient: 2002 wollte er nach dem Staffel-Rauswurf aufhören, bei der WM 2005 in Oberstdorf gewann der Gesamtweltcupsieger des Winters "nur" zweimal Silber statt der verdienten Goldmedaille. 2006 musste der Oberfeldwebel wegen einer Haarwurzelentzündung samt Operation auf die Turiner Winterspiele verzichten. Anfang Juni 2006 erlitt Teichmann dann bei einem Fußballspiel eine mehrfachen Bänderriss, ehe ihn bei der Tour de Ski zum Jahreswechsel eine Erkältung stoppte. Pfüller: "Axel hatte so viel Pech. Dieser Titel ist einfach die Krönung für einen ganz großen Kämpfer."

Teichmann, der bereits 2003 in Val di Fiemme 15-km-Weltmeister war, gewann den ersten Titel für den Deutschen Skiverband DSV beim Championat in Japan. Insgesamt hat der DSV jetzt bereits vier Medaillen auf dem Konto.

Nordische Ski-Weltmeisterschaft in Sapporo/Japan, Langlauf:

Jagdrennen der Herren über 30 km (15 km Klassisch und 15 km Freistil):

GOLD: Axel Teichmann (Lobenstein) 1:11:35,8 Stunden

SILBER: Tobias Angerer (Vachendorf) 0,5 Sekunden zurück

BRONZE: Pietro Piller-Cottrer (Italien) 0,9

4. Jens Filbrich (Frankenhain) 3,2
5. Petter Northug (Norwegen) 8,2
6. Alexander Legkow (Rusland) 9,5
7. Lukas Bauer (Tschechien) 15,5
8. Anders Södergren (Schweden) 15,8
9. Toni Livers (Schweiz) 15,9
10. Vincent Vittoz (Schweiz) 16,6
... 13. Rene Sommerfeldt (Oberwiesenthal) 18,7.

(sid)
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