Verband steht hinter Langlauf-Star Johaug kämpft nach "Sonnencreme-Doping" für Freispruch

Oslo · Der norwegische Langlauf-Star Therese Johaug hat eine positive Dopingprobe öffentlich gemacht. Ein Arzt-Fehler soll der Grund dafür sein. Nun kämpfen die Norweger für einen Freispruch der 28-Jährigen.

Therese Johaug weint bei PK zu positiver Dopingprobe
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Johaug weint bei PK zu positiver Dopingprobe

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Foto: rtr, JKP

Ein möglicher Arzt-Fehler könnte der norwegischen Langlauf-Diva Therese Johaug die Karriere verderben. Am Donnerstag machte die 28-Jährige gemeinsam mit den Spitzen des norwegischen Skiverbandes in Oslo eine positive Dopingprobe öffentlich. Demnach wurde sie am 16. September bei einer Trainingskontrolle der Nationalen Anti-Doping-Agentur Nada im italienischen Livigno positiv auf das anabole Steroid Clostebol getestet. Angeblich wegen einer Creme, die ihr vom Mannschaftsarzt zur Behandlung eines Sonnenbrands an der Unterlippe verabreicht worden war. Die verbotene Substanz befand sich in dem Mittel Tofodermin.

Johaug findet es "unfair und völlig unverdient"

"Ich bin am Boden zerstört. Es ist eine für mich schwierige und unwirkliche Situation. Ich finde das unfair und völlig unverdient, obwohl ich mir natürlich meiner Verantwortung als Sportler bewusst bin, welche Medizin ich benutze", sagte Johaug.

Bendiksen übernahm die volle Verantwortung für den Fall. "Ich bin zutiefst unglücklich über die Situation, in die ich Therese gebracht habe. Therese ist eine verantwortungsvolle Sportlerin, die sorgfältig und genau alles prüft, was sie tut", betonte der Mannschaftsarzt. Er wolle alles dafür tun, dass sie nicht bestraft werde. "Sie hat die Creme nicht illegal verwendet, ich habe sie ihr gegeben", betonte Bendiksen.

Der norwegische Verband will zunächst keine Strafmaßnahmen ergreifen. Man wolle Johaug und Bendiksen nach der Offenlegung schützen. "Das ist eine ernste Situation für Therese Johaug, Fredrik Bendiksen und den norwegischen Langlauf", sagte Thorbjørn Skogstad. Der Chef des norwegischen Langlauf-Komitees berief die Führung ein, um weitere Schritte zu beraten. Man werde sich auch mit der NADA Norwegens unterhalten, was nun zu tun sei.

Weltverband reagiert abwartend

Beim Weltverband FIS nahm man die Nachricht mit gemischten Gefühlen entgegen. "Wir müssen abwarten, wie die norwegische Anti-Doping-Agentur und der norwegische Verband damit umgehen. Grundsätzlich ist es für Norwegen ein sehr unglücklicher Zeitpunkt, so kurz vor Beginn der Saison mit einer WM in Skandinavien. Die FIS legt größten Wert auf sauberen Sport. Deshalb werden wir die Entwicklung genau verfolgen", betonte FIS-Generalsekretärin Sarah Lewis am Donnerstag in Lahti vor nordischen Skisport-Journalisten.

Die siebenfache Weltmeisterin Johaug hatte in der vergangenen Saison zum zweiten Mal den Gesamtweltcup gewonnen und dabei 17 Einzelerfolge errungen. Zudem holte sie sich den Sieg bei der Tour de Ski.

Der Fall Johaug ist bereits der zweite undurchsichtige mit einem norwegischen Spitzen-Langläufer innerhalb eines halben Jahres. Martin Johnsrud Sundby war in der Saison 2014/2015 zweimal positiv auf das Asthma-Medikament Salbutamol getestet worden. Dies ist mit Ausnahmegenehmigungen erlaubt. Ein ärztlicher Formfehler wegen einer erhöhten Dosierung hatte aber zu dem positiven Test und zu einer zweimonatigen Sperre ab dem 11. Juli 2016 geführt.

(dpa)
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