Kunstschnee Linke kritisieren Langlauf-Weltcup in Dresden

Dresden/Berlin · Der Skilanglauf-Weltcup in Dresden geht am Wochenende in die zweite Auflage. Doch das öffentlichkeitswirksame Spektakel am Elbufer hat in der sächsischen Landeshauptstadt nicht nur Unterstützer.

 Am Elbufer in Dreseden wird die Strecke für den Langlauf-Weltcup mit Kunstschnee präpariert.

Am Elbufer in Dreseden wird die Strecke für den Langlauf-Weltcup mit Kunstschnee präpariert.

Foto: ZB/Sebastian Kahnert

Eigentlich könnte Rene Kindermann zufrieden sein. Schon zum zweiten Mal verwandelt der MDR-Journalist an diesem Wochenende das Dresdner Elbufer in ein weißes Winterwunderland. Tausende Skilanglauf-Fans werden dorthin pilgern und beim Sprint-Weltcup den Stars um Norwegens Überflieger Johannes Hosflöt Kläbo zu zujubeln. Doch das Show-Event - in malerischer Kulisse von Frauenkirche und Semperopfer eingerahmt - ist auch ein Politikum, das Organisator Kindermann fortwährend beschäftigt.

Denn die Kritiker des Weltcups sind laut. "Wir haben das Erzgebirge vor der Tür, wo gerade Schnee liegt. Dort könnte so eine Veranstaltung stattfinden", sagte Andre Schollbach, Fraktionschef der Linken im sächsischen Landtag, der Sächsischen Zeitung: "Stattdessen wird an den von der Sommerhitze verbrannten Elbwiesen Kunstschnee ausgekippt. Das ist doch grotesk." In der Tat wird viel Kunstschnee produziert, 4000 Kubikmeter weißes Pulver wurde in rund einem Monat am Dresdner Flughafen hergestellt.

Laut Kindermann sei die ökologische Belastung jedoch relativ. "2,8 Tonnen CO2 wurden durch Produktion und Transport des Schnees in die Luft geblasen. Aber jeder einzelne Dresdner produziert pro Jahr elf Tonnen CO2", sagte der 43-Jährige. Diese Zahl hatte der Bund ermittelt. Auch in der Nachnutzung achtete Kindermanns Team auf Nachhaltigkeit. Auf der rund 800 Meter langen Strecke finden in der kommenden Woche Schul-und Firmenevents statt.

Aber die Umwelt ist nicht das Einzige, was Schollbach umtreibt. Er sieht im Weltcup einen unnötigen Auswuchs des Kapitalismus - und ein Grab für öffentliche Gelder. "Worum geht es denn in Wahrheit?", fragte Schollbach: "Die Hotelindustrie baut Hotel um Hotel in die Stadt. Die wollen irgendwie ihre Betten füllen."

Gleichzeitig sei nach Ansicht des 40-Jährigen "für wichtige Aufgaben im sozialen, kulturellen und sportlichen Bereich kein Geld da." 300.000 Euro hat der Freistaat Sachsen, von einer Großen Koalition aus CDU und SPD regiert, für den Weltcup beigesteuert. Die Stadt Dresden legte noch einmal 380.000 Euro oben drauf. Insgesamt arbeiten Kindermann und Co-Organisator Torsten Püschel mit einem Budget von rund 1,2 Millionen Euro.

Dass für den Weltcup öffentliche Gelder zweckentfremdet werden, wies Kindermann entschieden zurück: "Das Geld, was dort benutzt wird, sowohl von Stadt als auch Land, stammt aus Marketingetats."

Es handelt sich also um Gelder, die zu Vermarktung der Stadt Dresden oder Sachsens vorgesehen sind - und ein vortreffliches Vermarktungswerkzeug ist das Event allemal. Schollbach würde jenes Geld dennoch gerne andernorts investiert wissen. "Es ist nicht Aufgabe der öffentlichen Hand, mit Steuergeldern private Kunstschnee-Events zu bezahlen", sagte er.

Der Erfolg spricht in jedem Fall für Kindermann. Bei der Erstauflage 2018 waren an beiden Tagen zusammengenommen rund 40.000 Zuschauer an der Strecke. Sogar die Geschäfte hätten mit Einnahmen von fast zwei Millionen Euro stark profitiert. "Die Händler der Hauptstraße hatten Umsätze wie an einem Weihnachtsmarktwochenende", sagte Kindermann. Er selbst hat sich für die zweite Ausgabe des Sprints, der mindestens noch bis 2022 in Dresden Station macht, noch mehr vorgenommen. So wurde beispielsweise die Tribüne auf 4000 Plätze ausgebaut.

Dass der ökonomische Wert des Skilanglaufs die Kritiker zum Schweigen bringt, darf jedoch bezweifelt werden.

(rent/sid)
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