Ski Alpin Unverwüstlich: Hermann Maier

Lake Louise (RP). Mitte November hatte Hermann Maier noch gegrübelt, ob er sich überhaupt ins Flugzeug nach Nordamerika setzen sollte. Der Rücken schmerzt, seit Mitte Oktober schon quält den schier unverwüstlichen "Herminator" ein vier Millimeter langer Riss in der Bandscheibe zwischen den Lendenwirbeln vier und fünf.

 hermann Maier nach seinem Triumph in Lake Louise.

hermann Maier nach seinem Triumph in Lake Louise.

Foto: AFP, AFP

Und "noch vor zehn Tagen", sagte er am Sonntag scherzhaft und zugleich erkennbar gerührt, "habts mich ja ins Auto heben müssen."

Der Sprung auf das Siegerpodest gelang dem Ski-Opa am Sonntag dann allerdings ohne fremde Hilfe. Fast drei Jahre nach seinem 53. Weltcup-Sieg bei der Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen glückte Maier eine Woche vor seinem 36. Geburtstag der 54. Weltcup-Sieg. Ein Erfolg, für den er sich geschunden, den aber auch er nicht unbedingt erwartet hatte bei seinem 254. Weltcup-Start. "Das ist einer der schönsten Tage meiner Laufbahn", sagte er mit feuchten Augen.

Daheim in Österreich verneigten sie sich wieder einmal voller Ehrfurcht vor dem Mann, den sie bisweilen auch den "Heiland" nennen. Von "Maiers Auferstehung" schrieb passend dazu der Kurier, von einem "neuen Wunder" die Kronenzeitung, bei einer "unheimlichen Rückkehr" beließ es die Presse. Maier bekannte: "Ich bin fassungslos." Für jeden Trainingstag, sagte er, benötige er derzeit fünf, um sich zu erholen. Zweimal am Tag schluckt er Schmerzmittel.

Überraschend war aber weniger die Tatsache, dass Maier noch gewinnen kann, sondern der Zeitpunkt. Bereits vor der Saison hatte er rangeklotzt, mit Schnellkrafttraining brachte er seinen geschundenen Körper zum ersten Mal seit seinem Motorradunfall 2001 wieder richtig in Schuss. "Ich war seit langem wieder mal in perfekter Verfassung, vieles ging auf einmal wieder spielerisch", berichtete der Doppel-Olympiasieger von 1998.

Die Leichtigkeit hatte auch Hoffnungen bei Maier geweckt. "Wenn es so perfekt läuft wie bei mir im August in Chile, bekommt man natürlich Visionen", gestand er. Die Verletzung, die er am 13. Oktober beim Training auf dem Mölltaler Gletscher erlitt, warf ihn zurück: "Das war, als wenn man einen Stromausfall hat." Irgendwie scheint der "Herminator" ein Überbrückungskabel gefunden zu haben.

(RP)
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