Ski-WM Deutsche Abfahrer überzeugen bei Sieg von Feuz

St. Moritz · Beat Feuz beschert der Schweiz das erhoffte Abfahrtsgold. Die deutschen Männer zeigten seine starke Leistung – für Andreas Sander wäre sogar eine Medaille drin gewesen.

 Andreas Sander beim Sprung.

Andreas Sander beim Sprung.

Foto: ap, GB

Beat Feuz beschert der Schweiz das erhoffte Abfahrtsgold. Die deutschen Männer zeigten seine starke Leistung — für Andreas Sander wäre sogar eine Medaille drin gewesen.

Beim Blick auf die Anzeigetafel war Andreas Sander plötzlich fassungslos. Er sah seine hervorragenden Zwischenzeiten — und als ihm bewusst wurde, dass er bei der Ski-WM in St. Moritz die Hand an einer Medaille hatte, da schlug er sich beinahe entsetzt mit beiden Händen auf den Kopf.

Rang acht wurde es am Ende, aber: "Es wäre mehr drin gewesen, da muss man sich kurz ärgern", sagte Sander, während um ihn herum die Mehrheit der mehr als 30.000 Zuschauer, unter ihnen der frierende Tennis-Star Roger Federer, den "Heim-Sieg" von Beat Feuz feierten. "Die Füße sind trotzdem kalt", sagte Federer schmunzelnd.

Mitfavorit Feuz, wegen seines wenig sportlichen Bauchumfangs "Kugelblitz" genannt, gewann einen Tag nach seinem 30. Geburtstag ein äußert spannendes Rennen auf der "Corviglia", die wegen Nebels um den spektakulären "Freien Fall" verkürzt worden war. 0,12 Sekunden lag der WM-Dritte von 2015 vor Erik Guay aus Kanada, der am Dienstag Super-G-Gold gewonnen hatte. 0,37 Sekunden zurück rettete Max Franz als Dritter die Ehre der Österreicher. Feuz trat derweil die Nachfolge von Landsmann Patrick Küng an, der zeitgleich mit Kjatil Jansrud aus Norwegen Rang vier belegte.

Sander wurde dagegen mehr und mehr bewusst, welch große Chance er da vergeben hatte - trotz der besten WM-Platzierung eines Deutschen in der Königsdisziplin seit 16 Jahren, als Florian Eckert sensationell Bronze gewonnen hatte. Eben diese Bronzemedaille verfehlte Sander nur um 0,19 Sekunden. "Zwei, drei Zehntel", wusste Sander, "habe ich liegenlassen", genau genommen verlor er die Zeit an der "Mauer", über die er bergauf sprang. "Ich darf gar nicht drüber nachdenken, was drin war", sagte der Westfale.

Alpin-Direktor Wolfgang Maier bezeichnete derlei Gedankenspiele als reine Spekulation. Er freute sich über ein bemerkenswertes Resultat der gesamten Mannschaft. "Die Jungs haben sich gut verkauft", sagte Maier, und dass er in der Mehrzahl sprach, lag vor allem am jungen WM-Debütanten Thomas Dreßen (Mittenwald), der knapp hinter Abfahrts-Olympiasieger Matthias Mayer aus Österreich auf Rang zwölf fuhr und Top-Fahrer wie die Kitzbühel-Sieger Dominik Paris (Italien) oder Hannes Reichelt (Österreich) hinter sich ließ. Für Josef Ferstl (Hammer) reichte es immerhin noch zu Rang 18.

Schneller als zwei Kitzbühel-Sieger zu sein, das "hört sich nicht so schlecht an", sagte der glücklich dreinblickende Dreßen und betonte zugleich: "Ich habe die Nominierung ein bisschen bestätigt." Sein Lohn: "Ein Bier mit dem Servicemann."

Bei den Olympischen Spielen hätte Dreßen mit seinen Vorleistungen nicht starten dürfen, der DSV aber hatte ihn auch ohne WM-Norm mit nach St. Moritz genommen. "Wenn man schaut, wie jung der Dreßen noch ist und auch wie der Sander fährt, das hat schon was", sagte Maier zufrieden. Olympia 2018 ist das große Ziel der deutschen Abfahrer. "Aber", mahnte Maier, "wir müssen schon die Füße am Boden lassen.

(dpa)
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