Ski-WM Rebensburg verpasst erneut Medaille und erntet Kritik

Die Medaillen bleiben für den DSV bei der alpinen WM außer Reichweite: Viktoria Rebensburg scheidet im Riesenslalom aus und ist danach fassungslos. Nun müssen es die Männer richten.

 Nach nur 30 Sekunden ist Viktoria Rebensburg im Riesenslalom ausgeschieden.

Nach nur 30 Sekunden ist Viktoria Rebensburg im Riesenslalom ausgeschieden.

Foto: dpa, jcb kno

Viktoria Rebensburg glich einem Häuflein Elend. Ihre Augen hatte sie hinter einer verspiegelten Brille versteckt - sie kämpfte gegen die Tränen, als sie ihr WM-Desaster zu erklären versuchte. Ihre Stimme zitterte. Nichts wurde es mit der erhofften Medaille im Riesenslalom, nach nicht mal 30 Sekunden im ersten Lauf war Rebensburg ausgeschieden. Auf einer Skala der Enttäuschungen von null bis zehn sei dies eine "zehneinhalb", sagte sie, und es werde sicher "ein paar Tage dauern", ergänzte die Olympiasiegerin von 2010 mit leicht bebenden Lippen, bis sie diesen Tag abgehakt habe.

Gold holte sich ein paar Stunden später und zum zweiten Mal nach 2013 die Französin Tessa Worley - vor Mikaela Shiffrin (USA) und Sofia Goggia (Italien). Lena Dürr (Germering) wurde als beste Deutsche 26. Und während Rebensburg ihre Enttäuschung verarbeitet, ist im Grunde genommen schon klar, dass die Zielsetzung des Deutschen Skiverbandes (DSV) von drei Medaillen bei der WM in St. Moritz nicht einzuhalten sein wird. Alpindirektor Wolfgang Maier aber gibt sich kämpferisch. "Ich werde jetzt keine Bombe in den Laden schmeißen", sagte er und ergänzte: "Aufgeben muss man es erst zum Schluss."

Rebensburg hat nicht liefern können, das Erstrunden-Aus im Team-Wettbewerb am Dienstag traf die Mannschaft ins Mark - eine Medaille holen können nun allenfalls noch Felix Neureuther und Stefan Luitz im Riesenslalom am Freitag und Neureuther im Slalom am Sonntag. Neureuther aber ist angeschlagen, und die Konkurrenz im Riesenslalom groß. Es droht eine WM ohne Medaille - wie zuletzt 2007. Dennoch sagt Maier über den Riesenslalom: "Da haben wir die Chance, ganz realistisch."

Dabei war schon der Donnerstag ein "perfekter Tag für ein WM-Rennen", wie Rebensburg bekannte. Sonnenschein, mit Startnummer zwei hatte sie eine perfekte Piste, aber dann: Bei einem Rechtsschwung verlor sie die Kontrolle über einen Ski, dann kam ihr eine leichte Welle dazwischen, der Ski griff wieder, "es hat mich ausgehoben, verdreht, bis ich dann wieder Druck auf dem Außenski hatte, war das nächste Tor schon auf meiner Höhe". Sie brach ihre Fahrt ab, "ich bin froh, dass nicht mehr passiert ist", berichtete sie. An ihrer Enttäuschung änderte das nichts: "Es ist sehr, sehr bitter. Es wäre Vieles möglich gewesen."

Maria Höfl-Riesch hatte die ehemalige Mannschaftskollegin da schon ungewohnt deutlich angegriffen. Die dreimalige Olympiasiegerin warf Rebensburg in der ARD vor, nicht alles gegeben zu haben, um im Kurs zu bleiben. "Das war bei der Vicky schon immer so, auch in jungen Jahren: Wenn es eng und kritisch wurde, hat sie immer das nächste Tor ausgelassen, statt eine Verletzung zu riskieren", sagte Höfl-Riesch. Rebensburg hätte "vielleicht ein paar Zehntel verloren, aber sie hat schon früher gezeigt, dass sie das in zweiten Durchgängen aufholen kann. Und: Es ist eine WM, es war ihre letzte Chance!" Maier wollte Höfl-Rieschs sachlicher Kritik nicht widersprechen.

Es war nach einer bislang durchwachsenen Saison eine WM der verpassten Gelegenheiten für Rebensburg. Im Super-G ist sie um die Medaillen mitgefahren - sie verpasste Bronze um 0,17 Sekunden. In der Abfahrt gehörte sie zum Kreis derer, die im Idealfall aufs Podest fahren konnten - sie enttäuschte als Elfte. Am Dienstag, im Team-Wettbewerb, kam sie beim Ausscheiden in der ersten Runde nicht zum Einsatz. Und nun, im Riesenslalom, ihrer Lieblingsdisziplin, der Tiefschlag. "Man steht da und schaut den anderen zu. Das tut sehr weh", sagte Rebensburg - und es war ihr anzusehen, wie sehr sie das alles schmerzte.

(sid)
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