Ski-WM in Are Ferstl nimmt 24-Stunden-Anreise gelassen

Are · Chaotische Anreise, aber gute Laune: Kitzbühel-Sieger Josef Ferstl will sich bei der Jagd auf eine Medaille nicht vom Weg abbringen lassen.

 Josef Ferstl.

Josef Ferstl.

Foto: dpa/Stephan Jansen

Die Anreise von Josef Ferstl war gelinde gesagt eine einzige Katastrophe. Schneechaos, abgesagte Flüge, kein Gepäck, nur zwei, drei Stunden Schlaf auf einer neunstündigen Zugreise durch die kalte schwedische Nacht, Ankunft in Are gegen Mittag. "Schlussendlich waren wir 24 Stunden unterwegs", berichtete der Kitzbühel-Sieger, "das zehrt natürlich". Eine gute Vorbereitung auf das erste WM-Rennen, den Super-G am Mittwoch (12.30 Uhr/ARD und Eurosport), sieht anders aus. DSV-Alpinchef Wolfgang Maier aber betonte: "Wir sind ja keine Heulsusen."

Gesprächsbedarf bestand dennoch. Weil nicht nur die deutschen Rennläufer vom organisatorischen Chaos betroffen waren, brachten einige Mannschaften am Montagabend die Verschiebung des Rennens auf Donnerstag ins Gespräch: Markus Waldner, Renndirektor des Ski-Weltverbandes FIS, bügelte das Ansinnen ab, lediglich das für Dienstag vorgesehene erste Abfahrtstraining strich er. Musste er allerdings auch: Rund 250 Gepäckstücke mit Ausrüstung waren am Flughafen Stockholm liegen geblieben. "Die haben uns einfach hängen lassen", monierte Maier.

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Ferstl hat die Reise nach Absurdistan mit einem Augenzwinkern bei Instagram dokumentiert, was durchaus beweist: Er ist keine Heulsuse. "Natürlich", räumte er ein, "fehlt uns ein Tag Vorbereitung", und natürlich "ist das nicht optimal". Aber: "Wir machen das Beste draus." Es bleibt ihm und den beiden Kollegen Manuel Schmid und Dominik Schwaiger eh nichts anderes übrig, so lange die FIS eine frühere Anreise verhindert: Erstmals seit 2011 setzte sie am Wochenende vor dem WM-Auftakt noch Weltcup-Rennen an.

Allerdings ist Ferstl ohnehin keiner, der sich über derlei Unbill mordsmäßig aufregt. Er nimmt die Dinge eher gelassen - auch den Fakt, dass ihn sein überraschender Sieg beim Super-G in Kitzbühel vor eineinhalb Wochen unvermittelt in den erweiterten Kreis der Anwärter auf eine Medaille katapultiert hat. "Damit", versicherte der 30-Jährige, "kann ich gut leben, ich habe damit nicht mehr und nicht weniger Druck." Er hat ja außerdem an sich selbst die Erwartung, um einen Platz auf dem Podest mitzufahren.

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Ein Sieg in Kitzbühel ist freilich längst keine Garantie. Und schon gleich gar nicht für Ferstl, dem es in der Vergangenheit oft an Konstanz gefehlt hat. In der Weltcup-Wertung seiner besseren der beiden schnellen Disziplinen liegt er gerade mal auf Rang zehn. Und außerdem: Are ist nicht Kitzbühel, "Are ist ein anderes Gelände, anderer Schnee, andere Kurssetzung", sagte Ferstl.

Beim Weltcup-Finale im März 2018 hat am Berg Areskutan der Österreicher Vincent Kriechmayr gewonnen, Rang drei belegte der nun verletzte Thomas Dreßen. Ferstl? War immerhin Achter.

(sid/old)
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