Abfahrt bei der Ski-WM Rebensburg bei Stuhec-Sieg abgeschlagen

St. Moritz · Ski-Rennläuferin Viktoria Rebensburg (Kreuth) hat die angestrebte Medaille bei der Ski-WM erneut verpasst und in der Abfahrt ein Desaster erlebt. Die 27-Jährige belegte beim Triumph der Slowenin Ilka Stuhec nur Rang elf. Zur überragenden Bestzeit der neuen Ski-Königin fehlten Rebensburg 1,25 Sekunden.

 Ilka Stuhec jubelt über ihre Gold-Fahrt.

Ilka Stuhec jubelt über ihre Gold-Fahrt.

Foto: dpa, mkx nic

Viktoria Rebensburg hob ratlos die Arme und blickte wie versteinert den Berg hinauf. Während die neue "Speed Queen" Ilka Stuhec nur ein paar Meter von der enttäuschten deutschen Medaillenhoffnung entfernt völlig ausgelassen ihren Abfahrtstriumph feierte, schob Rebensburg nach ihrem Debakel Frust. Nur Platz elf statt Edelmetall - "ich war selbst überrascht über den Rückstand im Ziel, eine Erklärung dafür habe ich gerade nicht", sagte die beste deutsche Ski-Rennläuferin geschockt.

Stuhec dagegen krönte sich als Nachfolgerin ihrer großen Landsfrau Tina Maze, die kürzlich ihren endgültigen Rücktritt bekanntgegeben hatte, in überragender Manier zur Ski-Königin von St. Moritz. "Das ist sehr emotional, ich werde den Rest des Tages weinen", sagte sie völlig überwältigt. Die 26-Jährige verwies die überraschend starke Österreicherin Stephanie Venier (0,40 Sekunden zurück) auf Platz zwei.

Dritte wurde Lindsey Vonn (0,45), die Weltmeisterin und Olympiasiegerin der Jahre 2009 und 2010. Mit 32 Jahren und 117 Tagen ist sie die älteste Medaillengewinnerin der alpinen WM-Geschichte. "Nach meiner Verletzung ist das wie Gold für mich", sagte die Amerikanerin. Rebensburg hatte einen Rückstand von 1,25 Sekunden, WM-Debütantin Kira Weidle (Starnberg/2,87) kam auf Rang 29.

Rebensburg brauchte nach ihrer Fahrt eine Weile, bis sie sich wieder gefasst hatte. "Es waren schon ein paar kleinere Fehler drin. Aber ich kann mir keine Vorwürfe machen. Ich habe alles gegeben", behauptete sie ein wenig trotzig. Im Riesenslalom am Donnerstag hat die 27-Jährige aus Kreuth am Tegernsee ihre dritte und letzte Medaillenchance. "Ich fühle mich wieder sehr wohl im Riesenslalom und freue mich darauf", sagte sie kämpferisch.

Vor dem Rennen in ihrer Lieblingsdisziplin, will Rebensburg am Dienstag aber zunächst noch den Teamwettbewerb fahren - und versuchen, auf ihre Art den Kopf freizubekommen. "Ein Kaffee in der Sonne schadet auch mal nichts, das ist gut für die Seele - und das werde ich auch mal tun."

Dabei hatte Rebensburg mit Startnummer 13 schon in der Abfahrt ins Glück rasen wollen. Nach Platz vier im Super-G sah sie sich "voll dabei" im Kreise der Favoritinnen, der nach Rücktritten und Verletzungen ausgedünnt war. Auch das Material - Rebensburg fährt dieselbe Ski-Marke wie Stuhec - passte. Doch dann zeigte sie auf der "Engiadina" eine verkorkste Fahrt.

Schon im oberen Abschnitt verlor sie zu viel Zeit. Ob "Großes Loch" oder "Weißes Band" - nichts passte wirklich. Bei einem Sprung sah Rebensburg aus wie ein Skispringer, sie segelte mit angestellten Skiern durch die Luft - alles andere als optimal im Rennsport. "Mich hat es zu stark aufgezogen", gab sie zu.

Stuhec dagegen blieb kompakt, keine sprang so weit wie die Slowenin, die in diesem Winter drei von sechs Weltcup-Abfahrten gewonnen hat. Als sie mit Nummer 7 ins Ziel gerast kam, wusste sie schon, dass ihr trotz Problemen am "Reinaltersprung" eine starke Fahrt gelungen war. Sie ließ sich erleichtert ins Fangkissen krachen und sank glücklich zu Boden.

Mit ihr freute sich Mama Darja, Trainerin und Service-Frau ihrer Tochter, und einzige Frau im Ski-Zirkus, die Skier präpariert. Sie fand wie so oft zuletzt das richtige Rezept - und fiel ihrer Ilka selig in die Arme. "Wir haben nicht gesprochen, wir haben nur geweint", sagte die neue Weltmeisterin.

(sid)
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