Nach Trainingsunfall in Kanada Kollegen und Konkurrenten schockiert über Tod von Skifahrer Poisson

Nakiska · Der Tod von Frankreichs Skirennfahrer David Poisson hat andere Alpin-Sportler wie Felix Neureuther geschockt und zahlreiche Beileidsbekundungen hervorgerufen. In den sozialen Netzwerken bekunden die Sportler ihr Beileid.

Ski Alpin: Das Leben des Skifahrers David Poisson
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Das Leben des Skifahrers David Poisson

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Foto: afp, FF

Die Umstände seines Todes waren zunächst unklar, doch auch ohne diese letzte Gewissheit war die Bestürzung groß. Der französische Ski-Rennläufer David Poisson kam am Montag bei einem Trainingssturz auf der Abfahrtsstrecke im kanadischen Nakiska ums Leben, ein tragisches Unglück, das die Szene ins Mark traf. "Das ist niederschmetternd", twitterte US-Superstar Lindsey Vonn, selbst schon oft genug gestürzt.

Poisson (35) war kein Siegfahrer, aber er war beliebt. Vor allem aber erinnerte er seine Kollegen daran, wie gefährlich der Sport, den sie mit aller Leidenschaft betreiben, doch ist. "Die gesamte Ski-Familie ist tief schockiert und trauert um David Poisson", teilte der Deutsche Skiverband mit. Die Schweizerin Lara Gut twitterte: "Dein Lächeln wird uns fehlen." Der Amerikaner Steve Nyman schrieb: "Er war ein guter Mann, ein Biest - und ein Freund."

Michel Vion, früher selbst Ski-Rennläufer, heute Präsident des französischen Verbandes, bezeichnete den Tod von Poisson als ein "Desaster". Zugleich sagte er: "Die Abfahrt ist gefährlich und riskant, aber in den letzten Jahren haben wir realisiert, dass sie gefährlicher ist als die Formel 1. Wir zahlen einen hohen Preis." Todesfälle bei Weltcup-Rennen sind freilich selten geworden. Größer scheint das Risiko im Training zu sein.

Poisson war kein Star. Er bestritt 146 Rennen im Weltcup und landete dabei nur einmal auf dem Podium. Aber: Bei der WM 2013 auf der Planai in Schladming/Österreich nutzte er in der Abfahrt die Gunst der Stunde und fuhr überraschend zu Bronze. In Nakiska, wo er jetzt tödlich verunglückte, bereitete sich Poisson auf die ersten Speed-Rennen der neuen Saison vor, sie sollen am 25. und 26. November im kanadischen Lake Louise stattfinden.

Die Franzosen trainierten in Nakiska, Schauplatz der alpinen Wettbewerbe bei den Olympischen Winterspielen 1988, mit den Schweizern. Wie der Schweizer Verband Swiss Ski mitteilte, hätten die eidgenössischen Fahrer um Weltmeister Beat Feuz und Patrick Küng den Unfall und die Bergung "aus nächster Nähe verfolgen" müssen. "Die Konzentration der Athleten", hieß es weiter, "gilt vorerst der gemeinsamen Verarbeitung der Geschehnisse."

Eine offizielle Stellungnahme über den Unfallhergang lag zunächst nicht vor, es liegt jedoch nahe, dass Poisson nach seinem Sturz von der Piste und gegen einen Baum flog. Die Schweizer Zeitung Blick zitierte einen Augenzeugen, der berichtete, der Franzose sei kurz vor dem Ziel bei etwa 100 km/h ausgerutscht und durch Fangnetze hindurch "in den Wald hineingeschossen". Rund eineinhalb Stunden lang sei erfolglos versucht worden, Poisson wiederzubeleben.

Im Gegensatz zu den Strecken bei Weltcup-Rennen sind die zu Trainingszwecken genutzten Pisten eher unzureichend gesichert. Der US-Verband unterhält eine Strecke in Copper Mountain im US-Bundesstaat Colorado, wo die Vorkehrungen dem hohen Standard im Weltcup entsprechen, dort säumen unter anderem sogenannte A-Netze den Kurs. In Nakiska, wo gleich neben der Piste Bäume stehen, sind es wohl nur weniger widerstandsfähige B-Netze.

Der letzte Todesfall bei einem Weltcup-Rennen war 1994 die Österreicherin Ulrike Maier bei der Abfahrt auf der Kandahar in Garmisch-Partenkirchen. Poisson ist das prominenteste Opfer seit der Französin Regina Cavagnoud, der ebenfalls ein Training zum Verhängnis wurde. Die Super-G-Weltmeisterin war im Herbst 2001 auf dem Gletscher im Pitztal mit dem deutschen Trainer Markus Anwander kollidiert. Sie erlag ihren Verletzungen.

Poisson hinterlässt seine Frau und einen eineinhalb Jahre alten Sohn. Erst 15 Tage vor seinem eigenen Tod war Poissons Vater gestorben.

(can)
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