Vorbereitung auf alpine Ski-WM Maria Höfl-Riesch steckt in der Krise

Düsseldorf · In drei der letzten fünf Rennen schied die Skirennläuferin aus. Am kommenden Montag beginnt für sie die Weltmeisterschaft der Alpinen in Schladming.

Das ist Maria Höfl-Riesch
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Foto: dpa, nic

"Tja", schrieb Maria Höfl-Riesch Anfang vergangener Woche auf ihrer Facebook-Seite. "Man kann wirklich sagen, dass es im Moment etwas zäh für mich läuft." Etwas zäh ist ein schöner Ausdruck, um zu beschreiben, dass die alpine Skirennläuferin zurzeit im Schnee nicht schnell genug vorankommt. Ein paar Tage vor Beginn der Weltmeisterschaften im steirischen Schladming (4. bis 17. Februar) steckt Deutschlands beste und bekannteste Rennfahrerin in einer Krise. Sportlich und gesundheitlich.

"Nach dem Ausfall in Flachau auch in der Abfahrt von Cortina ausgeschieden und im Super-G nur 19.", schrieb sie im Stakkato-Stil, "zu allem Übel jetzt auch noch erkältet." Zu einer Bronchitis entwickelte sich die Erkältung. Sie lag die ganze Woche im Bett, konnte kaum trainieren und fuhr geschwächt nach Maribor. Dem ehrenwerten vierten Platz im Riesenslalom folgte am vergangenen Wochenende ein Ausfall im Slalom ("Ich dachte nur: Was war da jetzt los?"). Es war der dritte Ausfall in den zurückliegenden fünf Rennen. Auf die Reise aus Slowenien zum City-Rennen nach Moskau, wo morgen ein Parallelslalom stattfindet, verzichtete sie mit Rücksicht auf ihre Gesundheit.

Seit zwei Monaten nicht mehr auf dem Stockerl

Es ist nicht der Winter der Maria Höfl-Riesch. Vor zwei Monaten war sie zuletzt "auf dem Stockerl". Bis zum Jahreswechsel lieferte sie ordentliche Ergebnisse, es fehlten allerdings bis auf wenige Ausnahmen die Podestplätze. Die Ränge vier bis sechs nervten sie nur noch. Wolfgang Maier, der Alpinchef des Deutschen Ski-Verbands (DSV), sagte deshalb im Dezember: "Maria ist besser als ihre Ergebnisse." Doch zuletzt wurde es noch schlechter.

Im Gesamt-Weltcup liegt sie zwar noch auf dem zweiten Platz, der Rückstand auf die überragende Slowenin Tina Maze ist allerdings so groß, dass es bis Saisonende im März nur noch um den Titel "Die Beste vom Rest" geht. Nicht einmal in den Disziplinwertungen macht sich die Allrounderin, die außer im Riesenslalom in jeder Disziplin schon gewonnen hat, Hoffnungen.

Und im Kampf um die großen Schlagzeilen kann sie auch in diesem Winter nicht an ihre amerikanische Dauerrivalin Lindsey Vonn heranreichen. Deren Depressionen, zuletzt der Sieg in Cortina d'Ampezzo und die Gerüchte um eine Liebschaft mit dem Golfer Tiger Woods — "die Lindsey", wie Riesch sie nennt, setzt die Themen.

Aufschwung von Neureuther

Auch im nationalen Vergleich verlor Höfl-Riesch zuletzt den Kampf um die Aufmerksamkeit. Das lag weniger am Sieg von Riesenslalom-Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg im Super-G von Cortina als am Aufschwung der deutschen Männer. Mit seinem Sieg im Wengener Slalom und dem zweiten Platz in Kitzbühel zog Felix Neureuther die Objektive auf sich.

Höfl-Riesch und Neureuther — beide Jahrgang 1984, nur ein paar hundert Meter voneinander entfernt in Partenkirchen aufgewachsen, gemeinsam in den Kindergarten gegangen und die ersten Skikurse zusammen gemacht — scheinen sich immer weiter voneinander zu entfernen. Nicht nur äußerlich unterscheiden sich die gestylte Lady Maria und der immer etwas zauselige Bursche Felix. Als Riesch im Herbst ihr Buch "Geradeaus — Höhen und Tiefen meines Lebens" vorstellte, ätzte Neureuther: "Meine Mama (Doppel-Olympiasiegerin Rosi Mittermaier, d. Red.) ist 62 und hat noch nicht über ihre Höhen und Tiefen geschrieben. Ich werde das auch nicht tun, ich weiß nicht, ob es die Leute interessiert, dass sie mich als Kind gehänselt haben, weil ich Neureuther heiße. Ich glaube, es gibt interessantere und wissenswertere Lektüre."

Nur Schladming kann Höfl-Riesch noch die Saison retten. "Manchmal ist es ein kleiner Vorteil, wenn man nicht als große Favoritin zum Großereignis fährt", sagt sie. Vor zwei Jahren, als die WM in ihrer Heimatgemeinde stattfand, war sie als Doppel-Olympiasiegerin von Vancouver die große Favoritin. Es sollte die Maria-WM werden. Doch die hohen Anforderungen schlauchten sie. Hier ein Termin, da ein Termin, Training, Rennen, Training, Rennen — das war zu viel für sie. Mit größter Kraftanstrengung rettete sie ihr Event, in dem sie zwei Bronzemedaillen holte.

Mit so einer Ausbeute wäre sie in Schladming wohl hochzufrieden. "Insgesamt bin ich gut in Form", redet sie sich ein. An den zweiten WM-Titel nach dem Erfolg 2009 im Slalom von Val d'Isère ist aber im Moment nicht zu denken.

(RP/can/csi)
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