Weltcup-Slalom Felix Neureuther holt ersten Saisonsieg in Bormio

Eilmeldung Bormio · Der Rücken zwickte wie gewohnt, der rechte, bandagierte Daumen schmerzte - doch das war Felix Neureuther völlig egal. "Jetzt tut mir gar nichts weh", sagte er nach seinem sechsten Weltcup-Sieg und strahlte. Mit seiner ersten Podestfahrt in diesem Winter glückte dem 29 Jahre alten Partenkirchner ein perfekter Start ins Olympia-Jahr - rund einen Monat vor Beginn der Spiele in Sotschi.

Felix Neureuther: Deutschlands alpiner Weltcup-Rekordsieger
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Das ist Felix Neureuther

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Foto: dpa, hm

Neureuther setzte sich nach zwei couragierten Auftritten beim Slalom im italienischen Bormio vor Weltmeister Marcel Hirscher durch. 0,36 Sekunden betrug sein Vorsprung auf seinen Kumpel aus Österreich, mit dem er sich im Ziel abklatschte. Dann brüllte er seine ganze Freude heraus. "Jaaa", rief er immer wieder. Teamkollege Fritz Dopfer, der guter Achter wurde, freute sich mit ihm.

"Ich hab' gleich gemerkt, dass ich gut reinkomme", sagte Neureuther über seine Fahrt im Finale, die er mit einem Rückstand von einer HUndertstelsekunde auf den Führenden Hirscher aufgenommen hatte: "Ich wollte einfach Gas geben. Im letzten Jahr war es oft so, dass Marcel nach dem ersten Lauf knapp vor mir war. Aber er hat dann im Finale noch mehr Gas gegeben." Und häufiger gewonnen.

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Doch diesmal drehte Neureuther den Spieß um. "Das wollte ich unbedingt. Ich habe schon gemerkt, dass es im Training sehr gut gegangen ist." Und im Rennen setzte er noch einen drauf - trotz stark nachlassender Piste, die in den Tagen zuvor unter dem Regen im oberen Veltlin gelitten hatte. So reichte es zum ersten Sieg seit dem 17. März, als Neureuther beim Weltcup-Slalom in der Lenzerheide ebenfalls den Slalom gewonnen hatte. Nach einem durchwachsenen Saisonstart mit Ausfällen, Stürzen und Verletzungen (zuletzt am Daumen) war es eine Erlösung für ihn.

Nach dem Aus von Doppel-Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch an gleicher Stelle tags zuvor leisteten Neureuther und Dopfer damit auch ein Stück Wiedergutmachung. DSV-Alpinchef Wolfgang Maier, am Sonntag noch mit zerknirschter Miene, nahm es zufrieden lächelnd zur Kenntnis.

Neureuther hatte als starker Fünfter beim Riesenslalom in Alta Badia, dem letzten Rennen vor der Weihnachtspause, bereits aufsteigende Tendenz erkennen lassen - und das, obwohl er nach wie vor mit verschiedenen körperlichen Problemen zu kämpfen hat. "Passt schon", sagte er dazu vor dem Slalom achselzuckend - und kämpfte sich mal wieder durch. Dabei kam ihm der vergleichsweise flache Hang entgegen. Auch, dass er im ersten Lauf einen Schlag auf die verletzte rechte Hand abbekam, beirrte ihn nicht. "Ich muss voll angreifen. Es sollte machbar sein, Marcel zu schlagen", sagte er vor dem Finale - und behielt recht.

Auch für Dopfer setzte sich ein positiver Trend fort, bei besagtem Riesenslalom in Alta Badia war er Vierter geworden. "Das war das Schlüsselerlebnis für mich, jetzt ist die Selbstsicherheit zurück", sagte der Garmischer. Schon während der Fahrt habe er sich diesmal gedacht: "Des is guad, was du da machst, bleib dran!"

Rund 30 Stunden zuvor war Maria Höfl-Riesch noch wie ein Frosch über die "Stelvio"-Piste gehüpft. Doch was sie auch unternahm - sie konnte ihr frühes Aus nach wenigen Fahrsekunden im Finale nicht verhindern. Während Barbara Wirth nach Platz neun Freudentränen über ihr Olympia-Ticket vergoss, zog Höfl-Riesch zerknirscht von dannen.

Sie hatte nach Platz fünf im ersten Lauf das "Stockerl" angreifen wollen. Doch dann fand sie "keinen Rhythmus" und machte einen Fahrfehler. Danach sei nichts mehr zu retten gewesen. Insgesamt habe ihr "ein bisschen der Zunder gefehlt", meinte sie.

Die amerikanische Weltmeisterin Mikaela Shiffrin fuhr unbeeindruckt vom Regen zu ihrem sechsten Weltcup-Sieg. Und Wirth (24) jubelte über ihr Sotschi-Ticket: "Das ist Wahnsinn, ich bin total happy und weiß gar nicht, was ich sagen soll. Olympia ist ein Traum von jedem..."

(sid)
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