Neureuther will die Medaille Am Sonntag soll endlich "Großes" rauskommen

Schladming · Nach seinem persönlichen Debakel bei der WM 2011 hat Felix Neureuther eine Wandlung vollzogen. Bis zum Slalom am Sonntag will er außerdem noch die Lehren aus Rang zehn im Riesenslalom am Freitag ziehen.

Ski-WM 2013: Der deutsche Herren-Kader
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Nein, Neureuther sah nicht wirklich glücklich aus. "Natürlich will man eine Medaille haben", sagte er nach dem Riesenslalom bei der WM in Schladming. In einem Rennen, in dem er den ersten Lauf verkorkste, weil er "mit der Brechstange" die eisige Planai runterwollte, belegte er am Ende Rang zehn. "Eine Medaille wäre drin gewesen", sagte der Partenkirchner, zumal nach einem zweiten Lauf, den er selbst als "super" bezeichnete.

"Ich werde meine Lehren aus dem ersten Lauf ziehen", versprach Neureuther, "und mit dem Elan aus dem zweiten Lauf gehe ich jetzt in den Slalom." Dieses Rennen findet am Sonntag statt (10.00 und 13.00 Uhr, Liveticker) — und Neureuther würde lügen, hätte er nach dem Riesenslalom behauptet, er sei kein Anwärter auf eine Medaille. Zwar scheint ihn ein Bluterguss zu behindern, dem ihm Filip Zubcic (Kroatien) auf dem Weg zu Bronze im Team-Wettbewerb verpasst hatte, aber Neureuther versicherte: "Im Slalom habe ich bessere Chancen."

Neureuther ist als Zweiter im Slalom-Weltcup nach Schladming gekommen. Er hat das Rennen in Wengen gewonnen und dabei auch seinen guten Freund, den im Slalom schier unbesiegbaren Österreicher Marcel Hirscher hinter sich gelassen. Das war ihm zuvor außerdem schon beim Parallel-Wettbewerb in München gelungen. Er war zudem noch dreimal Zweiter und nie schlechter platziert als auf Rang sieben. Er ist in der Form seines Lebens nach Schladming gekommen.

"Ich werde nicht sagen, dass ich um irgendeine Goldmedaille mitfahre", hatte er im Interview mit dem SID gesagt. Er wollte am Sonntag zeigen, was in ihm steckt, "und dann wird es schwer für die anderen, und dann kann auch etwas Großes dabei rauskommen." Solange der nervige Bluterguss am rechten Unterschenkel ihn nicht doch noch einbremst.

Dass Neureuther zu den großen Favoriten im Slalom zählt, dass sie ihn in Österreich zum großen Gegenspieler von Hirscher hochgejazzt haben, hat viel mit seinem größten persönlichen Debakel zu tun. Bei der WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen wollte er die Welt in Stücke reißen, wollte sich einen über fünf Jahre hinweg fast jede Nacht geträumten Traum erfüllen - und scheiterte kläglich. "Diese WM ist für mich zu früh gekommen", erklärte er.

"Erst jetzt fühle ich mich bereit dazu"

Neureuther hat schon häufig geglaubt, eine Medaille holen zu können, "aber erst jetzt", sagte er, "fühle ich mich richtig bereit dazu." Denn Neureuther glaubt, dass er aus dieser verkorksten WM in Garmisch-Partenkirchen gelernt hat. Diese WM 2011, sagt er, "war der größte Knackpunkt". Denn nach dem Fiasko vor der eigenen Haustür war in ihm die Erkenntnis gereift: Es muss sich etwas ändern. Er habe sein Talent ein bisschen zu wenig gemacht, räumt er ein.

"Bei mir ist diese Einsicht, dass es nur mit extrem viel Fleiß und viel Training geht, relativ spät gekommen", weiß Neureuther. Er habe immer seinen Spaß gehabt, "aber ich hätte den Schritt, den ich die vergangenen zwei Jahre über gemacht habe, früher machen müssen." Hinzu kam auch, dass er seit dem Frühjahr 2011 die Ski eines anderen Herstellers fährt. Das "setup" passt, darüber muss er sich kaum noch Gedanken machen. Eine Erleichterung.

Zweiter Grund: Fritz Dopfer. "Der ist das Beste, was dem Felix passieren konnte", sagt Alpindirektor Wolfgang Maier. Dopfer, der auch im Slalom Chancen in den Kampf um die Medaillen hat, ist beinahe trainingsbesessen und so eine Triebfeder. Neureuther sagt über Dopfer: "Ein extrem ehrgeiziger Sportler, der alles für seinen Sport tut, der mir jeden Tag im Training zeigt, dass man extrem viel aus seinem eigenen Körper rausholen kann."

Die Lehren aus den vielen verpassten Gelegenheiten, vor allem aber die Lehren aus Garmisch-Partenkirchen hat Neureuther in wenige Sätze gegossen. Der vielleicht wichtigste: "Wenn du die Stöcke über die Startschranke rüberhebst und dich dann anschiebst, dann musst du da sein. Das ist auch das, was die Großen auszeichnet, dass sie auf den Punkt da sind." Am Freitag war Neureuther das noch nicht. Aber er will ja seine Lehren daraus ziehen.

(sid/spol)
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