Weltcup-Start im Ski Alpin Viele Fragezeichen vor dem Auftakt in Sölden

Sölden · Nach dem überraschenden Karriereende von Viktoria Rebensburg Anfang September müssen sich jetzt auch die DSV-Damen neu aufstellen. Vom Skiverband hört man trotzdem zuversichtliche Töne.

 Lena Dürr.

Lena Dürr.

Foto: AP/Alessandro Trovati

Mit einem Rumpfkader aus sieben Athletinnen und Athleten reist der DSV zum Weltcup-Start im Ski Alpin auf dem Rettenbachferner in Sölden. Angeführt von Lena Dürr und Stefan Luitz fällt den Deutschen eine klare Außenseiterrolle beim Riesenslalom zu. Vielmehr soll das Rennen eine erste Standortsbestimmung für diesen Winter werden.

Definitiv nicht mehr dabei sein wird die einstige Spezialistin Viktoria Rebensburg, die im September trotz einer guten Vorbereitung überraschend ihre Skischuhe an den Nagel hängte. Die Olympiasiegerin von 2010 hinterlässt ein schweres Erbe. Im Hinblick auf die starke internationale Konkurrenz um Mikaela Shiffrin gibt man sich daher beim Verband demütig, was die Zielvorgabe betrifft. So erklärte beispielsweise der Sportvorstand Wolfgang Maier: „Wir wollen die nächsten beiden Saisons nutzen, um die notwendigen Schritte auf dem Weg in die Weltspitze zu gehen.“ Insgesamt sehe er überwiegend die Chance für junge Athletinnen, in die Fußstapfen ihrer Vorgängerin zu treten.

Zu den jungen Rennläuferinnen zählt auch die Debütantin Lisa Loipetssperger, die es beim internen Qualifikationswettkampf überraschend unter die Top vier schaffte. Die 20-jährige setzt bei ihrem allerersten Weltcup-Rennen auf den persönlichen Erfolg: „Ich werde trotz der Tatsache, dass keine Fans zugelassen sind, Gas geben und möchte ein gutes Rennen fahren“, wird sie auf der Internetseite des DSV zitiert.

Neben Loipetssperger starten mit Andrea Filser und Jessica Hilzinger zwei weitere auf der Weltcup-Ebene noch relativ unerfahrene Sportlerinnen. An solche Namen wird sich der Wintersportfan in Zukunft erstmal gewöhnen müssen, wo es doch in der Vergangenheit sowohl bei den Damen und bei den Herren zum Beispiel mit Rebensburg und Felix Neureuther immer mindestens ein Aushängeschild gab.

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Foto: AP/Marco Trovati

Insgesamt ist der aktuelle Umbruch Chance und Risiko zugleich. Einerseits können sich endlich Fahrerinnen aus dem Schatten der großen Namen befreien. Besonders dürfte da das Augenmerk auf Kira Weidle liegen, die nach einer starken Saison 2018/19 mit zwei Podestplätzen und als Fünfte in der Abfahrtswertung im vergangenen Jahr nie so wirklich in den Tritt kam und diese Saison neu angreifen möchte.

Andererseits droht hinter Weidle zugleich die Gefahr, den Anschluss an die Weltspitze erstmal zu verpassen. Bereits in den technischen Disziplinen, dem Slalom und dem Riesenslalom, fahren die Damen seit Längerem ihren eigenen Ansprüchen hinterher und mit dem Rücktritt von Christina Ackermann, die es 2020 immerhin noch in die Top zehn der Slalomwertung schaffte, verschärft sich der Druck auf den Verband. Diese Saison die Frage beantworten, wie gut der DSV in Sachen Nachwuchsarbeit die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt hat.

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Auch die Herren haben in den technischen Disziplinen immer noch keinen Nachfolger für Felix Neureuther gefunden, der konstant in der Weltspitze mitfahren kann. Größter Hoffnungsträger ist Stefan Luitz, der schon in der Vergangenheit immer wieder sein Potenzial andeutete, zuletzt aber wiederholt von Verletzungen zurückgeworfen wurde. Angst vor einem verschenkten Winter mit nur mittelmäßigen Leistungen hat der 28-Jährige aber nicht. Zu seinen persönlichen Zielen erklärt er in einem Interview des DSV: „Ich brauche die direkte Linie und die Angriffsstellung, das hat mir über weite Strecken der Saison gefehlt und dahin möchte ich wieder zurückfinden.“ Indem er sich bewusst mit einer ergebnisorientierten Prognose zurückhält, liegt er ganz auf Linie seines Skiverbandes.

Im Aufgebot für den Start am Sonntag stehen außer ihm noch Fabian Gratz und Alexander Schmid. Für sie geht es in erster Linie darum, ein persönlich erfolgreiches Rennen und bestenfalls in die Top 30 zu fahren, um erste Weltcup-Punkte zu sammeln.

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Für echte Spitzenresultate konnten in der jüngsten Vergangenheit nur die Spezialisten der Speed-Disziplinen sorgen. Allen voran ist da Thomas Dreßen zu nennen: Der frisch gekürte Skisportler des Jahres gewann letzte Saison nach seinem Kreuzbandriss als erster Deutscher überhaupt drei Weltcup-Rennen in einer Saison. Mit Josef Ferstl, Gewinner des Super-G von Kitzbühel 2019, und Andreas Sander, der seit Jahren konstant unter den besten 15 der Welt mitfährt, hat der DSV in der Breite ein hohes Niveau, mit dem man sich in die Weltspitze zurückgekämpft hatte. Die Abfahrer steigen allerdings erst Mitte Dezember in Val d´Isère in die Saison ein.

Bis dahin ist sowohl bei den Damen als auch bei den Herren im Hinblick auf Top-Platzierungen Geduld gefragt, sofern sich nicht plötzlich ein Shooting Star zeigt. Schließlich gingen die Sterne von Viktoria Rebensburg und Felix Neureuther auch irgendwann mal auf.

(RP)
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