Emotionaler Aufruf vor IOC-Entscheidung Deutscher Skiverband kämpft für Olympia-Aufnahme der Nordischen Kombiniererinnen
Update | Düsseldorf · Dürfen die Nordischen Kombiniererinnen 2026 an den Olympischen Winterspielen teilnehmen? Das will das IOC am Freitag entscheiden. Doch es gibt auch negative Szenarien für die gesamte Sportart. Kurz vor der Entscheidung wirbt der DSV mit einem emotionalen Video für die Disziplin.
Die Nordische Kombination der Frauen gehört zu den jüngsten Disziplinen im Wintersport – und das in einer der traditionsreichsten Sportarten des Winters. Erst seit der Saison 2020/21 gibt es Weltcup-Wettbewerbe für Frauen in der Kombination aus Skispringen und Langlauf. Im ersten Jahr fand auf der höchsten Ebene der internationalen Wettbewerbe wegen der Corona-Pandemie allerdings nur ein einziger Weltcup statt. Immerhin wurde bei der Nordischen Skiweltmeisterschaft 2021 in Oberstdorf erstmals eine Weltmeisterin in der Nordischen Kombination gekürt. Zudem traten in der vergangenen Saison 39 Athletinnen aus elf Nationen zu insgesamt neun Wettkämpfen im Weltcup an. Bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking waren die Kombiniererinnen aber nicht zu finden. Der Vorstoß, die Disziplin schon für die vergangenen Spiele aufzunehmen, war gescheitert.
Immerhin wurden die Forderungen nach einer Aufnahme in das Olympische Programm für die Winterspiele 2026 vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) gehört. Am Freitag, 24. Juni, soll darüber entschieden werden, ob es auch in der Nordischen Kombination eine Gendergleichheit bei Olympischen Spielen gibt. Dieses Ziel hat sich das IOC seit Jahren auf die Fahnen geschrieben. Es sollen gleich viele Frauen und Männer teilnehmen und möglichst in gleich vielen Sportarten Wettkämpfe für Frauen und Männer stattfinden. Deswegen galt es auch lange als recht sicher, dass die Frauen aufgenommen werden.
Nun wird aber darüber spekuliert, dass es auch ganz anders laufen könnte: dass das IOC die gesamte Sportart aus dem Programm nimmt, statt den Frauen eigene Wettkämpfe bei Olympia zu geben. Auch, wenn die so erfolgreichen Männer aus dem Programm genommen würden, wäre eine Gendergleichheit gegeben.
„Wir hoffen sehr, dass die Frauen für 2026 in das Olympische Programm aufgenommen werden“, sagte Horst Hüttel, Sportdirektor Weltcup für die Nordische Kombination und Skispringen beim Deutschen Skiverband, unserer Redaktion bereits Anfang Juni.
Der Deutsche Skiverband setzt sich nicht nur beim Weltskiverband FIS für die Kombiniererinnen ein, kurz vor der Entscheidung richtet er nun auch noch einmal eine emotionale „Wahlempfehlung“ an die Funktionäre des Internationalen Olympischen Komitees. In einem einminütigen Video erzählt Kombiniererin Nathalie Armbruster, welche Bedeutung die Sportart und die Chance auf Olympia für sie hat. „Jede Einzelne von uns träumt seit Kindheitstagen davon, bei Olympia starten zu können“, sagt sie.Langlauf-Olympiasiegerin Katharina Hennig und Biathletin Janina Hettig werben ebenfalls für ihre Kolleginnen. Das Video ist mit dramatischer Musik hinterlegt, packende Szene vom Kampf in der Loipe und Aufnahme von den Sprüngen der Frauen werden gezeigt, um Lust auf die Sportart zu machen. Ob der Aufruf beim IOC ankommt, muss sich am Freitag zeigen. In den Kommentaren bei Instagram gibt es zumindest viel Unterstützung für die Nordischen Kombiniererinnen. Dass auch die Männer aus dem olympischen Programm gestrichen werden könnten, sorgt in den Reaktionen auf das Video zusätzlich für Unverständnis.
Ähnlich sieht es beim DSV aus. Dort hofft man aber weiter auf eine positive Entscheidung für die gesamte Nordische Kombination. „Aufgrund der Tatsache, dass das IOC die Nordische Kombination für Frauen schon in das Programm der Youth Olympic Games 2020 aufgenommen hat und die Premiere mit 13 Nationen dort sehr erfolgreich war, ist unsere Hoffnung groß, dass es mit Olympia 2026 klappt.“ Immerhin sei die Aufnahme der Kombiniererinnen der letzte Schritt für das IOC, um die Gender-Thematik für den gesamten Skisport abzuschließen, sagte Hüttel. Er und FIS-Renndirektor Lasse Ottesen hatten das Konzept für den Aufbau eines Frauen-Weltcups erstellt. „Das IOC wollte damals, dass auch die Nordische Kombination Gendergleichheit herstellt“, sagte der Sportdirektor. Also habe man erarbeitet, wie von der Jugend bis zum Weltcup Strukturen geschaffen werden können. Der Internationale Skiweltverband FIS sei alle Schritte mitgegangen. Nun fehlt nur noch der letzte Richtung Olympia.
„Natürlich prüft das IOC genau und kritisch, bevor es etwas neu zulässt. Aber wir stecken im Moment all unsere Kraft in die Aufnahme der Damen, denn wenn dies passieren würde, wären alle anderen negativen Szenarien vom Tisch. Wir sind in Kontakt mit Philippe Gueisbuhler, dem Sportdirektor der FIS, und seine Strategien gehen auch klar in diese Richtung“, betonte Hüttel.

Der Kader der deutschen Nordischen Kombiniererinnen
Die Kombination sei eine der traditionsreichsten Wintersportarten. „Und wir brauchen nicht mal eigene Wettkampfstätten, sondern nutzen die Schanzen der Skispringer und die Loipen aus dem Langlauf“, sagte der DSV-Funktionär. Die Zahl der Länder und Teilnehmerinnen im Weltcup sei ähnlich zu denen bei den Männern. „Im Vergleich zu den Skispringerinnen hat sich die Nordische Kombination bei den Frauen viel schneller entwickelt“, betont Hüttel. Das alles spreche für Wettkämpfe bei Olympia, wirbt Hüttel noch einmal für die Disziplin und ihre Chance.