Nordische Ski-WM 2019 Fragen und Antworten zum Doping-Skandal
Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu den Folgen des Doping-Skandals am Rande der Nordischen Ski-WM.
Was ist zu befürchten?
Nachdem Ermittler des österreichischen Bundeskriminalamtes und der Staatsanwaltschaft München im Zuge der "Operation Aderlass" ein international agierendes Dopingnetzwerk um den Erfurter Sportmediziner Mark S. zerschlagen haben, drohen weitere Enthüllungen. Der 40 Jahre alte Mediziner soll laut Süddeutscher Zeitung in den letzten Jahren auch Spitzensportler aus den Sportarten Schwimmen, Radsport, Fußball, Handball und Leichtathletik betreut haben.
Was könnte passieren?
Alles hängt von den Ergebnissen der Ermittlungsbehörden ab, die bei dem Mediziner brisantes Material wie zahlreiche Blutbeutel und eine Zentrifuge gefunden haben sollen. Vielleicht stoßen die Beamte auf Hinweise zu früheren Fällen von Blutdoping. Die Nationale Anti-Doping Agentur (NADA) kündigte bereits ihre Bereitschaft zur Unterstützung an und könnte frühere Proben neu untersuchen oder Informationen zu den Blutpässen von Athleten liefern.
Inwieweit sind deutsche Sportler bislang betroffen?
Der deutsche Skiverband hatte mitgeteilt, dass bei der "Operation Aderlass" weder deutsche Athleten noch andere Teammitglieder betroffen seien. Bei den in Seefeld fünf festgenommenen Athleten handelte es sich um zwei Österreicher, zwei Esten und einen Kasachen.
Wie groß sind die Auswirkungen für Österreich?
Für den WM-Gastgeber von Seefeld ist der Skandal ein riesiges Problem. Die Alpenrepublik war in der jüngeren Vergangenheit schon mehrfach in Dopingaffären involviert. Peter Schröcksnadel, Präsident des österreichischen Skiverbandes ÖSV, zog am Donnerstag in Erwägung, sich von der gesamten Langlauf-Sparte zu trennen. Er werde in der nächsten Präsidiumssitzung den Ausschluss der Langläufer aus dem Verband fordern, sagte der 77-Jährige.
Wie bewertet der deutsche Sport den Skandal?
Präsident Alfons Hörmann vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) sprach davon, dass die aktuellen Ereignisse einen Schatten auf dem gesamten Sport werfen würden. Wichtig sei es aber, dass der Kampf gegen Doping mit voller Kraft fortgesetzt werde, um "die abschreckende Wirkung auf Sportler und vor allem die kriminell agierenden Hinterleute zu verstärken."
Was sagt die Politik?
Sportpolitikerin Dagmar Freitag kritisierte den deutschen DOSB dafür, dass dieser sich so lange gegen die Einführung eines Anti-Doping-Gesetzes gestemmt habe. Denn erst dank der gesetzlichen Grundlage, die Ende 2015 mit der Einführung des Anti-Doping-Gesetzes erreicht wurde, sei eine solche beharrliche und effektive Ermittlung wie bei der "Operation Aderlass" möglich, erklärte die Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag.
Wie bewerten Mediziner den neusten Doping-Skandal?
Der Nürnberger Doping-Experte Fritz Sörgel sprach von einer neuen Dimension des Dopings, die bei der Nordischen Ski-WM dadurch erreicht worden sei, dass ein Athlet auf frischer Tat ertappt worden sei. Man müsse sich das Szenario einmal vor Augen führen, sagte Sörgel der tz: "Der Athlet hat die Nadel noch im Arm stecken und die Ermittler kommen bei der Tür herein. Herrlich."