Pressestimmen zum Dopingskandal bei Ski-WM „Dümmer geht's nicht“
Bei mehreren Razzien in Seefeld und in Deutschland sind am Rande der Nordischen Ski-WM nach Angaben des österreichischen Bundeskriminalamts (BK) am Mittwoch im Rahmen der "Operation Aderlass" insgesamt neun Personen festgenommen worden, darunter fünf Sportler: Zwei Österreicher, zwei Esten und ein Kasache. Wir haben die Pressestimmen gesammelt.
„Tiroler Tageszeitung“ (Österreich): „Die Ski-WM im Doping-Würgegriff. Das Anti-Doping-Bundesgesetz aus dem Jahr 2017 scheint nicht auszureichen, um gefährdete Sportler abzuschrecken. Die moralische und gesetzliche Hürde scheint niedrig genug, um weiterhin drüberzuspringen. Österreich muss zwar nicht allein an der Büßerrolle tragen - ausgehoben wurde ein internationaler Dopingring. Aber der Glaube an die Unbeflecktheit des Sports hält nicht mit den Bildern von unberührten Winterlandschaften mit. Es ist keine Blutspur, die sich durch Österreichs Sport zieht. Aber eine der Verwüstung.“
„Kurier“ (Österreich): „Dümmer geht's nicht. In Seefeld haben es zwei Typen geschafft, den ohnehin stark ramponierten österreichischen Langlaufsport möglicherweise für alle Ewigkeit in die absolute Bedeutungslosigkeit zu treten. Nicht nur das, auch der ganze Wintersport wird darunter leiden. Und eine Veranstaltung, die bis zum Mittwoch als eine durchaus gelungene, gar festlich gestaltete Werbung gelten durfte. Seefeld 2019? Man wird sich daran erinnern. An einen sonnigen Ort, der ein weiteres dunkles Kapitel österreichischer Sportgeschichte geschrieben hat.“
„Salzburger Nachrichten“ (Österreich): „Die Heim-WM versinkt im Doping-Sumpf. Die Folgen nach den immer wiederkehrenden Dopingfällen mit korrupten Athleten sind für den Sport an sich dramatisch. Es geht das Vertrauen der Öffentlichkeit in sportliche Höchstleistung und Rekorde verloren. Misstrauen hält Einzug. Das ist die Höchststrafe. Dem heimischen Langlaufsport dürften die zwei ertappten ÖSV-Athleten den Todesstoß versetzt haben.“
„Kronen-Zeitung“ (Österreich): „Das Winter-Märchen in Seefeld ging jäh zu Ende. Verbandspräsident Peter Schröcksnadel verabscheut jede Form vom Doping oder die Verwendung anderer unlauterer Hilfsmittel natürlich zutiefst. Ganz kann die sportliche Führung ihre Hände dennoch nicht in Unschuld waschen. Weil man es in all den Jahren nicht schaffte oder auch nicht schaffen wollte, die langen Schatten des Dopings loszuwerden.“
„FAZ“: „Im Zuge der spektakulärsten Ermittlungen in der Doping-Szene des nordischen Skisports seit der Razzia beim österreichischen Langlaufteam während der Olympischen Spiele von Turin 2006 haben deutsche und österreichische Staatsanwälte in Seefeld und Erfurt am Mittwoch insgesamt neun Personen festnehmen lassen. Darunter sind fünf Sportler: zwei Österreicher, zwei Esten und ein Kasache. Einer der fünf, sagte Dieter Csefan am Mittwochnachmittag bei einer Pressekonferenz des österreichische Bundeskriminalamts (BKA) und der Innsbrucker Staatsanwaltschaft, sei bei der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft auf frischer Tat ertappt worden, „mit der Bluttransfusion im Arm“.“
„Neue Vorarlberger Tageszeitung“ (Österreich): „Der österreichische Langlaufsport ist tot. Nach dem erneuten Dopingskandal im Lager der Nordischen zieht der ÖSV zwar endlich Konsequenzen und trennt sich von Langlaufchef Gandler, den erneuten Vertrauensbruch werden allerdings alle Sportler auf Jahre zu spüren bekommen.“
„Oberösterreichisches Volksblatt“ (Österreich): „Und täglich grüßt das Murmeltier - nach den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City, 2006 in Turin und 2014 in Sotschi sind erneut Teile des heimischen Langlaufteams in einen Dopingskandal verwickelt.“
„Berner Zeitung“ und „Tagesanzeiger“ (wortgleich, Schweiz): „"Operation Aderlass" tauften österreichische und deutsche Polizeibehörden jenes Unterfangen, das die WM nun prägt. 120 Beamte waren den ganzen Tag im Einsatz. In Seefeld nahmen sie fünf Langläufer fest.“
„Blick“ (Schweiz): „Bei Ösi-Langläufer steckte die Bluttransfusion noch im Arm! (...) Unter den Festgenommenen sind fünf Sportler. (...) Einer der beiden wird sogar auf frischer Tat erwischt. Er wird noch mit einer Bluttransfusion im Arm angetroffen und festgenommen!“
„Neue Zürcher Zeitung“ (Schweiz): „Dopingrazzia erschüttert die WM in Seefeld. (...) Für den Österreichischen Skiverband (ÖSV) ist (....) der Worst Case eingetreten. Die österreichischen Langläufer waren bereits an den Olympischen Spielen 2002 und 2006 in Verruf geraten, 2014 in Sotschi wurde Johannes Dürr des EPO-Dopings überführt. In einem Buch, das im Januar erschienen ist, und in einer ARD-Dokumentation gesteht Dürr, auch Wachstumshormone genommen und Eigenblutdoping betrieben zu haben.“
„Postimees“ (Estland): „Egal, was bei den Ermittlungen am Ende herauskommt - der Schaden ist geschehen.“
„Iltalehti“ (Finnland): „Doping-Razzia erschüttert Österreich. Die Nordische Ski-WM in Seefeld wurde am Mittwoch von dunklen Wolken überschattet, als nach und nach Informationen über die von der Polizei durchgeführte Doping-Razzia bekannt wurden.“
„SVT Online“ (Schweden): „Sport ohne Doping ist ebenso eine Utopie wie eine Welt ohne Kriminalität. Wenn jetzt ein Dopingskandal die Nordische Ski-WM in Seefeld erschüttert, dann zeigt das wieder einmal auf, dass der Kampf gegen das Doping auch außerhalb der Sportwelt geführt werden muss.“
„Verdens Gang“ (Norwegen): „Der absurde WM-Tag: So schön - und so schrecklich. Das Janusgesicht des Sports hätte nicht deutlicher zutage treten können, als an diesem Mittwoch bei der Nordischen Ski-WM. Der Tag begann wie üblich mit Postkarten-Sonnenschein. Doch schon bald würden über Seefeld die schwärzesten Schatten aufziehen, die der Sport zu bieten hat.“