Star der Nordischen Kombinierer "Hallo, hier ist der Frenzel Eric"

Düsseldorf · Kombinierer Eric Frenzel zählt zu den besten Wintersportlern seiner Zeit. Doch alle Erfolge haben ihm nicht nehmen können, was ihn ausmacht: seine Bodenständigkeit.

Eric Frenzel – Olympiasieger und Weltmeister
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Das ist WM-Rekordhalter Eric Frenzel

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Foto: dpa, Hendrik Schmidt

Eric Frenzel meldet sich am Telefon nicht als Eric Frenzel. Eric Frenzel meldet sich mit "Hallo, hier ist der Frenzel Eric." Es mag nur eine Eigenart eines Erzgebirglers sein. Aber es sagt viel über einen Mann aus, der zu den erfolgreichsten Wintersportlern seiner Zeit zählt. Mit 29 war er schon fünfmal Weltmeister, einmal Olympiasieger, und er gewann so oft wie kein anderer den Gesamt-Weltcup - fünfmal. Trotzdem bleibt er der Frenzel Eric, der selbst zum Telefon greift, wenn Journalisten anfragen, weil sie gerne mal mit ihm sprechen würden. "Man merkt schon, dass wir aktuell sehr gefragt sind. Aber es ist jetzt auch nicht so, dass ich überall erkannt werde", sagt Frenzel. "Vielleicht liegt es ja an Helm, Brille und Mütze beim Wettkampf."

Ohne sein Wettkampfoutfit kommt beim zweifachen Familienvater ein fast bubenhaftes Gesicht zum Vorschein, mittendrin ein schelmisches Lächeln. Frenzel kann unfassbar verbissen sein - im Wettkampf. Und er kann in sich ruhen - abseits von Loipe und Schanze. Natürlich hätten die Erfolge der vergangenen Jahre bei ihm für eine innere Grundzufriedenheit gesorgt, sagt Frenzel. Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass ihm der Ehrgeiz abgegangen wäre, der Biss. "Es geht alles wieder bei Null los. Was war, das war, das nützt mir ja in dieser Saison nichts", sagt er.

Es nützte ihm auch nicht in den langen Sommermonaten, in denen der innere Schweinehund auch bei ihm vorstellig wurde. "Die Motivation über einen langen Sommer hinweg hochzuhalten, ist schwer. Aber weil ich genau weiß, was ich will, und weil ich mir zwischendurch auch immer mal Auszeiten mit der Familie nehme, bekomme ich das vom Kopf her gut hin", sagt Frenzel.

An neuen Zielen fehlt es auch in diesem Winter nicht. Klar, denn es ist eine Olympia-Saison, und Frenzel geht in Pyeongchang als Titelverteidiger auf der Normalschanze an den Start. Als Mannschaft, die mit ihrer Dominanz im zurückliegenden Weltcup neue Maßstäbe in ihrer Sportart gesetzt hatten, haben Frenzel und Co. ohnehin noch eine Rechnung mit Olympia offen: Im Teamwettbewerb auf der Großschanze fehlt Gold noch in der Medaillensammlung. Frenzel ist guter Dinge, dass sich das im Februar in Südkorea ändert. "Olympisches Gold mit der Mannschaft ist ein realistisches Ziel. Wir sind auf einem sehr guten Weg", sagt er.

Johannes Rydzek fällt aus Frenzels Sicht einmal mehr eine Doppelrolle zu: die des bärenstarken Teamkollegen und die des größten Konkurrenten. In der Vorsaison gewann Frenzel den Gesamtweltcup, Rydzek (25) war im Gegenzug mit vier Goldmedaillen der König der WM im finnischen Lahti. Es gilt also für beide, die Balance zwischen Konkurrenzkampf und Kollektivdenken zu finden. "Es ist sehr viel wert, dass wir im deutschen Team, und gerade Johannes und ich, uns den Teamgedanken außerhalb des Wettkampfs bewahrt haben", sagt Frenzel. Rydzek sagt: "Die Dynamik im Team ist ein großer Gewinn für uns alle." Für Bundestrainer Hermann Weinbuch ist es ein Luxusproblem. Er sagt: "Wenn die Burschen so nett miteinander umgehen und das differenzieren können, werden wir auch weiterhin stark bleiben."

Vermutlich werden die Spiele in Pyeongchang die letzten sein, in der die Frauen in Sachen Nordischer Kombination außen vor sind. Der Ski-Weltverband FIS hatte im November beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) beantragt, 2022 die Frauen ins Programm aufzunehmen. Für Frenzel höchste Zeit. "Das ist ein richtiger Schritt, einer, der schon längst hätte unternommen werden sollen. Für die Zukunft unseres Sports ist das etwas, was uns ganz viel bringen kann", sagt er. Eine positive Reaktion des IOC würde die letzte Männerdomäne bei Spielen beenden.

Bis es so weit ist, will Eric Frenzel noch ein paar Erfolge einfahren. Und noch ein paar Mal zum Telefon greifen müssen. Als Frenzel Eric.

(klü)
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