„Sind noch nicht am Ende“ Doping-Skandal um den Erfurter Arzt Mark S. womöglich noch größer

Berlin · Für die „Operation Aderlass“ ist längst noch kein Ende in Sicht. Die Nationale Anti Doping Agentur (NADA) schließt eine Ausweitung des Blutdopingskandals um den Erfurter Mediziner Mark S. nicht aus.

Die skurrilsten Ausreden der Doping-Sünder
Infos

Die skurrilsten Ausreden der Doping-Sünder

Infos
Foto: AFP

Drei Monate nach den spektakulären Razzien bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld ist die "Operation Aderlass" noch längst nicht am Ende. Die Nationale Anti Doping Agentur (NADA) glaubt sogar an eine Ausweitung des Blutdopingskandals.

Die spektakulärsten deutschen Doping-Fälle
14 Bilder

Die spektakulärsten deutschen Doping-Fälle

14 Bilder
Foto: AP

"Da gibt es immer wieder neue Erkenntnisse. Ich will nicht ausschließen, dass der Kreis der 21 noch erweitert wird", sagte NADA-Vorstand Lars Mortsiefer auf der Jahres-PK in Berlin. Bislang waren die Ermittler von 21 beteiligten Athleten aus elf Nationen ausgegangen, die vom Erfurter Sportarzt Mark S. mit Blutdoping versorgt wurden.

Mortsiefer lobte das Vorgehen der Münchner Staatsanwaltschaft, die unter Hochdruck arbeite. "Man muss abwarten, wo die Wege hinführen, nach Deutschland und in die Welt. Wir sind guter Dinge, dass alles ans Tageslicht kommt, auch wenn wir lange noch nicht am Ende angelangt sind", sagte der NADA-Vorstand.

Eine Chronologie des Doping-Skandals
Infos

Eine Chronologie des Doping-Skandals

Infos
Foto: dpa/Jfk

Mark S. und seine Komplizen befinden sich immer noch in Haft, werden regelmäßig vernommen. "Das ist so wie ein Puzzlespiel. Irgendwann hat man alle Teile, dann werden die Ermittlungen abgeschlossen. Wahrscheinlich wird es dann eine Klageschrift gegen Mark S. geben", sagte Mortsiefer. Wann das ist, könne man aber jetzt noch nicht sagen.

Im Rahmen der im Februar bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld von Ermittlern gestarteten "Operation Aderlass" wurden bisher Namen von 16 Sportlern aus sieben Nationen genannt, die mit Mark S. kooperiert haben sollen. Dabei handelt es sich um Athleten aus den Bereichen Radsport, Langlauf, Biathlon, Eisschnelllauf und Leichtathletik.

Mit dem Strafverfahren und den Verhören hat die NADA nichts zu tun, sie steht aber im regelmäßigen Austausch mit den Ermittlern. "Die Zusammenarbeit ist sehr gut", sagte Mortsiefer. Das seit 2015 in Deutschland geltende Anti-Doping-Gesetz räume den Ermittlern neue Möglichkeiten ein, die die NADA nicht habe. "Der Kontrolleur kann klingeln, und der Athlet macht nicht auf. Der Staatsanwalt geht rein", meinte Mortsiefer.

Erfolgsquote der NADA weiter leicht rückläufig

Das Kerngeschäft der NADA bleiben die Kontrollen, deren Erfolgsquote weiter leicht rückläufig ist. Im Jahr 2018 nahm die NADA 12.617 Dopingkontrollen vor und registrierte 69 mögliche Verstöße gegen die Anti-Doping-Bestimmungen. Im Jahr zuvor waren es bei 12.709 Kontrollen noch 82 mögliche Verstöße gewesen.

Immer wieder Probleme hatte die NADA in den vergangenen Jahren mit ihrer Finanzierung. Mittlerweile hat der Bund eine institutionelle Förderung ab 2020 signalisiert, die die Existenz sichert. Das Budget belief sich 2018 auf 9,7 Millionen Euro, 6,2 Millionen Euro davon steuerte der Bund bei. 800.000 Euro kamen auch vom Fußball. Die Wirtschaft hielt sich erneut raus. "Das ist enttäuschend", meinte Gotzmann.

(sid/dpa/old)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort