Biathlon Schempp: "Dann geht der Schuss gleich wieder nach hinten los"

Simon Schempp ist die Nummer eins der deutschen Biathleten. Doch auch als Dritter des Gesamtweltcups bleibt der 26-Jährige bescheiden.

Simon Schempp gewinnt Massenstart in Ruhpolding
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Schempp gewinnt Massenstart in Ruhpolding

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Foto: afp, CS/bb

Nach seinem spektakulären Heimsieg im Dreier-Fotofinish hätte Simon Schempp allen Grund für eine rauschende Partynacht gehabt, doch stattdessen blieb sich die Nummer eins der deutschen Biathleten treu. "Man braucht sich auf den Erfolgen nicht auszuruhen, dann geht der Schuss gleich wieder nach hinten los", sagte Schempp: "Die Konkurrenz ist so groß, da darf man sich nichts erlauben."

Fokussiert, akribisch und erfolgshungrig - Schempp gönnt sich während der Saison keine Pause. "Ich habe momentan nur Biathlon im Kopf", sagt er. Und so rückte am Tag nach dem Massenstart-Erfolg, bei dem er sich in Ruhpolding nach 15 km mit nur acht Zentimetern Vorsprung durchgesetzt hatte, auch schon der nächste Weltcup in den Blick: "Es geht gleich nach Antholz, das ist ein hartes Programm. Aber ich werde mich nicht auf die faule Haut legen."

Der 26-Jährige aus Uhingen absolviert gerade den besten Winter seiner Karriere. Schon dreimal stand er als Zweiter auf dem Podium, nach dem Triumph auf seiner Heimstrecke kletterte er nun sogar auf Platz drei im Gesamtweltcup. "Ich bin super happy und werde weiter Gas geben, aber es werden sicher auch wieder schlechtere Wettkämpfe kommen", sagte Schempp.

Viele davon hat er in diesem Winter noch nicht abgeliefert und so sticht er aus der homogenen Mannschaft des Deutschen Skiverbandes (DSV) heraus. Schempp, der sich nach vielen Niederlagen am Sonntag erstmals in einem großen Zielsprint durchsetzte, lacht im Moment viel, die große Aufmerksamkeit scheint ihm dabei fast ein wenig unangenehm zu sein.

Allerdings weiß der Ex-Freund von Kollegin Miriam Gössner auch bestens, wie es ist, wenn es gar nicht läuft. "Das vergisst man nicht", sagte Schempp rückblickend zum Jahr 2010. Damals musste er die Saison abbrechen, weil gar nichts mehr ging. Die Leistungen waren im Keller, doch er kämpfte sich zurück - bis an die Spitze.

Die Karriere des früheren Skirennläufers begann einst im Schützenhaus seiner Heimatstadt Uhingen in Baden-Württemberg. Weil es keinen Biathlon-Schießstand im Freien gab, machte er dort die ersten Erfahrungen mit der Waffe, das Lauftraining absolvierte er wegen der fehlenden Strecke mit Skirollern auf Fahrradwegen. Erst mit 15 Jahren ging er an das Ski-Internat in Furtwangen und entwickelte sich dort zu einem überragenden Schützen und schnellen Läufer.

Nach seinen jüngsten Gala-Auftritten muss Schempp, der als Schlussläufer der deutschen Staffel gesetzt ist, nun sogar schon die Erwartungen bremsen. "Man darf jetzt nicht denken, dass es nächste Woche nochmal besser wird. Ich bin jetzt erstmal froh, dass es so super klappt", sagt Schempp.

Mindestens bis zur WM im finnischen Kontiolahti (5. bis 15. März) will er in Topform bleiben. Die erste Einzelmedaille ist das große Ziel, bislang ist Staffelsilber bei Olympia in Sotschi sein größter Erfolg. Ab Donnerstag stehen jedoch zunächst die Rennen im italienischen Antholz an - und an die hat Schempp beste Erinnerungen: In Sprint und Verfolgung feierte er dort im Vorjahr seine ersten beiden Weltcupsiege. Wiederholung nicht ausgeschlossen.

(sid)
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