Biathlon Schwedin Jonsson setzt die Maßstäbe

Stocholm/Düsseldorf (RP). Nicht nur wenn im Dezember in Stockholms Stadshuset die Nobelpreise verliehen werden, haben Ehrungen in Schweden einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert. Die wichtigste Auszeichnung im Sport heißt Jerring-Preis. Am Dienstag wurde bekannt, dass die Biathletin Helena Jonsson (25) als Nummer eins aus dieser Publikumsabstimmung hervor ging.

 Helena Jonsson bei der Ziel-Überquerung in Ruhpolding.

Helena Jonsson bei der Ziel-Überquerung in Ruhpolding.

Foto: AP, AP

Mit rührenden Folgen. "Ich sitze hier und heule", sagte sie in einem Hörfunk-Interview, "mir ist nicht kalt, auch wenn es klingt, als ob ich eine verstopfte Nase habe. Ich weine einfach." 67,6 Prozent der Schweden wählten die Skijägerin, die im vergangenen Jahr den Gesamtweltcup holte.

Mit einem so großen Vorsprung hatte sich noch nie jemand durchgesetzt. Dabei mangelte es der Fernstudentin der Wirtschaftswissenschaften nicht an hochkarätiger Konkurrenz. Fußballprofi Zlatan Ibrahimovic, der mit Inter Mailand wieder Italienischer Meister und dann zum FC Barcelona gewechselt ist, belegte Rang zwei. Dritter wurde Robin Söderling, der im Finale der French Open im Tennis stand.

Nicht nur die Schweden mögen Jonsson, die auch jetzt wieder in der Saisonwertung vorn liegt. "Helena schießt fantastisch, sie behält die Nerven", sagte der deutsche Bundestrainer Uwe Müssiggang, "das ist eine, der man den Sieg gönnt. Ihre Erfolge entstehen nicht zufällig." Auch deutsche Fans in Oberhof und Ruhpolding feierten die blonde, hoch aufgeschossene Schwedin in den vergangenen Wochen, als käme sie aus Oberbayern oder Thüringen.

Vorläufig wird sie aber nicht mehr gewinnen. Sie lässt die heute im Südtiroler Antholz beginnenden Wettkämpfe aus. Daheim in Östersund bereitet sich Jonsson auf den Start in den olympischen Loipen im kanadischen Whistler vor. "Sie kann den Biathlonsport auf Jahre hinaus beherrschen", sagte die sechsmalige Weltcupgewinnerin Magdalena Forsberg, "ich sehe für sie keine Grenzen."

Wie einst Forsberg so trainieren auch Jonsson und Anna Carin Olofsson-Zidek, die Nummer zwei in der Jahreswertung, bei Walter Pichler. Am vergangenen Wochenende lief in dessen Heimatort Ruhpolding zum ersten Mal eine schwedische Biathlon-Mannschaft einen Sieg in einer Weltcupstaffel heraus. Eine Einzelkämpferin, so wie Forsberg es viele Jahr war, ist Jonsson nicht.

(RP)
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