Gold-Coup Dahlmeier: "Kam mir vor wie im Training"

In der Ehrenloge von Norwegens König Harald V. wurde Laura Dahlmeier langsam klar, was für ein Meisterstück sie gerade abgeliefert hatte. "Meine Eltern haben zu mir gesagt, wenn du dich anstrengst, dann schaffst du es auch zum König. Jetzt ist der Traum in Erfüllung gegangen", sagte Dahlmeier nach ihrem sensationellen Gold-Coup bei der Biathlon-WM in Oslo.

Biathlon-WM: Laura Dahlmeier holt Gold in der Verfolgung
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Dahlmeier holt Gold in der Verfolgung

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Foto: dpa, hsc hpl

Einen Tag nach Bronze im Sprint trat die 22-Jährige mit dem Sieg in der Verfolgung in die Fußstapfen von Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner. "Es war ein perfekter Tag mit einem perfekten Rennen. Ich kann es noch gar nicht fassen. Ein Einzeltitel war immer mein Traum, ich habe es geschafft. Das macht mich sprachlos", sagte Dahlmeier. Zur Belohnung gab es für die Weltmeisterin einen Plausch mit Norwegens Staatsoberhaupt: "Das war eine Ehre. Es war das erste Mal, dass ich einem König die Hand gegeben habe."

Am Abend bekam Dahlmeier im Schneetreiben vor Tausenden Fans auf Oslos Universitätsplatz ihre Goldmedaille überreicht. "Es war ein super schönes Gefühl, da oben zu stehen. Ich habe das einfach genossen", sagte Dahlmeier. Vor der Bühne hatte sich die gesamte deutsche Mannschaft versammelt und ihr zugejubelt.

Während die Männer um Simon Schempp ohne Edelmetall enttäuschten, krönte sich die fehlerfreie Partenkirchnerin am Holmenkollen zur ersten deutschen Einzel-Weltmeisterin seit dem Rücktritt von Neuner vor knapp vier Jahren. Damals hatte Neuner in Ruhpolding den WM-Sprint gewonnen. In Skandinavien verpasste Franziska Hildebrand (Clausthal-Zellerfeld) derweil als Vierte in der Verfolgung nur knapp das Podest. Silber sicherte sich Dorothea Wierer (Italien/2 Schießfehler) vor Marie Dorin-Habert (Frankreich/3).

Die fünfmalige Saisonsiegerin Dahlmeier startete bei schwierigen Windverhältnissen perfekt und lief nach den ersten beiden fehlerfreien Schießeinlagen hinter Titelverteidigerin Dorin-Habert auf den zweiten Platz nach vorne. Nach dem ersten Stehendschießen ging die passionierte Bergsteigerin schließlich in Führung und gewann schließlich komfortabel mit 48,3 Sekunden vor Wierer.

"Ich war nicht aufgeregt oder nervös, mir kam es eher vor wie beim Training", sagte Dahlmeier und verblüffte mit dieser Aussage. Während die Konkurrenz Fehler um Fehler schoss, versenkte sie alle 20 Schüsse im Ziel. "Mir ist es gelungen, die Ruhe zu übertragen. Die null Fehler waren der Schlüssel zum Erfolg", betonte die ehemalige Junioren-Weltmeisterin.

Im Vorjahr hatte Dahlmeier im finnischen Kontiolahti noch den zweiten Platz in der Verfolgung belegt - doch am Sonntag enteilte sie der Konkurrenz fast spielerisch. "Die letzte Runde alleine war einfach genial, ich habe mich so gefreut und schon mit allen abgeklatscht und ihnen zugejubelt. Ich hatte zum Glück genügend Vorsprung dazu", sagte Dahlmeier.

Vor fast genau drei Jahren war sie in Oslo erstmals im Weltcup gestartet, nun zeigte sie nach schwierigen Wochen ausgerechnet beim Saison-Höhepunkt eine Galavorstellung. "Sie war von Anfang an auf Sieg orientiert. Es ist ihr gelungen, unter Stress ihr Leistungsvermögen besser abzurufen als jede andere", sagte Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig: "Es ist so ein souveräner Sieg herausgekommen - damit haben wir alle nicht gerechnet."

Dahlmeier war bereits am Samstag eine große Last von ihren schmalen Schultern abgefallen, als sie sich Bronze im Sprint sicherte und somit die Grundlage für den Erfolg legte. Nach Gold mit der Staffel und Silber in der Verfolgung im Vorjahr war es bereits die dritte wichtige Medaille des Ausnahmetalents. "Im Vorfeld haben viele erwartet, dass es für eine Medaille reicht, für mich war die ganze Saison aber bergauf und bergab", sagte Dahlmeier.

Gleich zum Saisonstart fehlte sie wegen eines grippalen Infekts, musste anschließend noch mehrfach pausieren und reiste ohne genaue Kenntnis ihres Leistungsstands wegen Magenproblemen mit Verspätung nach Oslo. "Es ist schön zu sehen, dass es so eingetroffen ist, wie ich es mir gewünscht habe. Ich wollte zur WM meine Bestleistung abrufen", sagte Dahlmeier, die sich diebisch über ihren Coup freute: "Ich bin total happy. Dem Druck muss man erst mal standhalten, wenn jeder das erwartet."

(sid)
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