Biathlon-WM Deutsche Mixedstaffel holt Silber hinter Frankreich

Als Simon Schempp nach seiner unglaublichen Schlussrunde wieder zu Kräften gekommen war, ärgerte er sich keine Sekunde über den verpassten WM-Triumph. "Wir haben definitiv eine Medaille gewonnen und nicht Gold verloren. Wir sind absolut glücklich mit Silber", sagte der bärenstarke Schlussläufer der deutschen Biathlon-Mixedstaffel nach dem gelungenen WM-Auftakt in Oslo.

Mixedstaffel holt sich Silbermedaille ab
7 Bilder

Mixedstaffel holt sich Silbermedaille ab

7 Bilder
Foto: afp

Nur 4,3 Sekunden landete das DSV-Quartett mit Schempp, Franziska Preuß, Franziska Hildebrand und Arnd Peiffer nach 2x6 und 2x7,5 km hinter Frankreich. Dominator Martin Fourcade sicherte seinem Team auf den dramatischen letzten Kilometern am Holmenkollen den Sieg in einem äußerst spannenden Rennen. "Ich habe versucht, alles rauszuholen und Gold anzugreifen, aber ich war am Ende ehrlich gesagt einfach zu kaputt", sagte Schempp, der erst kurz vor der Zielgeraden aufgab.

Bereits am Abend bekam die Staffel auf dem Universitätsplatz in Oslo die Medaillen in einem feierlichen Rahmen überreicht. "Es war doch einiges los hier. Das macht schon Spaß, da oben zu stehen. Und es macht auch Lust, in den nächsten Tagen noch mal bei der Siegerehrung dabei zu sein", sagte Schempp mit Silber um den Hals.

Bis nach dem letzten Schießen war das Rennen noch völlig offen, die späteren Medaillengewinner hatten alle noch die Chance auf den Sieg und lagen innerhalb von acht Sekunden. Schempp konnte eine kleine Lücke zu seinem Dauerrivalen Fourcade sogar noch schließen, doch vorbei kam er nicht mehr. "Mich hat es vielleicht zu viele Körner gekostet, diese Lücke zu schließen", sagte Schempp. Bronze ging an Olympiasieger Norwegen (+14,4).

Mixedstaffel läuft zu Silber
12 Bilder

Mixedstaffel läuft zu Silber

12 Bilder
Foto: dpa, hsc gfh

Am Ende lagen die Schlussläufer entkräftet im Schnee. Obwohl Fourcade auf der Zielgeraden noch zu einem kleinen Sprung ansetzte und jubelte, brauchte auch er lange, bis er wieder aufstehen konnte. "Simon hat ihn an seine Grenzen geführt. Martin hat sich sicher nicht leicht getan", sagte Peiffer über Schempps starken Auftritt.

Nach ihrem Medaillen-Coup lagen sich die deutschen Skijäger vor den Augen des norwegischen Königs Harald V. schließlich freudig in den Armen. Anders als im vergangenen Jahr, als in Kontiolahti für das Quartett nur der sechste Rang zu Buche gestanden hatte, konnten die erfolgsverwöhnten Skijäger für die kommenden Wettkämpfe Selbstvertrauen tanken. "Mich stimmt das auch für die Einzelrennen sehr optimistisch", sagte Schempp.

Zuletzt hatte eine deutsche Mixedstaffel 2012 eine Medaille gewonnen, als in Ruhpolding WM-Bronze heraussprang. Der letzte Triumph datiert vom 28. März 2010 - Peiffer und Schempp gehörten damals der Gold-Formation an. "Dieser Auftakt macht uns sehr glücklich. Wir haben hier sicher nicht Gold verschenkt", sagte Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig.

Der frühere Sprint-Weltmeister Peiffer, der nur drei Wochen nach seinem Horrorsturz in Presque Isle überraschend aufgeboten worden war, zeigte an dritter Position vor Schempp ebenfalls eine vorzügliche Vorstellung. Einzig der letzte seiner zehn Schüsse verfehlte das Ziel, insgesamt leistete sich das Team nur sieben Nachlader. "Das war wieder ganz ordentlich. Ich habe mich gut gefühlt", sagte er.

Vor den Auftritten der Männer hatte Staffel-Weltmeisterin Preuß als Startläuferin ein Rennen mit viel Licht und etwas Schatten abgeliefert. "Ich habe mich wirklich schwergetan, in das Rennen reinzukommen. Man will es ja gut machen, aber ich war meganervös", sagte Preuß. Den beiden Nachladern im Liegendschießen folgte eine fehlerfreie Salve im Stehendanschlag - als Vierte übergab die 21-Jährige den Staffelstab mit 16,3 Sekunden Rückstand zur Spitze an Hildebrand.

Und die 28-Jährige, als Gesamtweltcup-Fünfte die beste Deutsche, übte von Beginn an mächtig Druck aus. Vielleicht sogar etwas zu viel? Nein! Zwar unterliefen auch Hildebrand im ersten Schießen zwei Fehler, dank einer grandiosen Leistung in der Loipe und einer makellosen zweiten Einlage lief sie den Favoriten an die Spitze.

Dass Überfliegerin Laura Dahlmeier (Partenkirchen) zum Auftakt fehlte, war einer leichten Magenverstimmung geschuldet. Die 22-Jährige wird erst am Samstag ins Geschehen eingreifen, wenn die beiden Sprintrennen (ab 11.30 Uhr) anstehen. "Eine Einzelmedaille - das wäre die Krönung meiner Saison", sagte Dahlmeier dem SID. Und Schempp, der Fourcade erneut herausfordern möchte, meinte selbstbewusst: "Ich will meine erste Einzelmedaille mit nach Hause nehmen."

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort