Biathlon-WM in Oberhof Kühn liefert ausgerechnet im Nebel sein bestes Saisonrennen

Oberhof · Im Kampf um die WM-Medaillen hatten die deutschen Biathleten im Sprint keine Chance. Immerhin Johannes Kühn kann über sein bestes Rennen der Saison jubeln. Und das ausgerechnet bei dem von ihm besonders gefürchteten Nebel.

 Johannes Kühn beim WM-Sprint in Oberhof.

Johannes Kühn beim WM-Sprint in Oberhof.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Im Schatten der Norweger um den neuen Sprint-Weltmeister Johannes Thingnes Bö feierte Johannes Kühn mit seinem besten Rennen der bisherigen Saison zumindest einen persönlichen Erfolg. Platz acht des Deutschen bejubelten sowohl die mehr als 14.000 Zuschauer in der Biathlon-Arena in Oberhof als auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der der Biathlon-WM in Thüringen einen Besuch abstattete. Einen WM-Erfolg wie noch am Freitag durch Denise Herrmann-Wick bekam das deutsche Staatsoberhaupt zwar nicht zu sehen, dafür einen dreifach Erfolg der Norweger. Denn Silber sicherte sich Johannes Thingnes Bös Bruder Tarje, Bronze ging an Sturla Holm Laegreid.

Der frühere Sprint-Weltmeister Benedikt Doll begrub seine Chancen auf einen Erfolg bereits im Liegendschießen. Im dichten Nebel schoss er dreimal daneben. Stehend weitere zweimal. Das reichte nur für Rang 55. Die nächste Enttäuschung nach seinen Fehlern am Mittwoch in der Mixed-Staffel.

Dabei war die Sicht bei dem für Oberhof so oft typischen Nebel zwar nicht optimal, aber nicht so schlecht wie kurz vor dem Rennen befürchtet. Zahlreiche Biathleten mussten zwar mehrfach in die Strafrunde, die Besten zeigten aber, dass ein gutes Schießen möglich war. Und auch sonst fielen nicht deutlich mehr Fehlschüsse als in anderen Sprint-Rennen.

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Besser als Doll machte es Kühn, der nur im zweiten Schießen eine Scheibe stehen ließ. Dabei liegt dem 31-Jährigen das Schießen bei Nebel eigentlich so gar nicht. „Ich tue mich relativ schwer, wenn es nebelig ist. Es hat mal eine Staffel gegeben, da habe ich neun Strafrunden geschossen. Da bin ich etwas gefährdet, weil ich dann schlechter sehe“, erklärte Kühn. Die Bedingungen in der Arena hätten ihm daher vor dem Rennen schon größere Sorgen gemacht. Er sei nervöser gewesen als eigentlich gedacht. „Beim Anschießen waren schon Momente dabei, da habe ich die Scheibe nicht so richtig gesehen“, sagte der Deutsche. „Es war vorher richtig schwierig, im Wettkampf ging's. Deswegen muss ich sagen, bin ich mit meiner Leistung sehr zufrieden. Schade, dass es zum Schluss nicht zu den Top Sechs gereicht hat“, sagte der Biathlet aus Reit im Winkel weiter.

Er habe sich das erste Schießen von Johannes Thingnes Bö noch angeschaut und sich aus der Ferne gefragt: „Wie kann der überhaupt was sehen.“ Da Bö einen relativ normalen Rhythmus geschossen habe, sei er schon davon ausgegangen, dass es am Schießstand besser aussieht. So war es dann auch für ihn.

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Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Und auch dank neun von zehn Treffern lief Kühn mit einer guten, wenn auch nicht überragenden letzten Runde zum besten Ergebnis der Saison. Und das ausgerechnet im Sprint, bei dem er in diesem Winter bisher weit weg von den Topplatzierungen war. 54, 44, 34 – so lauteten Kühns bisherige Platzierungen im Sprint in dieser Saison.

Bundestrainer Mark Kirchner gratulierte ihm auch deswegen zu einem „guten Wettkampf“. „Super wäre mein Rennen gewesen, wenn ich den einen noch getroffen hätte oder eben irgendwie fünf Sekunden schneller gewesen wäre. Aber ich muss sagen, nach meinen letzten Sprints war das heute sehr, sehr gut“, so Kühn. Zuhause bei einer Weltmeisterschaft zu laufen, sei schön, aber nicht leicht. „Vor allem, wenn man herkommt und die Sprints vorher ziemlich versemmelt hat, dann ist es nicht leicht“, sagte der Deutsche erleichtert. Denn mit Platz acht hat er sich nicht nur Selbstvertrauen geholt, sondern sich auch eine hervorragende Ausgangsposition für das Verfolgungsrennen am Sonntag verschafft. Und in dieser Disziplin war er in der aktuellen Weltcupsaison deutlich besser.

Was ist also sein Plan für das nächste WM-Rennen? „Schauen, was die Beine hergeben und möglichst gut schießen“, sagt er kurz und knapp. Und fügt dann doch an: „Ich glaube, ich habe letztes Jahr sehr, sehr gute Sprints gemacht und immer schlechte Verfolger. Dieses Jahr war es bisher andersrum. Jetzt habe ich einen guten Sprint gemacht, schauen wir, was morgen passiert. Aber ich war jetzt bei ein paar WMs und bei Olympia und habe die Sprints immer richtig in die Hose gesetzt, deswegen bin ich erst mal froh, dass es heute ganz gut war und dann schauen wir mal morgen.“

Gute Voraussetzungen für die Verfolgung hat auch Justus Strelow, der im Sprint sogar fehlerfrei blieb, im Laufen aber mit den Besten nicht mithalten konnte. Ein guter zwölfter Platz stand am Ende seines ersten WM-Rennens überhaupt zu buche. „Ich habe auf der Strecke alles gegeben, aber da muss ich mich jetzt noch weiter verbessen“, sagte der 26-Jährige. Die Chance dazu hat er dann schon am Sonntagnachmittag.

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