Biathlon-WM Herrmann-Wick holt Silber in der Verfolgung von Oberhof

Oberhof · Denise Herrmann-Wick gewinnt in Oberhof ihre zweite WM-Medaille. Fast wäre es sogar der zweite Titel gewesen. Nur eine Französin ist in der Verfolgung besser.

 Das deutsche Trio mit Sophia Schneider (l-r), Denise Herrmann-Wick und Hanna Kebinger jubelt im Ziel.

Das deutsche Trio mit Sophia Schneider (l-r), Denise Herrmann-Wick und Hanna Kebinger jubelt im Ziel.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Überglücklich nahm Denise Herrmann-Wick ihre Teamkolleginnen in den Arm und jubelte über ihre verdiente zweite Medaille bei der Heim-WM in Oberhof. Die Biathlon-Olympiasiegerin gewann zwei Tage nach ihrem Gold-Coup im Sprint am Sonntag Silber in der Verfolgung. Lange wäre für die Sächsin sogar der zweite Titel beim stimmungsvollen Heimspiel in Thüringen möglich gewesen, doch zwei Strafrunden im entscheidenden letzten Schießen waren zu viel. Mit insgesamt vier Schießfehlern hatte die 34-Jährige 27,0 Sekunden Rückstand auf die französische Gesamtweltcup-Führende Julia Simon (1 Fehler), die Gold holte. Bronze ging an Marte Olsbu Röiseland (3) aus Norwegen.

„Es war heute richtig hart. Es war ein cooles Rennen und so von vorne weg ist das bei der Atmosphäre richtig, richtig cool“, sagte Herrmann-Wick im ZDF. „Ich wollte am Ende schon treffen, aber ich habe den Kürzeren gezogen.“ Es sei bei der enormen Belastung „nicht so einfach“ gewesen. „Ich habe auf der Schlussrunde nochmal alles rausgehauen“, sagte sie. Aber die Kraftanstrengung brachte sie nicht mehr nah genug an Simon heran. „Ich merke schon, die Beine brauchen auch mal bisschen Erholung“, sagte Herrmann-Wick und lobte die deutschen Fans: „Das war der Gipfel der Stimmung.“

Medaillen in Sprint und Verfolgung bei der gleichen WM hatte aus deutscher Sicht zuletzt Laura Dahlmeier 2019 in Östersund gewonnen. Bei den gleichen Titelkämpfen gewann Herrmann-Wick bereits den Titel in der Verfolgung, insgesamt hat die ehemalige Langläuferin nun acht WM-Medaillen eingefahren. Für die deutsche Mannschaft war es in Oberhof die zweite Medaille im vierten Wettbewerb. Für ein starkes Mannschaftsergebnis sorgten Sophia Schneider (4) als Fünfte und Hanna Kebinger (2) als Achte.

Bei Nebel vor mehr als 23 000 Zuschauern ging Herrmann-Wick zwei Sekunden vor Sprint-Vizeweltmeisterin Hanna Öberg auf die Strecke. Einen Tag zuvor hatten sie bei einer emotionalen Zeremonie im Oberhofer Kurpark noch ihre Medaillen in Empfang genommen. Neben dem gesamten deutschen Team waren auch 5500 Fans gekommen und hatten für eine ganz besondere Atmosphäre gesorgt. „Es ist unglaublich. Ich hatte gerade fast einen höheren Puls als beim Wettkampf“, sagte Herrmann-Wick: „Das ist so schön, wenn man die Gesichter sieht. Etwas Schöneres gibt es einfach nicht.“

Zur inoffiziellen deutschen WM-Hymne „Der Zug hat keine Bremse“ tanzte Herrmann-Wick im Scheinwerferlicht zur Bühne. „Das bleibt einfach für immer. Da muss man den Moment auch mal genießen“, sagte Herrmann-Wick, die bei der Nationalhymne feuchte Augen bekam: „Da kommt dann schon mal hoch, was man alles durchgemacht und investiert hat.“

Zurück auf der Strecke mussten die beiden Führenden dann gleich nach dem ersten Schießen einmal in die Strafrunde. Öberg übernahm vor Herrmann-Wick die Führung, dahinter kamen die Sprint-Dritte Linn Person und die Gesamtweltcup-Führende Simon heran. Auch Schneider, die im ersten WM-Rennen ihrer Karriere am Freitag überraschend Siebte geworden war, hielt sich nach einem fehlerfreien Schießen als zwischenzeitliche Fünfte bestens.

Auf der schweren Strecke mit dem gefürchteten Birxsteig als steilstem Anstieg entwickelte sich ein enges Rennen, in dem sich die Spitze zusammenschob und Herrmann-Wick noch vor dem zweiten Schießen wieder führte. Weil Öberg zweimal und Persson bei diffusem Licht sogar dreimal in die Strafrunde musste, zog die Sächsin ohne Patzer deutlich davon und lag 23 Sekunden vor Schnellschützin Simon. In der Loipe zeigte die Deutsche ihre starke Form und baute den Vorsprung vor dem ersten Stehendschießen auf etwa eine halbe Minute aus.

Dieser war nach dem zweiten Schießfehler dahin, weil Simon das dritte Mal alle Scheiben abräumte und knapp die Spitze übernahm. Dahinter folgte die Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold als Dritte und die erneut starke Schneider als Vierte. In das entscheidende vierte Schießen ging Herrmann-Wick nach einer weiteren schnellen Laufrunde mit knappem Vorsprung. Zwei Strafrunden zerstörten zwar alle Goldträume und Simon konnte sich den Sieg sichern, trotzdem freute sich die Wahl-Ruhpoldingerin im Ziel über das verdiente Edelmetall.

(lonn/dpa)
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