IBU vertagt Entscheidung Russische Biathleten kommen vorerst um Ausschluss herum

Russlands Biathleten kommen vorerst wieder um einen Komplett-Ausschluss herum: Der Weltverband IBU hat die für Samstag angekündigte Entscheidung über sein Vorgehen gegen die von schweren Dopingvorwürfen belasteten russischen Skijäger vertagt.

Die skurrilsten Ausreden der Doping-Sünder
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Foto: AFP

Wie die IBU nach einer Krisensitzung des Vorstandes am Rande des Weltcups im italienischen Antholz bekannt gab, sind die Verfahren gegen 22 der insgesamt 29 des Dopings beschuldigten russischen Biathleten aus Mangel an Beweisen fallen gelassen worden. Die restlichen sieben Verfahren werden weitergeführt - bis zum 5. Februar hat der russische Verband RBU, gegen den ein formales Verfahren eingeleitet wurde, nun Zeit, um diesbezüglich und zu seiner Rolle im Dopingskandal Stellung zu beziehen.

"Es liegt ein großes Problem auf unserem Tisch, das ist kein Geheimnis. Wir müssen die Athleten allerdings auch schützen, solange wir keine Beweise haben, dass sie gegen die Anti-Doping-Richtlinien verstoßen haben", sagte IBU-Präsident Anders Besseberg.

Noch vor dem ersten Rennen der Weltmeisterschaften will die IBU dann über das weitere Vorgehen und die mögliche Einberufung eines Außerordentlichen Kongresses entscheiden, der notwendig ist, um die von Athleten geforderten raschen Maßnahmen zu verabschieden. Der WM-Auftakt findet allerdings bereits am 9. Februar in Hochfilzen statt, das russische Team dürfte sich demnach bereits am WM-Ort aufhalten und ganz normal an den Titelkämpfen teilnehmen.

Bei den internationalen Athleten dürfte der Aufschub auf wenig Gegenliebe stoßen. Vor der Vorstandssitzung hatten die Sportler die Funktionäre zu konsequentem Handeln aufgefordert, am besten noch vor der WM. "Auch um einfach der Welt zu zeigen, wir Biathleten sind für einen sauberen Sport und auch die IBU steht voll hinter uns", sagte Verfolgungs-Weltmeisterin Laura Dahlmeier im ZDF.

Dominator Martin Fourcade und Co. hatten bereits in der Vorwoche in Ruhpolding einen von 170 Athleten unterschriebenen Brief an die IBU übergeben. Der Inhalt: Klare Forderungen nach einem härteren Kampf gegen Doping und knallharte Strafen für die Sünder. Viele fürchten um den Ruf ihrer Sportart. "Wir stellen uns vor, dass bei einem ganz klaren Dopingverstoß die Höchststrafe bei einer Sperre von acht Jahren liegen sollte", sagte der ehemalige Doppel-Weltmeister Erik Lesser.

IBU-Generalsekretärin Nicole Resch erklärte diesbezüglich: "Wir nehmen die Forderungen der Athleten sehr ernst. Man muss es aber auch akzeptieren, dass wir unseren Job genauso seriös machen wollen wie sie."

Der IBU scheinen juristisch die Hände gebunden. Denn bewiesen waren bislang größtenteils nur die Manipulationen einiger Dopingproben - und das, so auch der Tenor im Athletenkreis, könne den betroffenen Sportlern nicht unbedingt angelastet werden. "Die geben ihre Proben ab und haben dann nichts mehr damit zu tun", sagte der frühere Sprint-Weltmeister Arnd Peiffer. Auch deshalb hatte der Weltverband IBSF die Sperren gegen einige russische Skeleton-Athleten wieder aufheben müssen. "So etwas würde uns nicht weiterhelfen", meinte Besseberg.

Nachdem Chefermittler Richard McLaren in seinem Bericht festgestellt hatte, dass zu den dopingverdächtigen Athleten aus Russland 31 Biathleten gehören, hatte die IBU zuletzt zwei Sportler vorläufig gesperrt und von weiteren Untersuchungen gegen die 29 anderen gesprochen. Übrig geblieben sind nunmehr noch sieben Sportler. Zudem wird der Weltcup in dieser Saison nicht wie geplant im russischen Tjumen Station machen, sondern in Kontiolahti stattfinden.

(seeg/sid)
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