Herrmann und der Biathlon Das Happy End einer großen Liebe

Östersund · Gut Ding will Weile haben: Denise Herrmann feiert in Östersund ihren ersten beiden Weltcup-Siege - die Liebe zum Biathlon war aber schon viel, viel früher geweckt.

Denise Herrmann triumphiert auch in der Verfolgung
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Herrmann triumphiert auch in der Verfolgung

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Foto: ap, PLU

Es war Liebe auf den ersten Blick. Schon damals, im Sommer 2012, hatte Denise Herrmann ihr Herz verloren. "Ich war sofort fasziniert, habe mich aber irgendwie noch nicht getraut", sagte die Oberwiesenthalerin rückblickend. Erst vier Jahre später machte sie ihre heimliche Schwärmerei öffentlich, wagte den Seitensprung von den Langläufern zu den Skijägern - und feierte nun mit ihren ersten beiden Weltcup-Siegen quasi die endgültige Vermählung.

Biathlon und Herrmann - das passt und dürfte weit mehr werden als eine kurzzeitige Romanze. Die 28-Jährige strahlt, wenn sie von ihrer Leidenschaft spricht, das Funkeln in den Augen ist nicht zu übersehen. "Die Begeisterung für diesen Sport war immer in mir", sagte Herrmann. Vor fünf Jahren hatte sie in Ruhpolding bei einem Schnuppertraining erstmals ein Gewehr in der Hand gehalten. "Das hat mich seither nicht mehr in Ruhe gelassen."

Weil sie sich damals aber mitten im Olympia-Zyklus befand, stand ein Wechsel noch nicht zur Debatte. Erst eine olympische Silbermedaille mit der Langlauf-Staffel und ein paar Rennen später fasste Herrmann den mutigen Entschluss. "Jetzt oder nie", sagte sie sich - es war die goldrichtige Entscheidung.

Gerade einmal 371 Tage lagen zwischen dem ersten offiziellen Wettkampf als Biathletin und dem Premierensieg im Weltcup, den Herrmann am Freitag im Sprint über 7,5 km im schwedischen Östersund in bester Magdalena-Neuner-Manier einfuhr: Schießen, nicht alles treffen, laufen bis zum Anschlag und am Ende ganz oben stehen.

"Es ist erstaunlich, wie schnell Denise in der Weltspitze angekommen ist", lobte Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig. Bereits am Sonntag wurde er in seiner Einschätzung bestätigt, als Herrmann auch in der Verfolgung über 10 km die Konkurrenz eindrucksvoll dominierte.

Der 59-Jährige prophezeit seiner Athletin auch eine rosige Zukunft, sofern sie "ihr Laufvermögen bewahren kann". Dass der Umstieg zum Biathlon gelingen und eine große Karriere folgen kann, hatten ja auch schon Kati Wilhelm oder die große Schwedin Magdalena Forsberg bewiesen, mit denen Herrmann aber nicht verglichen werden möchte.

"Ich bin ich. Und ich will das Niveau halten", sagte die forsche Herrmann, die keinesfalls nur auf ihre außerordentliche Laufverfassung reduziert werden will. Für einen erfolgreichen Wechsel müsse man schließlich "auch ein bisschen Talent mitbringen" und zudem den unbändigen Willen, den Rückstand zu Athletinnen wettzumachen, die seit jeher den Umgang mit der Waffe verinnerlicht haben.

Herrmann hat beides, vor allem vor ihrer ersten Saison absolvierte sie unzählige Überstunden und trainierte sich im eigenen Keller bei Trockenübungen eine solide Technik an. "Ich habe da unheimlich viel Zeit investiert", sagte Herrmann, deren Erfolge bei den deutschen Meisterschaften im September in Sprint, Verfolgung und Massenstart schon ein Fingerzeig gewesen war.

Unter anderem hatte sie sich da auch gegen eine gewisse Laura Dahlmeier durchgesetzt, die in Östersund wegen einer Erkältung nicht am Start war. Das Fehlen der siebenmaligen Weltmeisterin hat man (fast) nicht gemerkt - auch, weil Herrmann ihrer Liebe zum Biathlon eine Chance gab.

(sid)
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