Skispringen in Willingen Severin Freund gelingt Olympiatest

Willingen · Beim Weltcup im Sauerland belegte der Bayer zweimal den zweiten Platz hinter dem Polen Kamil Stoch.

 Severin Freund ist in Willingen erneut auf das Podest geflogen.

Severin Freund ist in Willingen erneut auf das Podest geflogen.

Foto: dpa, Uwe Zucchi

Das Wort Medaille kommt Severin Freund nicht über die Lippen. Der 25-jährige Bayer umdribbelt verbal sein Ziel für die Olympischen Spiele. "Dabeisein ist alles — das reicht nicht. Wenn man Leistungssportler ist, dann will man mehr", sagte er, nachdem er beim Skisprung-Wochenende in Willingen zwei Mal Zweiter hinter dem Polen Kamil Stoch geworden war. "Wir wollen in Sotschi unsere Topleistung bringen", erklärte Freund auch stellvertretend für die anderen vier Mitglieder des Teams. Das kann man ja auch verlangen. "Die Form dazu haben wir", ergänzt er. Vor allem er selbst zeigt sich in Olympiaverfassung. Die beiden Wettkampfsprünge gestern waren besonders hoch einzuschätzen, weil er "den Bedingungen getrotzt hat", wie Bundestrainer Werner Schuster anerkennend sagte. Vom Rückenwind ließ er sich nichts anhaben.

Freund taugt nicht als Entertainer oder Lautsprecher. Neben Stoch, dem im Weltcup führenden Slowenen Peter Prevc und dem Österreicher Gregor Schlierenzauer zählt der Student, der vor vier Jahren in Vancouver nicht zum Olympiateam gehörte, aber nun zu den ersten Anwärtern auf die Medaillen in den Einzelwettkämpfen auf der Normal- und der Großschanze in Sotschi. Seit Sven Hannawald 2002 auf der Normalschanze in Salt Lake City hinter dem Schweizer Simon Ammann Silber geholt hatte, gab es keine olympische Einzelmedaille für einen deutschen Skispringer mehr. Der letzte deutsche Olympiasieg im Skispringen liegt noch viel länger zurück: Jens Weißflog gewann 1994 auf dem großen Lysgardsbakken in Lillehammer.

Doch so gut wie die Prognosen derzeit für Freund ausfallen, so gut waren sie auch vor sechs Wochen, als die Vierschanzentournee anfing. Nach guten Resultaten im Frühwinter — mit einem Sieg in Lillehammer als Ausrufezeichen — galt Freund als einer der Kandidaten auf den Gesamtsieg. Doch er enttäuschte komplett. Er kam mit der Erwartungshaltung nicht klar. Die Ränge 10, 32, 15 und 10 waren zu wenig für seine Ansprüche und vor allem auch für sein Leistungsvermögen. Seine mangelnde Stressfestigkeit wurde ein Diskussionsthema in der Szene.

Am Mittwoch reist Freund zusammen mit Andreas Wellinger, Richard Freitag, Andreas Wank und Marinus Kraus von Frankfurt nach Sotschi. Ab Donnerstag können die Athleten auf der Normalschanze in den Bergen über der Olympiastadt am Schwarzen Meer für ihren Wettkampf am Sonntag trainieren.

In den vergangenen Wochen haben die deutschen Springer Akzente gesetzt. In den letzten fünf Wettbewerben, bei denen sie am Start waren, schafften sie immer einen Platz auf dem Podium. Der Aufschwung kommt Schuster zur rechten Zeit. "Wir wollen zwei Medaillen machen — eine im Einzel, eine im Team", sagt er mit Blick auf Sotschi, "diesen Anspruch können wir geltend machen bei dem Aufwand den wir betreiben."

Das Ziel entspricht dem neu gewonnen Selbstvertrauen. Eine Einzel- und eine Teammedaille — so lautete auch in den Zeiten des früheren Bundestrainers Reinhard Heß stets die Zielsetzung für Weltmeisterschaften und Olympische Spiele.

In Martin Schmitt ließ sich der letzte Vertreter dieser Generation zwischen den beiden Druchgängen am Samstag noch einmal in Willingen feiern. "Das wird unvergesslich bleiben. Ihr seid ein fesches Publikum", sagte der viermalige Weltmeister, ehe er zu den Klängen des unvermeidlichen "Time to say goodbye" das Strycktal verließ.

(RP)
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