Drittplatzierter Brite verweigert Siegerfoto Sun holt Gold über 200 m Freistil und brüllt Bronzemedaillengewinner an

Gwangju · Der Fall Sun Yang geht in die nächste Runde: Der dopingvorbelastete Chinese hat über 200 m Freistil von der Disqualifikation des ursprünglich Schnellsten profitiert und Gold gewonnen. Sun droht nach der WM eine nachträgliche Dopingsperre.

 Sieger Sun Yang diskutiert mit Bronzemedaillengewinner Duncan Scott.

Sieger Sun Yang diskutiert mit Bronzemedaillengewinner Duncan Scott.

Foto: AP/Mark Schiefelbein

Sun Yang gewann wieder Gold - und verlor dann die Nerven. Auf dem Siegerpodest brüllte Chinas Schwimm-Riese nach seinem zweiten WM-Titelgewinn in Gwangju den Bronzemedaillengewinner Duncan Scott an, als ihm der Brite den Handschlag verweigerte. Laute Buhrufe vor allem von der Athletentribüne begleiteten die Zeremonie. Wie zuvor schon der Australier Mack Horton wollte auch der Europameister nicht auf das obligatorische Foto mit dem Dopingsünder. "Du Verlierer, ich hab' gewonnen", lästerte Sun nach der Siegerehrung.

Bereits im Wasser hatte der Chinese nach seinem insgesamt elften WM-Gold viele Zuschauer gegen sich aufgebracht. Der Litauer Danas Rapsys hatte auf Paul Biedermanns Weltrekordstrecke 200 m Freistil als Erster angeschlagen. Auf der Anzeigetafel erschien zunächst der Name des Vizeeuropameisters als Sieger, doch Sekunden später blinkte "DSQ" (Disqualifikation) auf. Rapsys hatte nach Angaben des Weltverbands FINA vor dem Start auf dem Block gezuckt.

Sun jubelte demonstrativ mit ausgebreiteten Armen, Buhrufe der internationalen Zuschauer und der Schwimmer auf den Rängen mischten sich mit Jubelschreien der chinesischen Fans. "Mein Sieg war harte Arbeit", sagte der dreimalige Olympiasieger: "Ich habe weiter gekämpft und auch nicht aufgegeben, als ich Zweiter war." Die offizielle Pressekonferenz fiel danach aus, weil sich Suns Dopingkontrolle in die Länge zog. Die FINA gab am Abend bekannt, dass sie gegen Sun und Scott eine Verwarnung ausgesprochen habe.

Suns WM-Start ist höchst umstritten, weil der Dopingsünder von 2014 in eine neue Affäre verwickelt ist. Nach der WM droht dem 27-Jährigen vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS eine nachträgliche Sperre. Einer seiner Gefolgsleute soll im Vorjahr eine Dopingprobe mit dem Hammer zerstört haben.

Nach Suns WM-Sieg über 400 m Freistil hatte sein australischer Rivale Horton bereits aus Protest den Gang aufs Podium, den Handschlag und das gemeinsame Foto der Medaillengewinner verweigert. Von der FINA wurde der Olympiasieger dafür verwarnt. Aus dem Athletenkreis dagegen erfuhr er viel Solidarität.

"Ich bin froh, dass endlich mal jemand ein Zeichen gesetzt hat", hatte der deutsche Athletensprecher Jacob Heidtmann gesagt. Zu Sun meinte der Elmshorner: "Dass der hier schwimmt, ist eine Frechheit für alle sauberen Athleten, für jeden, der für den sauberen Sport einsteht. Das ist ein Schlag ins Gesicht."

Auf seinem Instagram-Account erhielt Horton Morddrohungen gegen sich und seine Familie. "Sie waren ziemlich übel", sagte sein australischer Teamkollege Jack McLoughlin: "Die wünsche ich nicht meinem ärgsten Feind." Horton wählte seine Worte nach den Vorläufen über 800 m Freistil, bei denen sich die Wege der Rivalen erneut kreuzten, sorgfältig: "So sehr ich den Sport schützen möchte, ich muss auch das Team schützen. Der Fokus liegt jetzt auf den Leistungen der Mannschaft und darauf, dass wir durch diese Woche kommen."

(eh/sid)
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