Rodel-WM Florschütz und Wustlich holen Gold

Oberhof (RPO). Die Rennrodel-WM wird weiterhin von den deutschen Athleten bestimmt. Die Doppelsitzer Andre Florschütz und Torsten Wustlich (Friedrichroda/Oberwiesenthal) haben den dritten Titel eingefahren. Die Olympiazweiten holten mit 0,092 Sekunden Vorsprung das dritte WM-Gold ihrer Laufbahn vor den Nachwuchstalenten Tobias Wendl/Tobias Arlt (Berchtesgaden/Königssee).

 Andre Florschütz und Torsten Wustlich gewannen Gold.

Andre Florschütz und Torsten Wustlich gewannen Gold.

Foto: ddp, ddp

Bronze gewannen die Österreicher Tobias und Markus Schiegl. Die Titelverteidiger Patric Leitner/Alexander Resch (Königssee/Berchtesgaden) konnten nur knapp einen Sturz im zweiten Durchgang vermeiden und landeten auf Platz elf.

Florschütz/Wuslich waren bereits 2001 und 2005 Weltmeister geworden. Die Athleten des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD) holten bei der Heim-WM in den drei olympischen Disziplinen wie schon im Vorjahr alle Titel und acht von neun möglichen Medaillen. Zum Abschluss findet noch das Staffelrennen statt.

Die Rodel-Nation Nummer eins war bei der Heim-WM somit wieder mal im Gold-Rausch und feierte das erfolgreichste Abschneiden aller Zeiten. Der 18-jährige Felix Loch als jüngster Champion der Geschichte, Andre Florschütz/Torsten Wustlich, Tatjana Hüfner und die Staffel sorgten in Oberhof vor fast 20.000 Zuschauern für eine optimale Titelausbeute. Die Gastgeber heimsten neun von zehn möglichen Medaillen ein und wiederholten das Kunststück der vier Siege von 2000, 2004 und 2007. Nur bei den Dopplern gaben sie Bronze an Österreich ab.

Deutsche Nation im Gold-Rausch

"Besser geht es nicht, sicher hatten wir auf der Heimbahn gewisse Vorteile - aber die Athleten haben es cool runtergefahren. Wir sind auf dem richtigen Weg in Richtung Vancouver 2010", sagte Sportdirektor Stefan Krauß. Auch Cheftrainer Thomas Schwab war restlos zufrieden: "Das war eine Riesengaudi. Es sind erfreuliche Momente, wenn so junge Leute plötzlich in der Weltspitze sind. Pro Titel genehmige ich mir daheim ein Bier. Es wird jetzt keinen Schlendrian geben, die Jungs sind zu professionell dafür." Auch DOSB-Präsident Thomas Bach war besonders von den "jungen Wilden" angetan.

Die Weltmeister der Einzelrennen fuhren zum Abschluss bei der Staffel-WM-Premiere bei leichtem Regen einen souveränen Erfolg vor Österreich und Lettland heraus. Für die große Sensation der dritten Titelkämpfe nach 1973 und 1985 am Rennsteig sorgte freilich am Samstag der gebürtige Thüringer Felix Loch, der zuvor noch nicht einmal auf dem Podest gestanden hatte.

Der zweimalige Junioren-Weltmeister vom RC Berchtesgaden entthronte beim Vierfach-Triumph den um 0,074 Sekunden geschlagenen 26-jährigen David Möller. Bronze holte Andi Langenhan (Zella-Mehlis) vor Jan Eichhorn (Oberhof) und dem zweimaligen Olympiasieger Armin Zöggeler (Italien). "Die Männer-Krise ist beendet", sagte Schwab grinsend.

"Das ist unglaublich, einfach wunderschön", meinte Felix Loch. Sein Vater und Heimtrainer Norbert Loch war beim Junioren-Weltcup in Kanada und gehörte via Handy zu den ersten Gratulanten. Ein Wiedersehen gibt es bald in Lake Placid, dort wird der flotte Polizeimeister-Anwärter nächste Woche die Junioren-WM bestreiten und die Fahrten gleich als erste Vorbereitung für das Championat 2009 auf dieser Piste nutzen.

Der Olympiazweite Andre Florschütz (Friedrichroda) war nach dem dritten WM-Gold nach 2001 und 2005 glücklich und erschöpft. Bis zwei Tage vor dem Rennen hatte er starke Medikamente wegen einer schweren Erkältung mit geschwollenen Mandeln genommen. "Das war schwierig, mir war manchmal richtig schwindelig. Jetzt habe ich aber keinen dicken Hals mehr", sagte er lächelnd. Partner Wustlich (Oberwiesenthal) strahlte und freute sich "auf einen gemütlichen Abend mit der Freundin".

Tobias Wendl/Tobias Arlt (Berchtesgaden/Königssee), beide 21 Jahre alt, kündigten nach Silber dagegen eine Dauerparty an. "Da geben wir auch Vollgas", so Wendl. Bronze holten die Cousins Tobias und Markus Schiegl aus Österreich. Die Titelverteidiger Patric Leitner und Alexander Resch konnten im zweiten Lauf einen Sturz nur knapp vermeiden und landeten auf Position 11.

Der zum Bundestrainer-Stab gehörende Georg Hackl meinte zu Loch: "Das war ein Rennrodel-Festival. Ich bin stolz wie ein Schnitzel, auch wenn mein Anteil sicher der geringste ist - es macht aber Spaß, mit diesem Jungen zu arbeiten. Das gesamte Team hat seine Hausaufgaben gemacht."

Die deutschen Männer holten erstmals seit der Vereinigung der beiden Verbände alle Medaillen. Den letzten Dreifach-Erfolg eines Landes gab es 1985 in Oberhof durch die DDR-Rodler. Zum Auftakt hatten Hüfner, Natalie Geisenberger und Silke Kraushaar-Pielach bei ihrer Abschieds-WM für den achten Dreifach-Erfolg in Serie gesorgt.

Der zweimalige Weltmeister Möller war nach eigener Aussage super zufrieden mit Silber. "Felix war unbeschwerter, aber für ihn wird es künftig nicht leichter, so der zweimalige Weltmeister Möller. Der Lokalmatador klagte im Vorfeld wegen eines geschwollenen linken Zeigefingers über Probleme beim Starten, wollte dies aber nicht als Ausrede für die Niederlage gegen den Jungspund verstanden wissen: "Ich will es nicht auf die Verletzung schieben, aber ich hätte am Start schneller sein müssen."

(sid)
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