Ice Cross Downhill "Die Angst ist total wichtig"

München · Fabian Mels und Martin Niefnecker sind die Underdogs der Ice-Cross-Downhill-Szene. Ihre kanadischen und US-amerikanischen Kontrahenten sind umjubelte Stars. Trotzdem fahren die beiden Deutschen in der Spitze mit.

 In Nordamerika ist Ice Cross Downhill schon sehr populär.

In Nordamerika ist Ice Cross Downhill schon sehr populär.

Foto: dpa, gnr jak

Sie stürzen sich waghalsig einen Eiskanal mit Gefällen von fast 55 Prozent hinunter, überwinden mit bis zu 50 km/h spektakuläre Hindernisse. Fabian Mels und Martin Niefnecker sind Deutschlands beste Ice-Cross-Downhiller. Während ihre Kontrahenten aus Übersee gefeierte Stars sind, kämpft der Trendsport hierzulande um Anerkennung.

"In Deutschland überschattet der Fußball einfach alles. Aber vor allem in Nordamerika rasten die Leute bei Ice Cross Downhill total aus. Da kommen Zehntausende Zuschauer zu einem Rennen", sagte der Rösrather Mels dem SID, und Niefnecker aus Garmisch-Partenkirchen ergänzte: "Da tun wir uns in Deutschland sehr schwer."

140.000 Fans sind in Nordamerika und Kanada regelmäßig bei den mehrtägigen Rennen, wenn die Profis auf Schlittschuhen und mit Schutzausrüstung eine künstliche Eispiste mit Steilkurven hinunterfahren. Weite Sprünge sind dabei ein absolutes Muss. Am Wochenende werden in München beim Red-Bull-Crashed-Ice-Event immerhin 35.000 Schaulustige erwartet.

Um ihren Traum ausleben zu können, nehmen beide viel in Kauf - vor allem körperliche Schmerzen. "Stürze stehen an der Tagesordnung", sagte Niefnecker: "Vor zwei Jahren habe ich mir das Sprunggelenk gebrochen". Sein Kollege erwischte es erst vor knapp sechs Wochen. "Ich hatte ein bisschen Pech, bin in Kanada auf die Schulter gefallen", sagte Mels: "Es dauert echt lange, das ist eine blöde Verletzung." Da fährt die Angst natürlich immer mit. "Ich denke, dass jeder Angst hat. Ich finde, dass die Angst total wichtig ist. Weil die macht dich erst aufmerksam", sagte Mels: "Aber es ist nicht so, dass mir die Knie schlottern."

Aber auch privat müssen beide Abstriche machen. Niefnecker, genannt "Keule", arbeitet neben dem zeitraubenden Sport in der Schweiz noch als Kunststofftechniker. "Es wäre irgendwie möglich, davon zu leben, aber es ist immer ein Risiko-Spiel", sagte Niefnecker. Mels hat sich hingegen vorerst ganz seiner Leidenschaft verschrieben. "Ich ziehe das durch und probiere, diese Saison nur das zu machen. Jetzt bin ich noch jung", sagte der gelernter Bürokaufmann. Die internationale Konkurrenz kennt finanzielle Probleme dagegen oft nicht.

Trotzdem haben sich beide in der Weltspitze etabliert. "Mein Ziel ist, immer zu gewinnen, ist fahre nicht, um zu verlieren", sagte "Horse Power" Mels. Niefnecker wurde 2010 sogar Weltmeister und will in diesem Winter wieder "an die Weltspitze anschließen".

Dass Mels, der in der 2. Mannschaft der Kölner Haie spielt, bei dem Extremsport gelandet ist, war purer Zufall. Nur zufällig bekam er 2011 von dem Rennen in München mit. "Eine innere Stimme hat mir gesagt, qualifiziere dich mal dafür, und dann habe ich das einfach gemacht", sagte der 25-Jährige, der damals prompt als bester Newcomer ausgezeichnet wurde. Seitdem gehört sein Herz dem Ice Cross Downhill.

(sid)
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