Sieg über 3000 Meter in Calgary Claudia Pechstein sorgt für Paukenschlag

Claudia Pechstein hat einen beeindruckenden Start in den Olympia-Winter hingelegt. Beim ersten Weltcup in Calgary/Kanada gewann sie das Rennen über 3000 m.

Sieg über 3000 Meter in Calgary: Claudia Pechstein sorgt für Paukenschlag
Foto: ap, Jeff McIntosh

Claudia Pechstein kostete ihren Triumph in vollen Zügen aus. Die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin küsste die Kufen ihrer Schlittschuhe, lief lachend und jubelnd durch den Innenraum des Olympic Oval im kanadischen Calgary und zeigte all ihren Kritikern genüsslich die lange Nase in die Kameras. Die streitbare 41-Jährige hatte es mit ihrem Sieg zum Auftakt der Olympia-Saison wieder einmal allen gezeigt.

Drei Monate vor dem Start der Winterspiele in Sotschi ist Pechstein eine der großen Hoffnungsträgerinnen der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG). "Ich habe einen sehr konstanten Lauf hingelegt. Aber ich möchte jetzt noch nicht für Olympia sprechen", sagte Pechstein dem SID nach ihrem Triumph über die 3000 m.

Ein Paukenschlag war es allemal, für den Pechstein beim ersten Weltcup der Saison sorgte. Die Berlinerin siegte auf dem schnellen Eis in Calgary in 3:59,04 Minuten vor Olympiasiegerin Martina Sablikova (Tschechien/3:59,39) und Weltmeisterin Ireen Wüst (Niederlande/3:59,68) und ließ die versammelte Weltelite konsterniert hinter sich. Für Pechstein war es der 30. Weltcup-Sieg ihrer langen Karriere.

"Ich habe nicht gedacht, dass es reicht. Auf einmal gucke ich auf die Uhr, und hinter Sablikova stand Platz zwei. Da dachte ich, cool. Erste!", sagte Pechstein. Nach dem Zieleinlauf wurde sie von ihrem umstrittenen Lebensgefährten Matthias Große auf Händen getragen und strahlte: "Es war ein guter Einstand. Der Ballast ist weg, ich kann die anderen Rennen entspannt angehen."

Denn eine große Hürde auf dem Weg zu ihrer angestrebten zehnten Olympia-Medaille hatte Pechstein spielend genommen. Im ersten Weltcup-Rennen erfüllte sie problemlos die Qualifikationsnorm des DOSB für die Winterspiele in Russland (7. bis 23. Februar), die einen Platz unter den ersten Acht vorsieht.

"Ich fühle mich wohl auf Kufen"

Zusätzliches Selbstvertrauen schöpft Pechstein, die zuletzt vor allem aufgrund ihres Streits mit dem Weltverband ISU und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) für Schlagzeilen gesorgt hatte, derzeit aus optimierten Kufenmaterial. "Wir haben zwei Jahre lang getestet, ehe wir zufrieden waren. Jetzt wird nicht mehr mit der Hand auf dem Schleifbock gearbeitet, sondern mit einer extra dafür entwickelten Maschine geschliffen und per Laser poliert", sagte Pechstein: "Ich fühle mich wohl auf den Kufen."

Lob erhielt Pechstein für ihre Leistung von allen Seiten. Olympiasiegerin Sablikova, die zu Pechstein ein freundschaftliches Verhältnis pflegt, nickte ihr auf dem Podest anerkennend zu. Und auch DESG-Teamleader Helge Jasch war hochzufrieden. "Das war ein exzellenter Lauf. Claudia war die Einzige, die konstante Rundenzeiten gelaufen ist. Es ist ein Top-Ergebnis, im direkten Lauf gegen Ireen Wüst war das auch nicht ganz einfach", sagte Jasch.

Gerade die Tatsache, dass die 41-jährige Pechstein die 14 Jahre jüngere Weltmeisterin aus den Niederlanden in der letzten Runde einkassierte, rief aber auch Überraschung hervor. "40 plus - und das letzte Wort hat Claudia Pechstein", sagte Frank Snoeks, Reporter-Urgestein beim niederländischen Sport-Sender NOS, und konnte in seinem Live-Kommentar seine Verblüffung kaum verbergen.
Wüst war konsterniert: "Es war eine Lehrstunde, eine sehr bittere."

Das Sorgenkind auf den Langstrecken bleibt derzeit Stephanie Beckert. Die Olympiazweite von Vancouver läuft zu Beginn des olympischen Winters ihrer Form hinterher. "Sie hat sich etwas schwer getan und sowieso noch Schwierigkeiten auf den schnellen Bahnen", sagte Jasch, der sich am Freitag jedoch auch über den zweiten Platz von Sprinterin Jenny Wolf (Berlin) über 500 m freuen konnte: "Es war ein sehr guter Auftakt. Wir alle sind sehr froh." Claudia Pechstein freute sich am meisten.

(sid)
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