Rodler aus Tonga Bruno Banani erobert den Eiskanal

München/Calgary · Bruno Banani will Weihnachten in seiner Heimat Tonga unter Palmen verbringen. Das größte Geschenk hat sich der einzige Rodler aus dem pazifischen Inselstaat bereits jetzt gemacht - bei Minusgraden im Eiskanal.

 "Speed Freak" - so beschreibt sich Bruno Banani selbst auf seiner Facebook-Seite.

"Speed Freak" - so beschreibt sich Bruno Banani selbst auf seiner Facebook-Seite.

Foto: Screenshot

Im kanadischen Wintersportort Calgary feierte der 24-Jährige in der Nacht zu Freitag mit deutscher Hilfe den größten Erfolg seiner Karriere. "Das ist der glücklichste Moment meiner Rodel-Laufbahn", sagte er über seine erste Qualifikation für ein Weltcup-Rennen.

Was in seiner sportlichen Vita eine Überschrift mit Ausrufezeichen ist, war für die übrigen qualifizierten Athleten kaum mehr als eine Fußnote. Doch Banani ist anders. Er ist nicht nur ein Exot unter den Rodel-Sportlern, sondern genießt auch in seiner Heimat Ausnahmestatus. Der Sohn eines Kokosbauern hat sich gegen den Volkssport Rugby entschieden und bildet nun alleine das Rodel-Nationalteam des Königreichs Tonga. "Eine große Verantwortung spüre ich deshalb aber nicht, es ist vielmehr ein Gefühl von Ehre", sagte er der Nachrichtenagentur dapd.

Der Höhepunkt der Karriere

Für ihn und den Inselstaat ist die Qualifikation für den Weltcup in Calgary am Samstag (22.30 Uhr, MEZ) der Höhepunkt einer kuriosen Geschichte. Auf dem Weg dahin hat ihn die ehemalige deutsche Rodlerin Isabel Barschinski unterstützt, die ihn 2008 bei einem Casting entdeckte und seither coacht. Im Rahmen einer Patenschaft mit der deutschen Nationalmannschaft trainiert er sogar mit Spitzenrodlern wie Felix Loch, erhält Tipps vom dreimaligen Olympiasieger Georg Hackl und regelmäßige Beurteilungen von Bundestrainer Norbert Loch.

Doch dass Banani gleich im dritten Saisonrennen aus der Zweiten Liga des internationalen Rodelsports in die Elite vorprescht, hätten die wenigsten erwartet. Im entscheidenden Nationencup-Rennen gelang ihm mit Platz 18 eine Punktlandung. "Nach meinem Lauf stand mein Herz für fünf Minuten still", sagte er, weil er von den nach ihm gestarteten Fahrern fast noch aus den Qualifikationsrängen verdrängt worden wäre. Doch seine märchenhaft wirkende Erfolgsgeschichte setzt sich fort.

Erst im späten Rodleralter von über 20 Jahren wurde er entdeckt. Die Tongaische Prinzessin hatte einen Traum. Sie wollte einen Rodler ihres Königreichs bei den Olympischen Winterspielen sehen und rief eine Art einwöchiges Casting ins Leben. Deutsche Scouts halfen bei der Suche und entschieden sich schnell für Banani.

"Ich liebe die Geschwindigkeit"

Der damalige Informatikstudent hatte sich schon an vielen Sportarten versucht. Doch der Gedanke an Eis, Schlitten und Geschwindigkeiten von über 130 Kilometer pro Stunde ließ ihn nicht mehr los. Für Banani war klar: "Mich reizt die Geschwindigkeit nicht nur, ich liebe sie". In seiner Heimat gab es mit Durchschnittstemperaturen von 25 Grad allerdings weder Eis noch Eisbahnen. So trainierte er anfangs in einem Bob mit Rollen auf einem Sandberg, bevor er in Deutschland richtige Rodelbahnen kennenlernte.

Sein Vorhaben sorgte schnell für Aufmerksamkeit. So stattete ihn 2008 der gleichnamige Unterwäscheproduzent mit einem Sponsorenvertrag aus. Und auch sportlich machte er schnelle Fortschritte. Bereits nach wenigen Monaten Training erhielt Banani die Chance, seinen Traum von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver zu verwirklichen.

Doch er stürzte im Qualifikationsrennen und musste mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gebracht werden. Ein Schock, ans Aufhören dachte er aber nicht: "Das kam nicht infrage. Mein großer Traum sind die Olympischen Spiele und ich werde alles dafür tun." Mit der Erfüllung seines großen Traums muss er sich jetzt mindestens bis zu den Winterspielen 2014 in Sotschi gedulden. Sein kleiner, Traum von seinem ersten Weltcup-Rennen wird bereits am Samstag real.

(DAPD)
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