Eisschnelllauf-WM in Nagano Anschütz-Thoms holt Bronze

Nagano (RPO). Nächses Edelmetall für die deutschen Eisschnellläuferinnen bei der Einzelstrecken-WM in Nagano: Daniela Anschütz-Thomas hat bei ihrem siebten WM-Start über 3000 Meter die Bronzemedaille gewonnen.

 Daniela Anschütz-Thomas hat ihre erste WM-Medaille gewonnen.

Daniela Anschütz-Thomas hat ihre erste WM-Medaille gewonnen.

Foto: AP, AP

Dennoch stand die Erfurterin im Schatten von Anni Friesinger. Deutschlands beste Eisschnellläuferin entschied sich an ihrem freien Tag, bei der Einzelstrecken-WM in Nagano auf einen Start im Team-Wettbewerb am Samstag zu verzichten - und sorgte damit für lange Gesichter bei den Verbandsbossen.

"Das wäre ein Rennen zuviel. Wir wollen hier zwei Einzelrennen gewinnen. Anni ist ein Siegertyp. Die Team-Verfolgung geht an die Substanz, und halbe Sachen machen wir nicht", sagte Friesingers Trainer Gianni Romme, der auf keinen Fall die 1000-m-Goldmission seines Schützlings am Sonntag gefährden will: "Anni hat auf dieser Strecke den Weltcup dominiert. Die Chancen auf einen Sieg stehen gut, und so soll es auch bleiben."

Offene Kritik an der Entscheidung der 1500-m-Weltmeisterin durch den Verband blieb aber aus. Die Verantwortlichen gaben sich alle Mühe, den Betriebsfrieden während des Saisonhöhepunktes nicht zu gefährden. "Ich akzeptiere die Entscheidung, hätte mir im Interesse des Teams aber eine andere Position erhofft", sagte DESG-Präsident Gerd Heinze. Teamchef Helge Jasch verwies auf einen "klaren Standpunkt" des Friesinger-Lagers.

Sportdirektor Günter Schumacher, der in offizieller Funktion für den Weltverband ISU vor Ort ist, wollte erst gar keine Stellungnahme abgeben. Bundestrainer Markus Eicher stand "voll und ganz hinter der Entscheidung" und verwies auf die Winterspiele in Turin, als Friesinger sich in den Teamrennen aufrieb und das angestrebte Einzelgold verpasste.

Heinze fügte hinzu, dass er auch in Zukunft keine Probleme in der Zusammenarbeit mit Friesinger sehe, "wenn die Kompromisse, die sie eingeht, für alle zumutbar bleiben". Er hielt Friesinger zugute, dass einen Großteil der Schuld an der schwierigen Sachlage der "unglückliche Zeitplan" trage.

Die DESG hatte sich gemeinsam mit zahlreichen anderen Verbänden dafür eingesetzt, den Team-Wettbewerb der Frauen auf den letzten Tag zu legen. Die ISU lehnte ab, weil derartige Entscheidungen nur auf dem Kongress des Verbandes getroffen werden könnten - und der findet erst im Juni in Monaco statt.

Deutschland ohne Friesinger nur Außenseiter

Ohne Friesinger geht das deutsche Trio am Samstag im Team-Wettbewerb als Außenseiter an den Start, obwohl vor allem Anschütz-Thoms jede Menge Rückenwind hat. "Bronze ist einfach wunderbar. Das wurde aber auch Zeit", meinte die Erfurterin, die seit ihrem ersten WM-Start im Jahr 1999 nur mit dem Team Edelmetall geholt hat: "Ich habe bewiesen, dass ich im hohen Alter von 33 Jahren noch viel bewegen kann."

In 4:05,76 Minuten musste sich "Schützi" nur der neuen Weltmeisterin Kristina Groves aus Kanada (4:05,03) und Paulien van Deutekom aus den Niederlanden (4:05,49) denkbar knapp geschlagen geben. Rekord-Olympiasiegerin Claudia Pechstein (4:08,40) kam von einer Lymphknoten-Entzündung geschwächt nicht über Platz fünf hinaus.

Titelverteidigerin und Weltrekordlerin Martina Sablikova aus Tschechien (4:05,92) musste sich überraschend mit Rang vier begnügen, Olympiasiegerin Ireen Wüst (Niederlande) sagte wegen einer Erkältung ihren Start kurzfristig ab.

Die Erkrankung Pechsteins könnte die Chancen von Team Deutschland auf Edelmetall weiter reduzieren. "Ich stehe zu meinem Einsatz im Team und hoffe, dass ich fit werde", meinte die Berlinerin, die nach zahlreichen vierten Plätzen in dieser Saison aber auch durchatmete: "Ich bin froh, dass das Rennen vorbei ist - und besser Platz fünf als Platz vier."

(sid)
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