Werder – der Krach geht weiter

Bremen/Düsseldorf An sich ist es nicht wirklich eine spektakuläre Nachricht, wenn der Aufsichtsratsvorsitzende eines Fußball-Bundesligisten ein Machtwort spricht. Es ist vielerorts schlichtweg so, dass die Träume der sportlichen Gestalter größer sind als die vorhandenen finanziellen Mittel. Da wünscht man sich sogar jemanden, der den Überblick behält und so den Verein vermeintlich vor dem Absturz bewahrt. In der Hansestadt Bremen hat man den Mechanismen der Branche immer sehr konsequent getrotzt. Manager Klaus Allofs forderte nie öffentlich mehr Geld für neue Kräfte, Trainer Thomas Schaaf war sowieso immer zufrieden, und nur sehr interessierte Beobachter wussten überhaupt, dass Willi Lemke (selbst mal Manager) Vorsitzender des Kontrollgremiums ist. Es ist einiges durcheinandergeraten in der lange so beschaulichen Welt von Werder Bremen.

Nun also hört man genauer hin und deutet aus den Zwischentönen deutlich größere Abnutzungserscheinungen unter den Handlungsbeteiligten als bislang immer angenommen. Klaus Allofs hat erst leise, mittlerweile unüberhörbar, jedem, der in seine Reichweite gekommen ist, erzählt, er müsse zum Wohle von Werder noch mindestens einen "gestandenen Innenverteidiger" verpflichten. Er hat dafür auch Unterstützung von Schaaf bekommen, selbst Torwart Tim Wiese glaubt an Ungemach, wenn die Bremer nicht noch einmal aktiv werden. Lemke dagegen sieht die Situation finanztechnisch nüchtern und sagt: "Unsere Haushaltslage lässt keine weiteren Verpflichtungen zu. Es sei denn, wir verkaufen Spieler oder finden einen neuen Sponsor."

Offenbar haben sie im Norden der Republik dann glücklicherweise doch noch ein paar Rücklagen gefunden und den Griechen Sokratis Papastathopoulos für eine Saison vom FC Genua für geschätzte 800 000 Euro ausgeliehen. Der 23-Jährige ist Innenverteidiger und gehört damit zu einer Gruppe von Facharbeitern, von denen man bei Werder zwar etliche auf der Gehaltsliste hat (Naldo, Mertesacker, Prödl, Silvestre), von denen aber keiner derzeit einsatzbereit ist.

Mittelfristig könnte Papastathopoulos auch im defensiven Mittelfeld wirken. Er trägt schon die Rückennummer 22 – mit der beackerte bis vor wenigen Wochen noch Torsten Frings seinen Arbeitsplatz. Dass Papastathopoulos nicht gerade über eine immense Erfahrung verfügt (zuletzt nur fünf Mal beim AC Mailand in der Serie A eingesetzt), will Allofs noch Aleksandar Ignjovski, vergangenes Jahr von OFK Belgrad an 1860 München ausgeliehen, holen. "Wir möchten ihn schon sehr, sehr gerne haben", sagt Klaus Allofs, der sich mit dem defensiven Mittelfeldspieler längst einig ist, dafür nun aber wieder erst Lemke mit einem Sparplan überzeugen muss.

Es ist auch ein klares Signal Lemke, dass sich der leitende Angestellte Allofs zumindest ein wenig mehr Freiraum ausbittet. Wird der nicht gewährt, muss sich Lemke möglicherweise schon bald selbst auf dem Transfermarkt umschauen – nach einem neuen Manager.

(RP)
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