Biathlon: Youngster Martina Glagow gewinnt Jagdrennen Weltcup: Ricco Groß Dritter bei den Herren

Östersund (dpa). Die "jungen Wilden" im deutschen Frauen-Team haben beim letzten Biathlon-Weltcup vor den Weltmeisterschaften am Sonntag im schwedischen Östersund erneut die Weltspitze aufgeschreckt. Die fünfmalige Junioren-Weltmeisterin Martina Glagow aus Mittenwald erkämpfte sich mit einem bravourösen fehlerfreien Schießen beim 12,5 km langen Verfolgungsrennen den zweiten Weltcup- Tagessieg ihrer Laufbahn. Wegen ihrer Schieß-Stärke gilt die 20- Jährige nun in der Verfolgung und im Massenstart - den beiden Disziplinen mit vier Schieß-Einlagen - zumindest als Mitfavoritin für die Welttitelkämpfe ab kommenden Samstag am Holmenkollen in Oslo. Weltmeister Ricco Groß (Ruhpolding) rehabilitierte sich mit einer hervorragenden Aufholjagd auf Rang drei hinter dem siegreichen Norweger Frode Andresen und Pawel Rostowzew (Russland) für den unbefriedigenden 14. Platz im Sprint am Freitag.

Martina Glagow war 1:29 Minuten nach Sprint-Siegerin Galina Kuklewa (Russland) als 15. gestartet und übernahm nach dem dritten Schießen die Führung. Sie benötigte 31:29,3 Minuten für die anspruchsvolle Laufstrecke und hatte im Ziel 5,2 Sekunden Vorsprung vor der Russin Swetlana Tschernusowa sowie 10,4 s vor deren Team- Kollegin Swetlana Ichmuratowa. Die 22-jährige Andrea Henkel (Oberhof) als Sechste und Sprint-Weltmeisterin Martina Zellner (Hammer) als Achte komplettierten das hervorragende Abschneiden der deutschen Frauen beim letzten WM-Test. Damit ließen sie die etwas schwächeren Ergebnisse im Sprint am Vortag vergessen, als Henkels siebter Rang die beste Platzierung war.

Die als sichere Schützin bekannte Martina Glagow beeindruckte die gesamte Konkurrenz nicht nur mit fehlerfreiem, sondern auch extrem schnellem Schießen. Mit 108 Sekunden - Durchschnitt 27 s für jede Schieß-Einlage - legte sie Zeiten vor, die selbst Weltspitzen-Männern zur Ehre gereichen würden. "Das hat sich im jahrelangen Training so eingeschliffen, ist zur Routine geworden", erläuterte die überglückliche blonde BGS-Polizeimeister-Anwärterin. Sie habe aber vor dem vierten Schießen schon ein "bissel Angst gehabt", bekannte die ihre erste Weltcup-Saison absolvierende Bayerin.

"Auf der Strecke habe ich mir keine Gedanken gemacht, doch als ich zum vierten Male zum Schießen kam und auf den ersten Stand musste, habe ich daran gedacht, dass ich mit einem weiteren Nuller gewinnen könnte. Da haben die Nerven schon ein bissel geflattert", erzählte Glagow. "Bei zwei Randtreffern habe ich auch etwas Glück gehabt, dass die Scheiben gefallen sind. Gestern hatte ich Pech, als sie bei zwei Randtreffern stehen blieben. So gleicht sich wohl Pech und Glück wieder aus", fügte sie an.

Männer-Bundestrainer Frank Ullrich strahlte ob der hervorragenden Leistung von Ricco Groß. "Das war Maßstab gebend und ist Motivation für die gesamte Mannschaft", jubelte Ullrich und Ricco Groß blickte der WM entgegen: "Dort will ich nicht als Tourist rumlaufen. Die heutige Leistung zeigt, dass der Anspruch berechtigt ist."

Weltcup in Östersund/Schweden, Jagdrennen:

Damen über 10 km: 1. Martina Glagow (Mittenwald) 31:29,3 Minuten/0 Strafrunden nach Schießfehlern, 2. Swetlana Tschernoussowa 0:05,2 Minuten zurück/1, 3. Swetlana Ischmuratowa (beide Russland) 0:10,4/3, 4. Shumei Yu (China) 0:13,8/0, 5. Corinne Niogret (Frankreich) 0:37,0/1, 6. Andrea Henkel (Oberhof) 0:40,9/2, 7. Magdalena Forsberg (Schweden) 0:57,9/2, 8. Martina Zellner (Hammer) 1:09,7/3, 9. Florence Baverel (Frankreich) 1:25,5/2, 10. Galina Kuklewa (Russland) 1:45,5/7, ... 14. Uschi Disl (Moosham) 2:07,3/2, ... 25. Katrin Apel (Oberhof) 3:27,7/7, ... 35. Katja Beer (Altenberg) 4:12,7/7

Stand im Gesamtweltcup nach 16 Konkurrenzen: 1. Forsberg 353 Punkte, 2. Ischmuratowa 265, 3. Kuklewa 253, 4. Olena Zubrilowa (Ukraine) 251, 5. Niogret 244, 6. Disl 231, 7. Henkel 228, 8. Zellner 226, 9. Olena Petrowa (Ukraine) 183, 10. Gunn Margit Andreassen (Norwegen) 180, 11. Apel 164, ... 16. Beer 138, ... 20. Glagow 125

Männer, Verfolgungsrennen (12,5 km): 1. Frode Andresen (Norwegen) 33:22,0 Minuten (einschließlich 5 Strafrunden); 2. Pawel Rostowzew (Russland) 4,9 Sekunden zurück (0); 3. Ricco Groß (Ruhpolding) 25,5 (0); 4. Raphael Poiree (Frankreich) 36,8 (3); 5. Jakubs Nakums (Lettland) 42,1 (0); 6. Sylvest Glimsdal (Norwegen) 55,0 (2); 7. Wiktor Majgurow (Russland) 59,2 (0); 8. Olegs Maluhins (Lettland) 1:01,3 Minuten zurück (4); 9. Wladimir Dratschew (Russland) 1:02,1 (4); 10. Sven Fischer (Oberhof) 1:11,1 (2); ... 19. Frank Luck (Oberhof) 1:48,0 (3); 25. Peter Sendel (Oberhof) 2:17,5 (2); 43. Alexander Wolf (Oberhof) 3:47,4 (4)

Weltcupstand (nach 16 von 25 Rennen): 1. Poiree 315 Punkte; 2. Ole Einar Björndalen (Norwegen) 310; 3. Fischer 302; 4. Andresen 241; 5. Wadim Saschurin (Weißrussland) 228; 6. Rostowzew 215; 7. Dratschew 205; 8. Groß 201; 9. Luck 200; 10. Sendel 177; ... 20. Carsten Heymann (Altenberg) 100; 27. Marco Morgenstern (Altenberg) 78; 42. Wolf 28; 51. Jan Wüstenfeld (Bad Berleburg) 14

(RPO Archiv)
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