DSB-Sportdirektor Thomas Pfüller im Interview: "Vier Medaillen sind der Gradmesser"

Frage: "Thomas Pfüller, mit welchen Erwartungen reisen die deutschen Wintersportler zur Nordischen Ski-WM nach Lahti?"

Frage: "Thomas Pfüller, mit welchen Erwartungen reisen die deutschen Wintersportler zur Nordischen Ski-WM nach Lahti?"

Thomas Pfüller: "Die vier bei der WM 1999 gewonnenen Medaillen sind der Gradmesser. Wir fahren nicht nach Lahti, um schlechter als in Ramsau abzuschneiden. Es wäre schon eine große Enttäuschung, wenn wir nicht mindestens drei Medaillen gewinnen. Dabei denke ich, dass sich die Skispringer von den zuletzt erstarkten Kombinieren nicht die Butter vom Brot nehmen lassen - auch wenn ich beiden Sparten überragende Leistungen zutraue."

Frage: "Gerade die deutschen Skispringer hatten als Medaillengaranten der letzten Titelkämpfe zuletzt aber Probleme."

Pfüller: "Auch wenn es in Adam Malysz einen Überflieger gibt und die deutschen Athleten zuletzt nicht auf dem Treppchen standen, keiner verliert bei uns das Vertrauen in Sven Hannawald oder Schmitt. Wenn Martin sich konzentriert vorbereiten kann, kann er Großes leisten, ob er nun Weltmeister oder Vierter wird. Auch das Team ist für zumindest eine Medaille gut. Eine WM hat eigene Geestze. Das hat man vor zwei Jahren in Ramsau gesehen, als unser Skisprung-Team trotz zwei Stürzen Gold gewonnen hat."

Frage: "Erhoffen Sie sich auch von den Kombinierern nach zuletzt zwei Weltcup-Siegen in Folge Medaillen?"

Pfüller: "Wir sind in dieser Saison schon weiter gekommen als wir geglaubt haben. Man sieht an unseren Kombinieren, dass unser neuer Weg, auf junge Leute zu setzen, richtig ist. Ich hoffe, dass wir im Einzel eine Medaille gewinnen und auch im Team ganz vorn dabei sind. Ronny Ackermann hat gesagt, dass er den Gesamtweltcup gewinnen will. Das kann nur ein Athlet, der sich vornimmt, Medaillen zu machen."

Frage: "Auch im Langlauf sieht es besser als in den Jahren zuvor aus."

Pfüller: "Wir haben ganz eindeutig einen Schritt nach vorn gemacht, aber es wäre überspitzt, nach all den schlechten Jahren nun eine Medaille zu erwarten. Man muss differenzieren: Bei den Damen müssten wir uns unwahrscheinlich steigern, um unter die Top Sechs zu kommen. Wenn sie sich gut verkaufen, sind Platzierungen zwischen zehn und 15 drin. Mehr ist im Sprint möglich. Da haben wir der Manuela Henkel klar gemacht, dass es dafür im nächsten Jahr eine Olympiamedaille gibt."

Frage: "Wie sieht es bei den Langlauf-Herren aus?"

Pfüller: "Da sind wir ganz klar auf dem richtigen Weg. Ein Sommerfeldt kann jederzeit unter die besten Acht laufen, auch wenn die Skandinavier und Mühlegg die Medaillen unter sich aus machen werden. Youngster wie Teichmann oder Spanuth sind gut für Platzierungen unter den besten 15. Und in der Staffel ist, wenn alles zusammenpasst, auch eine Medaille möglich. Das gilt im übrigen auch für den Sprint. Aber eigentlich soll Lahti für die Langläufer nur das Sprungbrett für Olympiamedaillen sein."

Frage: "Hoffen Sie darauf, in allen drei Sparten Medaillen zu gewinnen?"

Pfüller: ""Unsere Planung läuft ja eigentlich voll auf Olympia 2002. Also wäre es schon die Erfüllung eines Traums, wenn wir in jeder der drei Sparten WM-Medaillen gewinnen würden."

Frage: "Was passiert den Trainern, wenn alles schiefgeht?"

Pfüller: ""Wir machen in jedem Fall mit den gleichen Leuten bis Salt Lake City weiter. Die Weltcup-Ergebnisse zeigen, dass sie die Richtigen sind."

Frage: "Was kostet die WM-Expedition den DSV?"

Pfüller: "Zwischen 120.000 und 140.000 Mark. Die tragen wir erstmals voll aus Eigenmitteln, nachdem sonst immer der Bund bezahlt hat. Für uns wäre es natürlich extra schön, wenn sich die Investitionen in Erfolgen auszahlen."

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort