Jerez/Düsseldorf Vettel sucht noch Namen für sein Auto

Jerez/Düsseldorf · Der Weltmeister will in der kommenden Saison zum fünften Mal in Folge den Titel in der Formel 1 gewinnen. Doch durch etliche Veränderungen im Reglement wissen die Teams noch nicht, wo sie aktuell stehen.

Der neue Dienstwagen von Sebastian Vettel trägt noch die etwas unspektakuläre Bezeichnung RB10. Um die persönliche Bindung zu seinem Boliden zu unterstreichen, hat der Heppenheimer in der Vergangenheit dem Fahrzeug immer einen Frauennamen gegeben. Kinky Kylie, Luscious Liz, Randy Mandy, Kate's Dirty Little Sister und Kate zählten zu den bisherigen Kreationen. Derzeit sei man noch in der Findungsphase, wie dass Rennauto für die neue Saison heißen soll, verlautet es bei Vettels Arbeitgeber "Red Bull Racing". Ohnehin hält man sich mit allzu vielen Informationen über das Gefährt zurück.

Dementsprechend kommt nur an die Öffentlichkeit, was sich anhand des Reglements ableiten lässt. Die wichtigsten Fakten:

Der Motor Der 2,4-Liter-V8-Saugmotor wurde nach acht Jahren von Red Bull durch einen komplett neu entwickelten 1,6-Liter-V6-Turbo-Motor abgelöst. Naturgemäß machen die Konkurrenten immer ein großes Geheimnis um die Leistung. Beim Red Bull, so die Schätzungen, sollen es rund 600 PS sein.

Energierückgewinnung Das bisherige "KERS" wird durch ein neues Hybrid-Energie-Rückgewinnungssystem (ERS) ersetzt. Anstatt für 6,7 Sekunden 80 zusätzliche PS abrufen zu können, haben die Piloten 33 Sekunden lang 160 PS zur Verfügung. Künftig kommt der Leistungsschub nicht nur durch Bremsenergie, sondern auch durch die Abwärme der Turbos. Die Autos dürfen dafür auch eine elektronische Bremskontrolle für die Hinterräder haben.

Das Gewicht Statt wie bislang 642 sind es nun mindestens 690 Kilogramm.

Das Getriebe Es gibt acht Vorwärtsgänge, deren Übersetzung nicht mehr geändert werden darf, dazu einen Rückwärtsgang.

Der Tank Jeder Wagen ist auf 100 Liter Benzin begrenzt. Bisher war es den Teams theoretisch freigestellt, zumeist lag das Volumen aber bei 160 Liter.

In der Praxis konnte Vettel seinen Wagen noch nicht ausprobieren. "Ein Teil ist falsch herum montiert worden", erklärt der 26-Jährige am ersten Tag der Testsession im spanischen Jerez. Vettel sagt, der RB10 sei "wie ein Puzzle", und sein Zusammenbau habe durchaus etwas mit "Raketenwissenschaft" zu tun. In der Endabrechnung jedenfalls bewegte sich das Auto keinen Millimeter. "Unser Ziel war es, unser Auto überhaupt hierher zu bringen", befindet Red-Bull-Teamchef Christian Horner fast schon ein wenig trotzig. Eine durchaus vorzeigbare Leistung. Die Kollegen von Marussia oder Lotus sind bereits in dieser Disziplin gescheitert und hinken gewaltig hinterher.

Sebastian Vettel traut sich dennoch schon mal einen vorsichtigen Ausblick auf die Saison zu. "Das Rennfahren wird sich verändern. Wir werden nicht das ganze Rennen Vollgas geben können, müssen Sprit sparen", sagt der Heppenheimer. "Die Abstände werden größer werden." Nach drei oder vier Rennen werde man sehen, wo man steht, dann könne man auch Erwartungen formulieren. Vettel vermisst schon jetzt den Sound der alten Autos: "Ich liebe den V8. Für mich geht es mit dieser Entwicklung einfach in die falsche Richtung."

Es gibt Themen, bei denen Vettel abrupt abbremst. Das gilt vor allem für sein Privatleben, verbunden mit den Meldungen Anfang des Jahres, er sei Vater einer Tochter geworden. "Ich bleibe dabei, dass ich dazu nichts sage", betont er in Jerez. Es gebe für ihn den Grundsatz, sein Privatleben maximal abzuschotten.

Das sollte man respektieren.

(RP)
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