Lindsay Davenport ohne Chance Venus Williams gewinnt Wimbledon

London (sid). Venus Williams hat Titelverteidigerin Lindsay Davenport mit ihrem Powertennis überrollt und zum ersten Mal in ihrer Karriere das Endspiel in Wimbledon gewonnen. Die 20-Jährige feierte mit dem 6:3, 7:6 (7:3)-Erfolg in 1:23 Stunden ihren ersten Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier.

Für Davenport, die im Vorjahr an gleicher Stelle Steffi Graf in ihrem letzten Wimbledonfinale geschlagen hatte, war es die erste Niederlage bei ihrer dritten Finalteilnahme nach den US-Open 1998, Wimbledon 1999 und Australien 2000.

Nach dem Matchball kletterte die ausgelassen jubelnde Siegerin durch die Zuschauerreihen in die Loge ihrer Familie und weinte an der Schulter ihrer Schwester Serena, die sie im Halbfinale geschlagen hatte, bevor sie ihren Vater Richard umarmte. "Es ist ein großartiger Moment", sagte Venus Williams, "ich habe für diesen Moment mein ganzes Leben gearbeitet und davon geträumt." Die Siegerin konnte ihre Tränen auch nach dem Sieg nicht zurückhalten: "Ich wollte unbedingt mit meiner Familie feiern, ich musste da hoch."

"Venus spielte sehr gut heute, wie im ganzen Turnier", sagte die Verliererin Davenport, "ich habe erst am Ende des Matches mein Spiel gefunden, aber sie war insgesamt zu stark."

Venus zieht mit Serana gleich

Venus Williams ist die erste Afro-Amerikanerin nach Althea Gibson 1957 und 1958, die die wertvollste Tennis-Trophäe gewinnen konnte. Sie zog damit auch mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester gleich, die 1999 mit dem Sieg bei den US-Open als erste der beiden spektakulären "Ghetto-Cinderellas" einen Grand-Slam-Titel ins Familienheim in Palm Beach Gardens in Florida gebracht hatte. In der neuen Weltrangliste wird sie hinter Davenport an Nummer drei notiert und kassiert außerdem eine Siegprämie von 1,35 Millionen Mark. Die Verliererin musste sich mit 677.000 Mark trösten.

Die vor Selbstvertrauen strotzende Venus Williams ließ ihrer vier Jahre älteren Kontrahentin im ersten Satz keine Chance. Sie ging mit vollem Risiko in die Bälle und machte fast keine Fehler. Obwohl der Weltranglisten-Zweiten gleich im ersten Spiel ein Break gelang, fand sie zunächst überhaupt nicht in ihr Spiel. Williams machte die Punkte, Davenport die Fehler. Die nächsten vier Spiele gingen an Venus Williams, die in den Wechselpausen immer wieder in kleine Zettel schaute.

Es waren wahrscheinlich Taktik-Notizen von Vater Richard, der auf der Tribüne auch eine Tafel mit Nachrichten hochhielt. "Hallo Mrs. Williams, ich liebe und vermisse dich", ließ der exentrische Daddy seine in Florida weilende Frau Oracene wissen.

Lindsay Davenport kämpfte zwar, fand aber insgesamt nur wenig Mittel gegen die pausenlos attackierende Venus Williams. Die Weltranglisten-Zweite, die im Frühjahr an einer Rückenverletzung litt und ihren linken Oberschenkel bandagiert hatte, wirkte zudem nicht so beweglich wie gewohnt.

Der zweite Satz entwickelte sich zu einem Abtausch von Breaks. Viermal breakte Venus Williams und schlug bereits zum Matchgewinn auf. Doch in diesem Moment spielten ihre Nerven nicht mit. Mit zwei Doppelfehlern erlaubte sie Davenport den Ausgleich zum 5:5. Das Match musste im Tiebreak entschieden werden, den die härtere Aufschlägerin schließlich gewann und am Ende die Siegesschale von der Herzogin von Kent entgegen nehmen durfte.

Das Finale begann mit einer der typischen Regenunterbrechungen in Wimbledon. Alles war bereits für das Endspiel vorbereitet, die Ballkinder standen schon zum Aufmarsch aufgereiht, als drei Minuten vor dem geplanten Start die Schutzplanen über den Platz gezogen werden mussten. Kurze Zeit später wurden sie wieder entfernt, das Netz erneut aufgerichtet, nur eine Viertelstunde später wurden die Planen wegen eines leichten Nieselregens wieder ausgerollt.sid ah tl

(RPO Archiv)
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